Ziel ist ein Zehn-Minuten-Takt ab Ahrensburg und ein 20-Minuten-Takt ab Oldesloe. 50 Prozent mehr Kunden erwartet.

Ahrensburg/Hamburg. "Die Linie S 4 muss spätestens im Jahr 2018 fertig sein, sonst werden wir möglicherweise nicht einmal mehr das jetzige Nahverkehrsangebot zwischen Hamburg und Ahrensburg halten können", sagt Kay Uwe Arnecke, Geschäftsführer der S-Bahn Hamburg. Erstmals ist damit ein konkreter Fertigstellungstermin für eine eigene S-Bahn-Strecke in der Welt, deren Planung zur unendlichen Geschichte zu werden drohte. Kay Uwe Arnecke macht Druck - und er hat gute Gründe dafür, warum er die S 4, die dann siebte Linie seines Unternehmens, ins Rollen bringen will.

"Mit der Fertigstellung der Fehmarnbeltquerung im Jahr 2018 wird der Bahnverkehr auf der Strecke Hamburg-Lübeck-Puttgarden deutlich zunehmen", prophezeit Arnecke. "Das betrifft besonders den Güterverkehr." Es werde dann immer schwieriger werden, den Hamburger Nahverkehr auf den Gleisen unterzubringen. "Der Zeitpunkt 2018 für den S-4-Start ist keine Wunschvorstellung von mir, das ist mein Ziel", bekräftigt er gegenüber der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes. "Das ist für die S-Bahn Hamburg GmbH die wichtigste Aufgabe der kommenden Jahre, und ich werde alles daran setzen, um dieses Ziel zu erreichen."

Die Kundenzahlen auf der Strecke Hamburg-Ahrensburg könnten mit den neuen Linie um mehr als 50 Prozent gesteigert werden. Die S-Bahn schätzt, dass die S 4 im Jahr 2018 täglich 27 000 Menschen transportieren wird. Derzeit nehmen 16 600 die Regionalbahn.

Voraussetzung für den prognostizierten Zuwachs: Es werden zwei neue Bahngleise von Hamburg-Hasselbrock nach Rahlstedt gelegt, ein neues Gleis von Rahlstedt nach Ahrensburg-Gartenholz. Zweite Voraussetzung: Auf Hamburger Gebiet müssten neue Bahnhöfe entstehen. Denkbare Standorte: an der Claudiusstraße und der Bovestraße in Wandsbek, am Holstenhofweg und am Pulverhof. Mehr Bahnhöfe, mehr Fahrgäste: Das ist die Regel, nach der die S-Bahn GmbH handelt.

Was ist möglich, wenn die Bahngleise erst liegen? In 28 Minuten kommt man von Ahrensburg zum Jungfernstieg, in 37 Minuten ist man am Bahnhof Altona - dort wird die S 4 vermutlich enden. Denkbar wäre auch eine Fortführung bis Pinneberg. In den Hauptverkehrszeiten (zwischen 6 und 9 Uhr sowie zwischen 16 und 20 Uhr) fährt die S-Bahn alle zehn Minuten, sonst alle 20 Minuten. Bad Oldesloe wird in den Hauptverkehrszeiten im 20-Minuten-Takt bedient, sonst stündlich.

Kay Uwe Arnecke ist sich sicher, dass dieses Ziel erreichbar ist. "Alle wollen doch die S 4. Hamburg und Schleswig-Holstein wollen, der Hamburger Verkehrs-Verbund will." Und der Bund habe gerade festgestellt, dass der Bahnknoten Hamburg die Belastungsgrenze erreicht habe. Weil die S 4 aber im S-Bahntunnel des Hauptbahnhofs halten wird und nicht wie jetzt die R 10 in der Bahnhofshalle, hilft das auch dem Regional- und Fernverkehr.

Vorbild ist für Arnecke die neue S 3, die Bahn bis Stade. "Auf der Linie haben wir immer noch die höchste Wachstumsrate", sagt er. Rund 10 000 Menschen benutzen werktags die S 3 - deutlich weniger, als für die S 4 prognostiziert. Hier warte also eine deutlich größere Erfolgsgeschichte darauf, geschrieben zu werden.

400 Millionen Euro wird das Projekt S 4 nach Einschätzung von Arnecke ungefähr kosten - inklusive Fahrzeuge. Wer bezahlt was? An dieser Frage ist bis jetzt noch jeder gescheitert, der die S-Bahn nach Ahrensburg voranbringen wollte. Das will Arnecke, seit Oktober im Amt, nicht beurteilen. "Ich gucke nach vorn."

Er setzt nun auf Konkretisierung. "Bisher gab es nur grobe Ansätze für die Planung und die Kosten", sagt er. "Wir müssen jetzt genauer werden. Da geht es auch um Streckenvarianten." Sein Ziel: "Bis Ende dieses Jahres wollen wir wissen, ob man in die Vorplanung geht. Die kostet dann schon richtig Geld und wird ungefähr ein Jahr dauern. Wenn alles gut läuft, könnte der Ausbau vielleicht 2015 fertig sein." Drei Jahre vor 2018, dem magischen Datum. Dann wäre sie da: die S 4, die verflixte siebte Linie. T-Shirts mit S-4-Aufdruck hat Arnecke schon mal herstellen lassen. Der Mann ist Optimist.