Das Hamburger Abendblatt und der ADAC testen die Park-and-ride-Anlagen in Stormarn. Heute: Der Regional-Bahnhof in Ahrensburg.

Ahrensburg. Morgens, 8 Uhr, rund um den Ahrensburger Regional-Bahnhof. Um diese Zeit ist das Parkhaus Alter Lokschuppen bereits vollständig zugeparkt. Verzweifelte Pendler suchen in der gegenüberliegenden Ladestraße nach freien Stellplätzen, blockieren dabei den Verkehr. Andere - in Eile, weil die Abfahrt des Zuges naht - lassen ihr Auto einfach auf der Bahnhofstraße stehen und hetzen auf den Bahnsteig. Alltag an einem Bahnhof im Speckgürtel der Großstadt Hamburg, die täglich Hunderttausende Pendler anzieht.

Gemeinsam mit Experten des ADAC hat die Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblatts zwei Wochen lang alle Park-and-ride-Anlagen (P+R) an den R-10-Bahnhöfen sowie an den U-Bahnhöfen im Kreis getestet. Untersuchungen haben gezeigt, dass täglich rund 300 000 Pendler aus der Metropolregion nach Hamburg fahren. Tatsächlich gibt es im Hamburger Umland aber nur 22 000 Autostellplätze in P+R-Anlagen. Der ADAC fordert einen deutlichen Ausbau. "In den kommenden Jahren wollen wir 50 000 Plätze schaffen", sagt Carsten Willms, verkehrspolitischer Sprecher des Automobil-Clubs. Für das Abendblatt hat er die Stormarner Anlagen unter die Lupe genommen und sein Urteil abgegeben. Welche Parkplätze sind sauber? Wo können sich Pendler auch bei Dunkelheit sicher fühlen? Welche Anlagen sind auch für Behinderte zugänglich? Und vor allem: Wo gibt es noch Kapazitäten?

Auf dem Ahrensburger Bahnsteig sieht sich Carsten Willms nach einem Hinweisschild um. Das schwarz-weiße Symbol "P+R" weist den Nutzern den Weg. Vom Bahnsteig zur Bahnhofshalle gelangt man auch per Aufzug. Willms ist zufrieden. Auch Serviceeinrichtungen wie Kiosk und Briefkasten bringen Punkte. "Aber in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs gibt es keine Toiletten. Das ist schlecht", sagt der Experte.

Systematisch arbeitet sich Carsten Willms voran. 110 Kriterien umfasst der Test, nach denen Willms unter anderem Sicherheit, Benutzerfreundlichkeit und Barrierefreiheit überprüft. Eine Park-and-ride-Anlage kann maximal 100 Punkte und damit die Schulnote "sehr gut" erreichen.

Willms erster Eindruck von der Anlage Alter Lokschuppen ist zufriedenstellend. "Sie ist vernünftig ausgeschildert, es gibt Hinweise auf die Videoüberwachung und darauf, wer auf den Behindertenparkplätzen parken darf." Die Behindertenparkplätze - versehen mit dem Hinweis "wird ständig kontrolliert" - entsprechen der vorgeschriebenen Breite von mindestens 3,50 Meter. Ein Schild jedoch missfällt Willms: der Hinweis auf eine Maximalgeschwindigkeit von 20 Kilometer pro Stunde. "Auf dem Schild steht '20 km'. Das ist eine alte Beschilderung. Inzwischen schreibt man nur noch '20', damit ist dieses Schild eigentlich ungültig", sagt er. Das sei ein Zeichen dafür, dass das Parkhaus selten kontrolliert werde.

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Als Nächstes testet Carsten Willms die Beleuchtung im Alten Lokschuppen. "Die Augen müssen reagieren und sich auf das Licht im Parkhaus umstellen können", sagt er. Mit einem Lux-Messgerät nimmt er eine Stichprobe. Normalerweise sollten es 250 bis 300 Lux sein. "Hier ist es viel zu dunkel", sagt Willms. "Selbst direkt unter der Lampe sind es gerade einmal 185 Lux." Das sei "deutlich zu wenig". Er misst an weiteren Stellen, kommt in dunkleren Bereichen auf "bestenfalls" 30 Lux, im schlechtesten Fall zeigt das Messgerät gerade einmal fünf Lux an. "So dunkel sollte ein Parkhaus auf keinen Fall sein. Das ist außergewöhnlich schlecht für die Sicherheit."

Auch mit der Sauberkeit ist der Experte unzufrieden. "Überall liegt Müll, und die Wände sind mit Graffiti beschmiert. Es ist sehr ungepflegt. Das wirkt wenig vertrauenerweckend." Mit seiner Kamera dokumentiert Willms Schäden auf der Fahrbahn. "Das ist äußerst schlecht, weil die Reifen bei einer solchen Oberfläche beschädigt werden können." Gut findet er dagegen die vollbesetzte Bike-and-ride-Anlage im Parkhaus. "Die Fahrradständer sind überdacht und in der Nähe der Überwachungskameras", sagt er. Auch abschließbare Fahrradboxen, die bei der Stadt gemietet werden können, gibt es.

Dann holt Carsten Willms eine Wasserwaage und ein Maßband heraus. Entspricht das alte Parkhaus den gesetzlichen Bestimmungen? Die Steigung der Rampe sollte maximal 15 Grad betragen. Willms legt die Wasserwaage an. "6,2 Grad, das ist gut." Allerdings: Statt der vorgegebenen 3,50 Meter ist die Rampe nur drei Meter breit. "Laut Besitzstandswahrung muss das aber nicht geändert werden." Dasselbe gilt für die Fluchtwege, die wie früher üblich einen Meter breit sind. Die heutige Norm beträgt 1,50 Meter.

Die Parkplatzbreite entspricht dem Mindestmaß von 2,40 Meter. "Besser wären allerdings 2,50 Meter", sagt Willms. Dass die Stellplätze nicht nummeriert sind, findet der Experte "ungünstig". "Das ist nicht übersichtlich. Außerdem gibt es kein wie in anderen Anlagen übliches dynamisches Parksystem, das anzeigt, wie viele Plätze auf welcher Ebene frei sind." Trotzdem: der ADAC-Experte ist nicht unzufrieden mit dem Lokschuppen. "Die Kommune muss keinen Neubau schaffen. Die Qualität der Anlage könnte deutlich besser sein, wäre es heller und sauberer."

Fazit: 56 von 100 Punkten. Das ist die Schulnote "Vier". Die 540 Parkplätze im Parkhaus und in der Ladestraße sind zu 100 Prozent belegt.

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