Wie gut oder schlecht sind die Park-and-ride-Anlagen in Stormarn? Lesen Sie ab Montag die Ergebnisse in der großen Serie im Abendblatt.

Ahrensburg. Wächst die Wirtschaft? Wächst die Zahl der Arbeitsplätze? An der Zahl der Pendler lassen sich mindestens zwei wichtige Entwicklungen einer Gesellschaft ablesen. In Stormarn geht es da bergauf - in beeindruckender Weise. Von 2007 bis 2011 stieg die Zahl der Auspendler um fast zehn Prozent, die Zahl der Einpendler gar um gut zwölf Prozent. Viele von ihnen nutzen die Bahn, um zum Arbeitsplatz zu kommen. Die Zahl der Fahrgäste ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Aber halten die Bahnhöfe, halten die Park-and-ride-Anlagen mit dieser Entwicklung Schritt? Gemeinsam mit dem ADAC hat die Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblatts die Anlagen unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse unseres großen P+R-Tests lesen Sie in dieser Zeitung. Unsere Serie startet am Montag (siehe unten).

Wer Berufspendler ist, der kennt das: Die Abfahrt des Zuges rückt näher, aber ein freier Parkplatz in Bahnhofsnähe ist nicht in Sicht. In Ahrensburg steht die Ladestraße im Mittelpunkt des Pendlerinteresses. Morgens um 8 Uhr ist dort alles dicht. Wer einen Parkplatz bekommen will, muss früher da sein - oder sich andere Lösungen einfallen lassen. Die Straßennamen wechseln, aber die Situation ist an den Bahnhöfen Bad Oldesloe, Bargteheide, Reinfeld und Ahrensburg-Gartenholz dieselbe. Die Bahnlinie Hamburg-Lübeck ist nun einmal die wichtigste Stormarner Zugverbindung.

Deshalb waren zwei Mitarbeiter der Stormarn-Redaktion des Hamburger Abendblatts gemeinsam mit Experten des ADAC eine Woche lang unterwegs, um die Parkmöglichkeiten an den fünf wichtigsten Stormarner Bahnhöfen und an den U-Bahnhöfen unter die Lupe zu nehmen. Sie testeten unter anderem die Benutzerfreundlichkeit und die Sicherheit. Ist es hell genug im Parkhaus? Gibt es eine Videoüberwachung? Und sie klärten die wichtigste Frage: Reicht die Zahl der Stellplätze? Außerdem befragten die beiden Mitarbeiter Pendler und baten sie um ihre Einschätzung der Parksituation. Am Ende des Tests steht eine Punktzahl, die im Bereich zwischen null und 100 liegt.

Für Wirtschafts- und Arbeitsmarktexperten ist klar, dass P+R-Anlagen wichtige Bausteine im Mobilitätssystem sind. "Mit insgesamt mehr als 90 000 Ein- und Auspendlern pro Tag sind im Kreis Stormarn schon beeindruckend viele Menschen unterwegs, um an ihren Arbeitsplatz zu kommen", sagt Stefan Schröder, der Sprecher der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe. "Von den gut 82 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die hier leben, pendeln 50 000 an ihren Arbeitsplatz außerhalb des Kreises. Allein fast 36 000 davon nach Hamburg. Diese Zahl zeigt die große Bedeutung der Mobilität in der heutigen Berufswelt." Natürlich benutzen nicht alle die Bahn, aber dass es volkswirtschaftlich und ökologisch sinnvoll wäre, daran gibt es keinen Zweifel.

Wie wichtig die Pendler für die Firmen in Stormarn sind, zeigt eine zweite Zahl: die der Einpendler. "In Kreis arbeiten rund 73 000 Menschen in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis. Davon kommen fast 42 000 Menschen als Einpendler in den Kreis und darunter allein gut 16 000 aus Hamburg", sagt Stefan Schröder. "Verglichen mit allen anderen Kreisen rund um Hamburg hat Stormarn die mit Abstand meisten Einpendler."

Mit anderen Worten: Die Wirtschaft im Kreis ist auf Arbeitskräfte aus anderen Regionen angewiesen. Und der Bedarf wird wachsen. Schon jetzt hat der Kreis die niedrigste Arbeitslosenquote im Norden. Will er als Firmenstandort attraktiv bleiben, muss er dafür sorgen, dass Berufstätige schnell und komfortabel zu ihrem Arbeitsplatz und wieder nach Hause kommen - egal, ob sie in Hamburg oder in Stormarn arbeiten. "Mobilität ist in der Metropolregion ganz wichtig", sagt Stormarns Landrat Klaus Plöger. "Die Bahnstrecke Hamburg-Lübeck hat da enorm an Bedeutung gewonnen. Und wenn die S 4 gebaut wird, wird sich das noch verstärken. Deswegen sollte man rechtzeitig darüber nachdenken, die P+R-Anlagen dem Bedarf anzupassen."

Zahlen der Verkehrsservicegesellschaft des Landes (LVS) belegen diese Einschätzung. Am Ahrensburger Bahnhof stiegen 2001 im Schnitt täglich 4908 Zugfahrer ein oder aus, zehn Jahre später waren es schon 7838 - ein Zuwachs von rund 51 Prozent. Bad Oldesloe ist in diesem Zeitraum an Ahrensburg vorbeigezogen - in der Rangliste der am stärksten frequentierten Bahnhöfe in Stormarn. 4225 Kunden täglich wurden in der Kreisstadt im Jahr 2001 gezählt. 2011 waren es 9602. Das ist ein Anstieg von rund 110 Prozent.

Für die LVS, die landesweit den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) organisiert, sind P+R-Anlagen deshalb ganz wichtig. "Viele ÖPNV-Nutzer kommen nun mal per Auto zum Bahnhof", sagt der Pressesprecher Dennis Fiedel. "Deshalb gibt das Land Zuschüsse für den Bau solcher Anlagen."

Carsten Willms, verkehrspolitischer Sprecher des ADAC Hansa, weiß: "Park-and-ride-Anlagen sind wichtig, weil viele Autofahrer für den Weg zur Arbeit aus Kostengründen auf die Bahn umsteigen wollen."