Obermeister Karl-Heinz Pfeiffer widerspricht Präsident des deutschen Bäckerhandwerks, Peter Becker, der steigende Preise ankündigt.

Stade/Buxtehude. Es herrscht eine angespannte Stimmung bei den Bäckern und Konditoren im Landkreis Stade. Grund sind hohe Preise für einzelne Zutaten sowie steigende Energie- und Lohnkosten. Wegen der schlechten Witterung ist nun auch noch die Ernte schlecht. Trotzdem würden Brot und Brötchen in dieser Region vorerst nicht teurer, sagt Karl-Heinz Pfeiffer aus Steinkirchen, Obermeister der Stader Bäckerei-Innung. Eine Preisgarantie gebe es allerdings nicht.

Damit widerspricht er Peter Becker. Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks hat vor wenigen Tagen öffentlich angekündigt, dass Brot und Brötchen noch in diesem Jahr deutlich teurer werden würden. Hintergrund seien laut Becker steigende Energie- und Lohnkosten sowie teurere Zutaten.

Im Landkreis Stade sieht die Situation derzeit ein wenig anders aus. "Die meisten Betriebe haben ihre Preise in diesem Jahr schon erhöht", sagt Pfeiffer. Im Frühjahr sind Brot und Brötchen in vielen Bäckereien teurer geworden. In seinem Betrieb kostet beispielsweise ein normales Weizenbrötchen zurzeit 33 Cent. Zu Beginn des Jahres waren es noch 30 Cent. Der Bäckermeister aus Steinkirchen ist seit März dieses Jahres Obermeister der Stader Bäckerei-Innung, zu der 30 Betriebe gehören.

Dennoch stimmt Pfeiffer dem Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks in gewisser Hinsicht zu. Man müsse die Preisentwicklung der Rohstoffe genau im Auge behalten, sagt der Bäckermeister aus Steinkirchen.

Zum Beispiel die Entwicklung des Zuckerpreises bereite ihm Sorgen. "Wir sehen derzeit nicht, dass die Preise zurückgehen", sagt Pfeiffer. Zu höheren Preisen führen darüber hinaus die hohen Energiekosten, die seit dem beschlossenen Atomausstieg noch weiter angestiegen seien. "Mit diesem Problem stehen wir nicht allein da", sagt Bäckermeister Pfeiffer. Dennoch hätte das Bäckerhandwerk kaum noch finanziellen Spielraum, weil in der gesamten Wirtschaft die hohen Energiekosten weitergegeben würden.

Sowohl der Bäckereihandwerkspräsident Becker als auch Stades Obermeister Pfeiffer machen zudem die Lohnkosten für die Preisentwicklung mitverantwortlich. Diese würden bei den Bäckereien im Landkreis Stade durchschnittlich mehr als 40 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen. Dennoch meint Pfeiffer: "Man muss die Mitarbeiter fair bezahlen." Gleichwohl merkt er an, dass eine Steigerung von zwei Prozent der Lohnkosten nicht einfach aufzufangen sei bei einem Gewinn von fünf Prozent.

Weil die Bäckereien die entstandenen Mehrkosten weitergeben müssten, haben im Landkreis Stade die meisten Betriebe ihre Preise bereits erhöht. Dazu gehört auch der Bützflether Bäckermeister Jan Holst: "Wir haben die Preise vor acht Wochen angepasst." In seinem Betrieb kostet ein normales Weizenbrötchen derzeit 35 Cent. Holst sagt, er werde seine Preise zumindest bis 2012 nicht mehr erhöhen. Dann komme es darauf an, wie sich der Mehlpreis entwickelt. Wegen des Wetters ist die Getreideernte in Deutschland in diesem Jahr schlecht. Das Brotgetreide werde knapper und somit steigen die Preise, sagt der Obermeister der Stader Bäckerei-Innung, Karl-Heinz Pfeiffer. Allerdings sei der Weltmarktpreis von Getreide keineswegs nur von den Ernteergebnissen in Deutschland abhängig. "In Amerika und der Ukraine waren die Ernten sehr gut", sagt Pfeiffer.

Dass die für die Bäcker relevanten Getreidepreise nicht von der deutschen Ernte abhängig sind, bekräftigt auch Stades Kreislandwirt Johann Knabbe: "Etwa 70 Prozent des deutschen Getreides ist Futtergetreide." Das liege daran, dass die Qualitätsanforderungen für Brotgetreide oftmals nicht erreicht werden könnten. Das gelte zum Beispiel für den gesamten Landkreis Stade.

Unter anderem wegen des Witterungsverlaufes und den Böden sei der Anbau von Qualitätsweizen hier gar nicht möglich, sagt Knabbe. Zudem würde der weltweite Getreidepreis ohnehin an den für die Landwirtschaft wichtigen Börsen in Chicago und Paris festgelegt. "Dort hat sich der Preis seit Mai deutlich nach unten entwickelt", sagt Knabbe. Allerdings werde dieser Preis nicht direkt an die Bäcker weitergegeben. Die Preisentwicklung liege auch an der Einkaufspolitik der Mühlen, die das Getreide verarbeiten. "Die Rohstoffpreisentwicklung ist von vielem abhängig", sagt Knabbe.