Bei der Agentur für Arbeit Elmshorn sind aber kreisweit noch 318 offene Stellen gemeldet. Bewerber sollten bei der Berufswahl flexibel sein

Kreis Pinneberg. 362 Jugendliche sind im Kreis Pinneberg noch ohne Ausbildungsplatz. "Demgegenüber stehen aktuell 318 unbesetzte Stellen", erläutert Gerold Mellem, Sprecher der zuständigen Agentur für Arbeit in Elmshorn. Er empfiehlt den noch unversorgten Bewerbern, flexibel zu sein und nicht krampfhaft an ihrem Wunschberuf festzuhalten.

1394 Ausbildungsangebote wurden der Agentur für Arbeit, bezogen auf den Kreis Pinneberg, für 2011 gemeldet. "Das sind 26 mehr als im Vorjahr", berichtet Mellem. Dem steht ein - wenn auch geringer - Anstieg der Bewerber gegenüber: 1466 Heranwachsende meldeten sich ausbildungsplatzsuchend - sechs mehr als 2010.

"Wer jetzt noch nichts gefunden hat, sollte sich nicht auf eine Region beschränken, sondern mobil sein", empfiehlt Mellem. Und er oder sie sollte auch Flexibilität bei der Berufswahl beweisen. Häufig seien einzelne Branchen überlaufen - in anderen Bereichen dagegen würden Firmen händeringend auf geeignete Azubis warten.

Noch freie Ausbildungsplätze sind bei der Agentur für Arbeit zum Beispiel im Einzelhandel gemeldet. Gesucht werden etwa Bäcker, Fleischer sowie Verkaufspersonal. Auch in der Gastronomie - etwa in den Lehrberufen Koch beziehungsweise Restaurantfachfrau/mann - haben Bewerber noch gute Chancen. Ebenso wie in den grünen Berufen. So suchen Gartenfachbetriebe dringend Nachwuchs.

Aber auch in anderen Branchen hat die Arbeitsagentur noch freie Stellen. "In Pinneberg wird ein Zweiradmechaniker gesucht, in Tornesch haben wir drei Lehrstellen als Verpackungsmittelmechaniker offen", erläutert Mellem. In Wedel sowie in Pinneberg werden drei Azubis zum Hörgeräteakustiker gesucht, in Elmshorn wird eine Ausbildung als Orthopädiemechaniker angeboten, in Uetersen eine zum Papiertechnologen.

Die Agentur für Arbeit wird im Herbst eine Nachvermittlungsaktion für Jugendliche starten, die bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz leer ausgegangen sind. "Wir werden gemeinsam mit den Kammern auf die Betriebe zugehen und versuchen, so viele wie möglich unterzubringen", sagt Mellem. Auch werde sich seine Behörde um die Heranwachsenden kümmern, die zwar die Schule abgeschlossen haben, jedoch nicht ausbildungsreif sind. Mellem: "Wir bieten ihnen berufsvorbereitende Maßnahmen an oder vermitteln bei Bedarf auch Langzeitpraktika."

Die Handwerkskammer Lübeck meldet für den Kreis Pinneberg eine große Ausbildungsbereitschaft der Betriebe. "Uns sind 495 abgeschlossene Lehrverträge angezeigt worden, das sind 50 mehr als im Vorjahr", berichtet Ulf Grünke, Sprecher der Handwerkskammer. Nach seinen Angaben stehen die Chancen für Jugendliche, die noch keine Lehrstelle gefunden haben, noch gut. "Derzeit sind im Handwerk noch viele Lehrstellen unbesetzt." Das gilt jedoch eher weniger für die beliebtesten Stellen im Handwerk. Die meisten männlichen Jugendlichen wollen am liebsten Kfz-Mechatroniker werden, bei den jungen Damen ist das Friseurhandwerk am begehrtesten. "Weniger bekannt ist, dass wir sehr zukunftssichere Berufe im Gesundheitsbereich anbieten", sagt Grünke. Er verweist auf die Ausbildungsgänge zum Augenoptiker, Hörgeräteakustiker oder Orthopädiemechaniker.

Noch viele freie Ausbildungsstellen gibt es im Bäckerhandwerk. "Es sind offenbar immer noch die Arbeitszeiten, die abschrecken", vermutet der Sprecher der Handwerkskammer. Er kann das nicht verstehen. "Wir früh anfängt, hat auch früh Feierabend", hält er entgegen. Ein weiteres Vorurteil sei, dass Bäcker nur Teig kneten würden. Grünke: "Das stimmt nicht. Bäcker ist inzwischen ein Hightech-Beruf und technisch sehr anspruchsvoll."

Ulrich Grobe, Geschäftsführer der Zweigstelle Elmshorn der Industrie- und Handelskammer zu Kiel (IHK), beklagt die gestiegene Zahl schlechter Bewerbungen. "Viele strotzen vor Schreibfehlern und umgeknickten Ecken", sagt er. Zudem sei ein Großteil der Bewerbungen nicht aussagekräftig. Viele Jugendliche würden sich nicht mit der Firma, bei der sie anfragen, befassen, sondern einfach allgemeine Phrasen verwenden, die sie in der Schule gelernt haben. Grobe: "Bewerben kommt von werben. Wer schlecht für sich wirbt, der wird auch nichts."

Grobe empfiehlt den Jugendlichen, sich mit ihrer Bewerbung mehr Mühe zu geben. "Sie müssen deutlich machen, warum sie sich genau auf diese Position bewerben und warum es gerade dieser Ausbildungsbetrieb sein soll." Ganz wichtig sei auch, im Briefkopf den richtigen Ansprechpartner bei der Firma zu benennen und das Schreiben nicht einfach an "Sehr geehrte Damen und Herren" zu richten.

"Für Jugendliche, die in kaufmännisch-technische Berufe wollen, bieten die Industrie- und Handelskammern ein individuelles Bewerbungstraining an", wirbt Grobe. Interessenten sollten sich nach einer Terminvereinbarung persönlich in der Geschäftsstelle vorstellen und auch ihre Bewerbungsmappen mitbringen. Grobe: "Die kriegen von uns dann Klartext zu hören, warum es bisher nicht geklappt hat."