Die Gemeinde will ein neues Haus für junge und kulturinteressierte Menschen bauen. Doch dieses wird teurer als ursprünglich geplant

Apensen. Sie soll endlich einen eigenen Raum bekommen, die Jugend in der Gemeinde Apensen - und auch Kulturinteressierte im Ort und in der Umgebung sollen nicht mehr nach Buxtehude fahren müssen, wenn sie einmal ein Theaterstück oder ein Konzert ansehen wollen. Für die Umsetzung dieser beiden hehren Ziele, die nicht zuletzt wegen des steten Wachstums des Ortes forciert werden, möchte die Gemeinde seit längerem Geld in die Hand nehmen.

Gemeinderat stimmt am 14. April endgültig ab

Jetzt ist der Plan vor der Umsetzung - allerdings wird das Vorhaben die hoch verschuldete Gemeinde voraussichtlich noch deutlich mehr Geld kosten, als zunächst veranschlagt. Dafür bekommen Apensens Jugendliche und Kulturinteressierte allerdings auch mehr. Statt, wie zunächst vorgesehen, im derzeitigen Feuerwehrhaus, soll das zukünftige "Jugend- und Kulturzentrum Apensen" nun in einem eigens entworfenen Neubau Platz finden. Das hat jetzt der Sozial- und Kulturausschuss der Gemeinde in einer nicht öffentlichen Sitzung mehrheitlich empfohlen.

Der ursprünglich avisierte Plan, das Feuerwehrgerätehaus umzubauen, scheiterten an zahlungskräftiger Konkurrenz aus nächster Nachbarschaft. Auch die Apenser Sparkasse hatte nämlich Interesse angemeldet, das Nachbargrundstück mitsamt dem Gebäude anzukaufen, das nach dem geplanten Umzug der Feuerwehrleute frei wird. Laut Apensens Gemeindedirektor Peter Sommer sind Grundstück und Gebäude bereits verkauft. Die Sparkasse wolle das Grundstück "perspektivisch" für eine Erweiterung nutzen. Zum Verkaufspreis will sich Sommer nicht äußern.

Für Apensens junge und kulturinteressierte Menschen ist man unterdessen in der Nachbarschaft fündig geworden. Auf einem gemeindeeigenen Grundstück, das sich hinter dem Gebäude der Grundschule an der Schulstraße befindet, soll jetzt ein einstöckiger, rund 170 Quadratmeter großer Neubau entstehen. Der Architekt Bernd Grambow, der laut Peter Sommer auch für die Ausführung der Pläne vorgesehen ist, hat dafür bereits einen Entwurf gemacht. Auch eine Kostenkalkulation liegt vor - allerdings liegt diese mit 409 000 Euro deutlich höher als jene 260 000 Euro, die die Gemeinde Ende des Jahres für den Umbau des Feuerwehrhauses in den Haushalt eingestellt hatte. Die Verwaltung hat deshalb einen Nachtragshaushalt vorgelegt, der am Donnerstag, 14. April, 18.30 Uhr, im Finanzausschuss zur Abstimmung stehen soll. In der Sitzung, die im Anschluss stattfinden soll, stimmt der Gemeinderat über den Plan ab. Folgt der Rat der Empfehlung des Ausschusses, stehen dem Vorhaben auf rechtlicher Seite nur noch zwei Dinge entgegen: eine Baugenehmigung des Landkreises und eine Genehmigung der Kommunalaufsicht.

Besonders letztere dürften die wenigen Politiker im Gemeinderat, die das Vorhaben nach wie vor kritisch sehen, Spannung erwarten. "Ich bin der Meinung, dass wir das Geld einfach nicht haben", sagt etwa der CDU-Fraktionschef Friedrich Dammann, der als einziger Politiker im Ausschuss gegen den Neubau gestimmt hat. Bereits das ursprüngliche Vorhaben fand er angesichts des hohen Schuldenstandes der Gemeinde unangemessen. Er sagt aber auch, dass die Mehrheit seiner Fraktion "wahrscheinlich dafür" stimmen werde. Gemeinsam mit den Stimmen von SPD und Grünen, die das Vorhaben von Anfang an positiv begleitet und forciert haben, wäre die Stimmenmehrheit dann gesichert.

400 000 Euro Kosten steht positiver Jahresabschluss gegenüber

Lebt hier eine Gemeinde über ihre Verhältnisse - und eine Mehrheit der Ratspolitiker trägt das populäre Vorhaben mit? Den rund 400 000 Euro stehen rund eine Million Euro gegenüber, die unter dem Strich einer überraschend positiven Jahresabrechnung für das Jahr 2010 standen. Die Gemeinde müsste also keine neuen Kredite aufnehmen. Die Forderung vonseiten Friedrich Dammanns, man müsse die Mehreinnahmen für den Schuldenabbau verwenden, kontert die SPD-Fraktionsvorsitzende Ingrid Scherzer-Hartz: "Wir müssten die Kredite vorzeitig tilgen. Und das würde bedeuten, Strafzinsen zu bezahlen." Deshalb solle die Gemeinde lieber "langfristig in die Jugendarbeit" investieren, zumal die Gemeinde erst Anfang 2010 einen hauptamtlichen Jugendpfleger eingestellt hat.

Markus Löhden, der für die CDU im Sozial- und Kulturausschuss sitzt, sieht das Vorhaben ebenfalls "grundsätzlich positiv". Für ihn hängt das Vorhaben aber "sehr stark von den Zuschüssen ab" - gemeint sind 150 000 Euro aus Mitteln des Leader-Programms, die die Gemeinde beantragt hat. Eine lokale Aktionsgruppe, die sich unter anderem aus Politikern der anderen Geest-Gemeinden zusammensetzt, entscheidet am Dienstag, 12. April, über diesen Antrag. Peter Sommer rechnet mit einer Bewilligung der Mittel.

Einen weiteren Beitrag zur Kostenminimierung sieht Grünen-Politiker Roland Denien, der sich ebenfalls im Ausschuss für den Neubau ausgesprochen hat. Seine Meinung nach könnten die Jugendlichen die Außenanlagen des künftigen Jugendtreffs, etwa eine kleine Terrasse und einen Garten, selbst gestalten.