Gruppen in Harsefeld und Apensen sollen neue Räume bekommen. Doch wichtige Fragen sind noch nicht geklärt

Harsefeld/Apensen. Die Jugendarbeit in den beiden südlichen Samtgemeinden der Stader Geest steht vor großen Umbrüchen. Sowohl in Harsefeld als auch in Apensen sollen die Jugendlichen ein neues Zentrum bekommen. In Harsefeld wird dabei über einen Neubau nachgedacht, in Apensen liebäugeln Politik und Verwaltung mit einem Umbau des derzeitigen Feuerwehrhauses.

In Apensen hätte dann der Jugendpfleger Jens Neumann, der seit einem Jahr in der Samtgemeinde arbeitet, neue Möglichkeiten für den weiteren Aufbau seines Bereiches. In Harsefeld hingegen soll ein verändertes Betreuungskonzept einen Neustart in der Jugendarbeit ermöglichen. Auch vor diesem Hintergrund streben Politik und Verwaltung einen Umzug des Jugendklubs an, der derzeit im ehemaligen Schulgebäude an der Schulstraße residiert.

Der Impuls für das neue Konzept kam aus der Politik, nachdem einige Jugendliche für Probleme in dem Treffpunkt gesorgt hatten. "Es waren ein paar Jungs, zwischen 17 und 20 Jahren alt. Die sind teilweise betrunken hier herein gekommen, haben andere angepöbelt und Dinge zerstört", sagt Alfred Schüch, der seit 25 Jahren als Jugendpfleger im Flecken Harsefeld arbeitet. Schüch betont, dass es sich um "deutsche Jugendliche" gehandelt habe - und dass das Problem seit etwa drei Monaten erledigt sei, nachdem er der Gruppe "Hausverbot auf Lebenszeit" erteilt habe. "Das hat sich jetzt herum gesprochen und mittlerweile kommen wieder ganz andere Jugendliche hierher."

Das neue Konzept, das Alfred Schüch ausgearbeitet und vor etwa einem Jahr vorgelegt hat, wartet allerdings noch immer auf eine Umsetzung. Unter anderem sieht es vor, eine zusätzliche Stelle für die Betreuung einzurichten und in Zukunft mehr Arbeitsgruppen wie eine Theater-AG anzubieten. Weil die Frage nach einem künftigen Verbleib des Jugendklubs aber noch nicht geklärt ist, gibt es auch noch keinen Beschluss zur Realisierung dieses Konzeptes. "Das ist seit einem Dreivierteljahr in der Schwebe", sagt Alfred Schüch.

Eine Hauptursache für die ungeklärte Lage ist die Lage am Harsefelder Immobilienmarkt. Bereits im Frühjahr hatte die Politik die Verwaltung beauftragt, auf dem Markt Angebote für den Gebäudekomplex der ehemaligen Schule einzuholen, den nach dem Auszug des Kindergartens "Löwenzahn" noch der Jugendklub, die Pfadfinder und der Spielmannszug nutzen.

Ein Verkauf des Komplexes, der Anfang des vergangenen Jahrhunderts erbaut wurde, ist seit längerem geplant, ein erster Versuch scheiterte allerdings schon vor Jahren. Auch der zweite Versuch war bisher wenig Erfolg versprechend: "Wir haben bisher keine Bewerbung bekommen, von der wir überzeugt waren", sagt Peter Walthart, Bauamtsleiter des Flecken Harsefeld. Die Schwierigkeit: Ein Investor muss nicht nur ein Kaufangebot, sondern auch ein Nutzungskonzept vorlegen. Der Samtgemeinde schweben eine Seniorenwohnanlage oder Mehr-Generationen-Häuser vor.

Der Verkauf ist die Grundbedingung für einen Umzug des Jugendklubs, für den laut Gemeindedirektor Rainer Schlichtmann ein Neubau im Bereich des Schulzentrums Jahnstraße entstehen könnte. Zumindest das Geld wäre bereits vorhanden: Wie der Harsefelder Bürgermeister Friedrich Dammann sagt, stünden Mittel aus dem Konjunkturprogramm II zur Verfügung.

Im Falle Apensens stellt sich die Lage etwas anders dar. In der Samtgemeinde hat man zwar ein Gebäude zur Verfügung, das nach einem Umbau reichlich Platz für die Jugendgruppen bieten würde. Allerdings mangelt es der deutlich finanzschwächeren Kommune an Geld. Die Klärung einer möglichen Förderung ist die Vorbedingung für eine Realisierung.

Die Chance zu dem durchaus ambitionierten Vorhaben bietet sich, nachdem die Samtgemeinde den Neubau dreier Feuerwehrhäuser veranlassen musste, weil die Feuerwehrunfallkasse Mängel an den bisherigen Gebäuden festgestellt hat. Das größte der Vorhaben, der Neubau des Apenser Feuerwehrhauses, steht in diesem Jahr an. Das derzeitige Feuerwehrhaus im Zentrum Apensens, würde dann für eine neue Nutzung bereit stehen.

Die Apenser SPD und die Grünen haben diese Chance genutzt und den Umbau zu einem Jugendzentrum vorgeschlagen. Dass es dafür einen Bedarf gibt, ist in der Samtgemeinde unstrittig. Der Jugendpfleger Jens Neumann, der seit einiger Zeit ein umfangreiches Angebot aufbaut, hat dafür in Apensen nur einen Raum der Kirchengemeinde zur Verfügung.

Ein umgebautes Feuerwehrhaus böte hingegen ganz andere Möglichkeiten - wie sie aussehen könnten, haben im Dezember Studenten der Hochschule 21 skizziert, die im Auftrag der Gemeindeverwaltung Entwürfe für ein neues Jugendzentrum vorgelegt haben. Mit den Stimmen der SPD und der Grünen hat der Gemeinderat bereits beschlossen, 260 000 Euro für den Umbau in den aktuellen Haushalt einzustellen. Doch die Summe übersteigt die tatsächlichen Möglichkeiten der Gemeinde. Diese hofft nun auf Zuschüsse aus Mitteln des Leader-Programms der Europäischen Union.

Um den Grundsätzen der Förderfähigkeit gerecht zu werden, wurde das Vorhaben mittlerweile zu einem "Kulturzentrum" geändert, das allen Generationen zur Verfügung stehen soll. Gemeindedirektor Peter Sommer hat das Vorhaben bereits der lokalen Aktionsgruppe vorgestellt, die über den Zuschuss entscheidet. Immerhin sei das Projekt dort "zustimmend zur Kenntnis" genommen worden.

Konkurrenz könnte das Vorhaben zuletzt noch von ganz anderer Seite bekommen: nämlich von nebenan. Wie Peter Sommer bestätigt, interessiert sich auch die örtliche Sparkasse für einen Kauf des Grundstücks, die den Platz für einen Erweiterungsbau nutzen würde. Wenn die Gemeinde auf das Angebot eingehen würde, hätte sie zwar keinen neuen Jugendklub - aber zumindest Geld, um einen Teil der Schulden abzubezahlen. In der CDU gibt es Sympathien für diese Variante.