Pinneberg. Der neue Veranstalter und die Stadt Pinneberg zogen Bilanz. So soll es mit dem Markt vor der Drostei in diesem Jahr weitergehen.

Zuerst gab es Beschwerden, dass die Holzhackschnitzel auf dem Boden nicht mit Rollator und Kinderwagen befahrbar seien, dann hieß es in den Sozialen Medien, das Pinneberger Weihnachtsdorf sei „lieblos“, „kulinarisch eine Enttäuschung“, habe „zu wenig Flair“. Die Firma Hamburg Events, die erstmals als neuer Veranstalter den Weihnachtsmarkt vor dem Pinneberger Rathaus ausgerichtet hat, hatte einen schweren Start. So schwer, dass sich die Veranstalter nun fragen, ob sich ein Weitermachen überhaupt noch lohnt.

Das wurde auf einem Treffen von Veranstalter, dem Stadtmarketing Pinneberg und der Wirtschaftsförderung der Stadt deutlich. „Wir haben uns zusammengesetzt und das vergangene Weihnachtsdorf, das für uns ja das erste in Pinneberg war, Revue passieren lassen“, sagt Torben Kostiuk, Inhaber und Geschäftsführer von Hamburg Events.

Pinneberger Weihnachtsdorf: Veranstalter verzeichnen kleines Plus

Hamburg Events hatte in 2023 die Ausschreibung für die Ausrichtung des Pinneberger Weihnachtsdorfes für sich entscheiden können. Der Vertrag mit Unternehmer Jens Stacklies als Betreiber war nach zehn Jahren ausgelaufen und er hatte sich nicht mehr an der neuen Ausschreibung beteiligt.

Geschäftsführer Torben Kostiuk und Projektleiterin Jule Duda von der Firma Hamburg Events ließen ihr erstes Pinneberger Weihnachtsdorf Revue passieren.
Geschäftsführer Torben Kostiuk und Projektleiterin Jule Duda von der Firma Hamburg Events ließen ihr erstes Pinneberger Weihnachtsdorf Revue passieren. © HA | Hamburg Events

Torben Kostiuk und seine Projektleiterin Jule Duda haben alle Einnahmen und Ausgaben aufgerechnet, mit finanziell durchwachsenem Ergebnis. „Wir haben ein sehr kleines Plus gemacht, das allerdings weit hinter unseren Erwartungen und unseren Erfahrungen aus den anderen vier Weihnachtsmärkten zurückgeblieben ist“, sagt Torben Kostiuk. „Das erste Wochenende war das beste, danach ist der Umsatz kontinuierlich zurückgegangen. Auch das ist ungewöhnlich, normalerweise ist es genau anders herum.“

Weihnachtsdorf Pinneberg: Kunsthandwerker gaben auf

Problematisch sei auch gewesen, dass die Kunsthandwerker sehr schlecht in Pinneberger angenommen worden seien. „Wir hatten sieben Kunsthandwerker, die alle vor der vereinbarten Zeit das Handtuch geworfen haben, weil sie nicht genug verkauft haben“, sagt Projektleiterin Jule Duda. Ob dies auch an der öffentlichen Kritik, die an dem Weihnachtsdorf geübt worden war, gelegen habe, ließe sich schwer einschätzen.

Der Boden im Weihnachtsdorf in Pinneberg war mit Holzspänen ausgelegt, das sorgte für Diskussionen.
Der Boden im Weihnachtsdorf in Pinneberg war mit Holzspänen ausgelegt, das sorgte für Diskussionen. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Das Stadtmarketing Pinneberg hatte mit einer offenen Kommunikation und detaillierten Erläuterung die Diskussion um die Holzspäne, die eigentlich für eine gemütliche Atmosphäre im Advent sorgen sollten, einen Stimmungswechsel bei vielen Kritikern bewirken können. Es wurde eine Notrufnummer sichtbar angebracht, für alle, die Hilfe beim Befahren der Späne brauchten. Auch der Seniorenbeirat wurde mit ins Boot geholt und teste den Zugang zum Weihnachtsmarkt.

Pinneberger Weihnachtsdorf: Aufbau soll nachgebessert werden

„Für uns ist es das erste Mal, dass wir den Drosteiplatz bespielt haben“, sagt Torben Kostiuk. „Wir haben – wie immer bei jedem neuen Platz – viele Erfahrungen gesammelt, vieles gelernt und würden, sollten wir weitermachen wollen, einige Veränderungen an Aufbau und Anordnung des Weihnachtsdorfes vornehmen.“

Die Firma Hamburg Events hatte den Zuschlag für die Ausrichtung des Weihnachtsdorfes für drei Jahre bekommen. Es gibt allerdings eine Ausstiegsklausel aus dem Vertrag. Bei einem gewissen Minusgeschäft ist der Veranstalter nicht mehr an seine Zusage gebunden.

Weihnachtsdorf unrentabel: Veranstalter will mehr Unterstützung

„Wir haben lange überlegt“, sagt Torben Kostiuk. „Natürlich wissen wir, dass eine Veranstaltung nicht immer im ersten Jahr rentabel ist. Es würden allerdings helfen, wenn wir mehr Unterstützung – welcher Art auch immer – bekämen.“

Die Bilanz von Sebastian Hoyme, Leiter des Stadtmarketings, fällt positiv aus: „Wir sehen das genauso. Es war ein rundum gelungenes Dorf, das sicher an der einen oder anderen Stelle etwas nachjustiert werden kann.“ Und erinnert: „Pinneberg hat den Luxus, ein vierwöchiges Weihnachtsdorf mitten in der Stadt zu haben, das sieben Tage die Woche geöffnet ist.“

Wirtschaftsförderin will mehr Sponsoren werben

Birgit Schmidt-Harder, Wirtschaftsförderin der Stadt Pinneberg, verspricht, die Veranstalter weiterhin zu unterstützen. „Für Pinneberg und die Pinneberger Innenstadt wäre es eine Katastrophe, wenn es kein Weihnachtsdorf mehr gäbe“, sagt sie. „Ich würde mich sehr freuen, wenn die Firma Hamburg Events auch dieses Jahr wieder unser Ausrichter sein würde und werde aktiv um weitere Unterstützer und Sponsoren werben.“

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Die Stadt Pinneberg werde alles tun, um den Veranstalter bei der Ausrichtung des Weihnachtsdorfes zu unterstützen, sagt auch Bürgermeister Thomas Voerste. „Wir wissen von vielen anderen Gemeinden, dass sie beispielsweise auf Sondernutzungsgebühren für Veranstaltung, die nachweislich der Belebung der Innenstadt dienen, verzichten. Auch wir sollten gemeinsam mit der Politik und unseren Ordnungsrechts- und Haushaltsexperten prüfen, ob das für Pinneberg ein gangbarer Weg sein könnte. Stadt und Stadtmarketing sind schon jetzt dazu in einem engen Austausch.“

Torben Kostiuk versichert, er wolle, wenn möglich, sein Wort halten. „Ich habe einen Vertrag unterschrieben. Das ist für mich Ehrensache. Wir haben im Team beschlossen, dass wir zumindest dieses Jahr noch weitermachen werden. Wir freuen uns über die Unterstützung des Bürgermeisters. Der Verzicht auf Sondernutzungsgebühren, die im fünfstelligen Bereich liegen, würde uns sehr helfen, damit wir weiterhin in das Pinneberger Weihnachtsdorf investieren können.“