Politiker aller Parteien sind sich einig: Der Schwerlastverkehr muss aus der Gemeinde verbannt werden

Tangstedt. Über mangelnde Beschäftigung können sich die Tangstedter Gemeindepolitiker in den vergangenen fünf Jahren nicht beklagen. Die Diskussionen sind geprägt vom traditionellen Streit um den Kiesabbau, dazu kommt die Verärgerung über das hohe Verkehrsaufkommen.

Die vier Kräfte - CDU (Gemeindevertretung: sechs Sitze), SPD (vier), die Bürgergemeinschaft BGT (fünf) sowie die FDP (zwei) - haben somit ausreichend Ansätze, um sich für die Kommunalwahl am 26. Mai zu positionieren. Die Spitzenkandidaten sind Klaus Paasch (CDU, Unternehmer), Berthold Günther (BGT, Oberstudienrat), Holger Criwitz (SPD, kaufmännischer Angestellter) und Bürgermeister Hans-Detlef Taube für die FDP.

Zur Erinnerung: Das Votum 2008 war quasi eine Richtungswahl zum Thema Kies. Die Union hatte neue Abbaugebiete beschlossen, stellte sich gegen den Willen von Tausenden Bürgern und bekam die Quittung in Form des Verlustes ihrer absoluten Mehrheit. Die anderen drei Fraktionen taten sich zusammen und wählten mit ihren Stimmen den zuvor nicht gehandelten Hans-Detlef Taube zum neuen Bürgermeister.

Die CDU will ihre Lektion gelernt haben. "Wir haben ein wenig aufgeräumt", sagt Klaus Paasch. Er führt als Beispiel an, dass seine Partei unlängst der Kies-Charta beigetreten sei. Hierbei handelt es sich um eine Art Grundsatzabkommen, entworfen vom Verein INKAW, gegen weiteren Abbau. Die CDU setzt also auf die Karte Neustart.

Zwar wollen SPD und FDP weitere Abbaugebiete im nordwestlichen Gemeindegebiet nicht ausschließen, doch "wohnortnah" wird nicht mehr gebaggert, das versichern alle Lager. Beherrschendes Wahlkampfthema scheint vielmehr die Frage zu sein, wie die für viele Anwohner unerträgliche Verkehrslage entschärft werden kann.

Spätestens seit Beginn der Großbaustelle am Ochsenzoll wird Tangstedt von Autofahrern, aber auch vom Schwerlastverkehr als Transitstrecke genutzt. Eine Entlastungsstraße durch den Tangstedter Forst - so schlägt es die FDP vor - lehnen alle weiteren Parteien ab. Sie sind sich einig, dass ein Bündel an kleineren Maßnahmen effektiver und natürlich auch billiger wäre. Die Harksheider Straße könnte wieder zu einer Tempo-30-Zone werden, es wird über bauliche Mittel gesprochen wie beispielsweise an der Einfahrt in den Ortsteil Tangstedt mit der "Linse". Sprich: Die Verkehrsteilnehmer sollen ausgebremst werden und sich andere Wege suchen.

Ein Versäumnis der nun scheidenden Gemeindevertretung ist, dass der Flächennutzungsplan 2030 nicht beschlossen wurde. Dies soll möglichst rasch nach der Wahl geschehen. Es geht um neue Gewerbegebiete, ein Wohngebiet möglichst in Nähe der Grundschule und um Wohnungen für ältere Menschen in der Dorfmitte. Das Projekt Bürgerpark - gelegen zwischen Dorfstraße und Hauptstraße - soll realisiert werden, dazu gibt es Bedarf für ein Bürgerhaus mit Mehrzweckhalle. Dieses könnte zwischen Wilstedt und Tangstedt entstehen (Vorschlag der FDP), die SPD fordert einen Bau nahe der Schule, um Synergien nutzen zu können.

Bleibt die Frage, wer nächster Bürgermeister werden könnte. Hans-Detlef Taube wird von allen Seiten gelobt für seinen Fleiß und warnt schon einmal potenzielle Nachfolger. "Wer voll berufstätig ist, kann den Job als Bürgermeister nicht machen." Ob er noch einmal zur Verfügung stehen würde, lässt er offen. Gleichwohl herrscht unter Gemeindepolitikern weitgehend Konsens, dass Tangstedt mittelfristig wieder einen hauptamtlichen Bürgermeister bekommen sollte.