Kinder aus Norderstedt retten Ertrinkende, basteln für Nicaragua Geldbörsen aus Tetrapaks. Und sie erleben, was es heißt, blind zu sein.

Norderstedt. Sie schütten Wasser von einem Gefäß ins andere, ziehen es in Spritzen hoch und färben es: Wasser ist das Sommerthema in der Integrations-Kita Regenbogenkinder. Und das Projekt, mit dem sich die Kinder am Norderstedter Kita-Ideenwettbewerb beteiligen. Vier andere Kitas haben sich auch schon angemeldet. "Wir wollen zeigen, was in den Einrichtungen Spannendes passiert, dass die Kinder spielerisch lernen und die Zeiten reiner Aufbewahrung lange vorbei sind", sagt die Jury-Vorsitzende Petra Müller-Schoenemann, die selbst immer wieder fasziniert ist, wenn sie die Kitas besucht. Noch können weitere Einrichtungen mitmachen und gewinnen (siehe Info-Kasten).

Die Regenbogenkinder haben im Vorjahr eine Wasser-Werkstatt gewonnen. Messbecher, Wanne und Spritzen nutzen sie in diesem Jahr, um sich dem Thema zu nähern. Schon das Sommerfest stand unter dem Motto "Spaß am Meer". Da haben Erzieherinnen und Kinder das Klettergerüst in ein Schiff verwandelt. Die Elementar- und Grundschulkinder haben Wasser geschöpft, konnten die Seemannsprüfung ablegen, Ertrinkende retten und sich selbst von der Rettungsrutsche mutig nach unten stürzen und in Sicherheit bringen. Die Gruppen haben Schatzkisten verziert und Strandgut ausgegraben, einen Wal gemalt, das Wasserwerk Garstedt besucht und sich beim Meeresrauschen von der CD entspannt.

"Wie helfen sich blinde Menschen?", wollte Gisela Lenecke wissen. "Mit einem Stock", sagten die Kinder, die sich in der Kita der Johannes-Kirche damit auseinandersetzen, wie es ist, blind zu sein. Ausgangspunkt ist die biblische Geschichte vom blinden Bettler Bartimäus, den Jesus heilte und wieder sehend machte. Auch hier haben sich die Jungen und Mädchen dem Thema ganz unterschiedlich genähert. Sie haben Geschichten gehört von einem armen Mann, der nicht sehen konnte, aber Arbeit brauchte. "Kann er als Feuerwehrmann arbeiten oder als Lkw-Fahrer?", fragte die Erzieherin. Die Kinder schüttelten den Kopf. Und Gisela Lenecke erzählte, wie sie selbst staunte, als ein blinder Mann zur richtigen Zeit die Straße überquerte, obwohl die Ampel nicht piepte. Er habe auf den Autolärm gehört, und als der leiser wurde, ging er los.

Blinde Menschen können gut fühlen, die Kinder testeten mit verdeckten Augen, wie gut ihr Fühlsinn ausgeprägt ist. Die Erzieherin hielt ihnen einen Würfel hin, der mit unterschiedlichen Formen und Mustern beklebt war. Die meisten fanden heraus, ob es sich um ein Dreieck, einen Kreis oder eine Blume handelte. Und auch den kurzen Weg mit dem Blindenstock erledigten sie problemlos.

Nicaragua liegt am Äquator. Da ist es heiß, weil die Sonne senkrecht steht. Der Tapir lebt da und der Tukan - die Kinder in der Kita Wühlmäuse wissen mehr als mancher Erwachsene über den mittelamerikanischen Staat. Schließlich wollen sie helfen, Lichterkinder heißt das Projekt. "Wir haben ein Licht in unserem Herzen schlummern, und das wollen wir nach Nicaragua senden", sagten sie, als sie erklärten, was sie machen.

Die Jungen und Mädchen basteln Laternen, die sie nach dem Umzug verkaufen. Von dem Geld wird in Nicaragua Medizin gekauft für "Babys, die noch im Bauch oder gerade herausgekommen sind". Sie haben sich Bilder von Fröschen, Leoparden und großen bunten Fröschen in Büchern angeguckt, haben sich als Indianer verkleidet und angemalt und gekocht, was die Menschen in Nicaragua essen: Guacamole, einen Avocado-Dip. "Mit Frischkäse hat er den meisten geschmeckt, mit Tomaten und Zwiebeln kam das weniger gut an", sagt Erzieher Patryk Kruk.

"Ich mache Müll" heißt es schließlich im Kinderhaus Leege. Konkret heißt das im Moment, dass die Jungen und Mädchen in der Einrichtung am Mühlenweg Portemonnaies aus Tetrapaks basteln. Die Milchverpackungen wurden gründlich gewaschen und gefaltet und auf Länge geschnitten. Erzieherin Natalie Schulze hatte die Vorlage in einer Zeitschrift gefunden. Nun half sie beim Tackern, zog mit schwarzem Filzstift einen Halbkreis auf die Verschlusskappe, sodass die Kinder den Deckel in Form schneiden konnten.

Auftakt zum Projekt war der alljährliche Stadtputz. "Da haben wir auf dem kurzen Weg bis zur Aral-Tankstelle zwei Säcke Abfall gesammelt", sagte Natalie Schulze. Die Kinder haben Dosen, Flaschen, Zigarettenschachteln und Tetrapacks sortiert und zum Recyclinghof an der Oststraße gebracht. Dort bekamen sie beim Rundgang gleich noch interessante Infos. Und so setzte sich das Müll-Projekt fort. "Das sind nur einige Belege für die tolle Arbeit, die in unseren Kitas geleistet wird", sagte Petra Müller-Schoenemann.