Die Stadt arbeitet an einem neuen Küchenkonzept für Schulen und Kitas. Ziel sind dabei einheitliche Standards bei der Mittagsverpflegung.

Norderstedt. "Es schmeckt", sagen die Achtklässler und löffeln mit Appetit und Lust den Kohlhackauflauf, den die Koch-Azubis von der Norderstedter Bildungsgesellschaft zubereitet haben. Am Schulzentrum Nord kochen Jugendliche für Jugendliche täglich frisch und ausgewogen. Pizza und Pommes sind vom Speiseplan gestrichen, die Ziele ehrgeizig: Die Nachwuchsköche wollen unter Anleitung einer erfahrenen Köchin den Schülern den Gaumen für Vielfalt wässrig machen. 2,50 Euro kostet die tägliche Mittagsmahlzeit einschließlich Pfirsich-Quarkspeise oder anderem Nachtisch.

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Was am Schulzentrum Nord gut klappt, ist eins von vielen Modellen, nach denen Schüler und Kita-Kinder in Norderstedt jeden Mittag versorgt werden. Eine echte Herausforderung: Wenn alle Kinder und Jugendlichen sich mittags in den Mensen stärken, müssen täglich rund 10 000 Portionen auf die Teller.

Wenn die Grundschüler ganztags in den Schulen sind, erhöht das den Bedarf

Die Ganztagsgrundschulen erhöhen den Bedarf. Nun wollen Verwaltung und Politik das Angebot ordnen und optimieren, ein Küchenkonzept muss her. Darin sind sich alle einig. "Wir müssen schon deshalb was tun, weil wir jetzt mit den Ganztagsgrundschulen gestartet sind, und der Bedarf an Mittagsverpflegung dadurch in den nächsten Jahren deutlich steigen wird", sagt die zuständige Dezernentin Anette Reinders. Schon jetzt stießen die Schulvereine an ihre Grenzen. Ehrenamtliches Engagement, wie es vor Jahrzehnten mal mit den sogenannten Milchmüttern angefangen habe und über die Cafeterias forstgesetzt wurde, reiche heute meist nicht mehr. "Wir müssen die Mittagsverpflegung professionalisieren und verbindliche Standards festlegen", sagt die Dezernentin.

Das bedeutet Investitionen in Millionenhöhe - doch bevor die Stadt Geld in die Hand nimmt, wollten Politiker wie Verwaltung wissen, was es schon gibt, wo frisch gekocht wird oder ein Caterer das Essen liefert. Sie haben eine Analyse in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse liegen jetzt vor, die Fachleute im Rathaus haben 54 Verpflegungsstellen in den Norderstedter Stadtplan eingetragen.

Erste Erkenntnis: Ob Hort, Krippe oder weiterführende Schule - hungern muss niemand. Wo Kinder und Jugendliche über Mittag bleiben, bekommen sie etwas zu essen. Zweite Erkenntnis: Frisch zubereitete Gerichte sind die Ausnahme. In den meisten Kitas und Schulen wird nicht gekocht, in 42 Einrichtungen wird das angelieferte Essen lediglich ausgegeben. In sieben Küchen wird täglich frisch gekocht, die restlichen fünf sind eine Mischform.

"Bei uns wird das Essen jetzt angeliefert, leider", sagt Gerhard Lühr, Leiter der Regionalschule Garstedt. Dort wurde bis vor einigen Monaten noch frisch gekocht. Doch nachdem die Köchin einen anderen Job und die Schule keinen Ersatz gefunden hatte, blieb nur die Liefer-Alternative. "Die täglich frisch zubereiteten Speisen kamen bei unseren Schülern viel besser an. Und sie sind auch gesünder, weil sie die Vitamine noch enthalten", sagt Lühr. Die seien spätestens nach 20 Minuten "zerstört".

Der Schulleiter plädiert dafür, dass in allen Schulen frisch gekocht wird. Und Lühr ist nicht der Einzige, der sich dafür stark macht: "Wir werden uns politisch dafür einsetzen und dabei auch noch für Öko-Produkte werben", sagt Thomas Ruppel von den Norderstedter Grünen.

"Wir werden es uns finanziell nicht leisten können, jede Einrichtung mit einer eigenen Produktionsküche auszustatten", sagt Dezernentin Reinders. Das bedeute nicht nur Investitionen in Herd, Spülmaschinen, Kühlschränke und alles weitere, was in eine funktionsfähige Küche gehört. Gebraucht werde auch Fachpersonal, das schwer zu finden sei und die Kosten zusätzlich in die Höhe treibe.

Parteiübergreifende Projektgruppe und Schulleiter sollen Konzept erarbeiten

Die Kommunalpolitiker haben sich schon erste Gedanken gemacht: SPD-Stadtvertreterin Sybille Hahn sprach sich für Stadtteilküchen aus, Kollege Klaus-Peter Schroeder von der FDP schwebt ein einheitliches Preisniveau vor, Klaus Rädiker von der GALiN ist eine täglich frisch zubereitete Kost wichtig, vor allem in den Kitas. Nun wird sich eine parteiübergreifende Arbeitsgruppe mit der Mittagsverpflegung beschäftigen. Dezernentin Reinders möchte in jedem Fall erhalten, was schon jetzt gut funktioniert: "Das Rote Kreuz kocht im Kindergarten an der Dunantstraße seit Jahrzehnten für die Kinder. Und das klappt prima."