VW will auf dem Firmengelände Kita-Plätze schaffen, auch andere Firmen können das Angebot nutzen. Eröffnung ist für August 2013 geplant.

Norderstedt. Heute fällt der Startschuss für den ersten Betriebskindergarten in Norderstedt. Der Jugendhilfeausschuss muss das Projekt genehmigen. "Ich gehe davon aus, dass es keine Probleme gibt", sagt Klaus Dorß, Vorstand im Verein der Kinder wegen, der die neue Kita betreiben wird.

Die Volkswagen Original Teile Logistik GmbH & Co. KG will auf dem Firmengelände im Gewerbegebiet Kita-Plätze für Mitarbeiter schaffen. Rund 450 Männer und Frauen arbeiten im Unternehmen, das Originalteile von VW, Audi, Seat und Skoda an die Händler im Norden vertreibt. Geplant sind zwei Krippengruppen mit 20 Kindern und eine Elementargruppe für 15 bis 17 Drei- bis Sechsjährige.

Auch die großen Unternehmen in der Nähe können die Plätze nutzen

Sie sollen in der "Villa" auf dem weitläufigen Firmengrundstück an der Straße Am Stammgleis betreut werden. Das Unternehmen möchte die Hälfte der Plätze für Kinder von Beschäftigten zur Verfügung stellen. Die restlichen 50 Prozent können von Mitarbeitern anderer Betriebe genutzt werden - in der Nähe des Vertriebszentrums gibt es noch andere große Unternehmen wie die norddeutsche Niederlassung der Lebensmittelkette Rewe, der Süßwarenhersteller van Houten und das Bekleidungsunternehmen Wellensteyn. Auch für deren Mitarbeiter könnten Kita-Plätze in unmittelbarer Nähe der Arbeitsplätze attraktiv sein, lautet die Überlegung der Initiatoren.

"Bei dem Projekt können alle Beteiligten nur gewinnen", sagt Dorß. Die Stadt müsse nicht investieren und bekomme trotzdem die so dringend erforderlichen Krippenplätze, das Unternehmen steigere seine Attraktivität durch den Betriebskindergarten, und der Verein der Kinder wegen erweitere sein Angebot und schaffe neue Arbeitsplätze. Sechs bis sieben Erzieherinnen oder Erzieher müssten eingestellt, um die Jungen und Mädchen in der neuen Einrichtung im Frederikspark und im Betriebskindergarten zu betreuen. Hinzu kämen mindestens zwei bis drei Beschäftigte, die den Kindern jeden Tag ein frisches Mittagessen kochen.

Die Kinder sollen in einer ehemaligen Hausmeisterwohnung spielen, essen und lernen. Der weiße Bungalow steht sei einiger Zeit leer, an der Eingangspforte weisen weiße Buchstaben darauf hin, dass es sich um eine Villa handelt. Die stellt man sich zwar eigentlich anders vor, aber das Gebäude bietet im Unter- und Erdgeschoss ähnlich viel Platz wie ein herrschaftliches Haus.

Gut 300 Quadratmeter auf zwei Ebenen reichen für drei Gruppenräume, für Toiletten, Küche, Garderobe, Schlaf- und Personalräume. Allerdings muss das Haus umgebaut werden. Rund 700 000 Euro sind dafür kalkuliert. 420 000 Euro übernimmt das Vertriebszentrum, 280 000 sollen vom Land kommen. "Bund und Länder fördern neue Krippenplätze. Daher gehen wir davon aus, dass das Geld auch fließt, wenn wir heute Abend den positiven Beschluss bekommen. Die Anträge sind jedenfalls fertig", sagt Dorß. Zudem habe der Bauherr zugesagt, sich an den Kosten für einen Spielplatz zu beteiligen. Und auch der Hausmeister werde den Verein unterstützen.

Allerdings wird das Unternehmen dem Verein eine Miete von jährlich 29 400 Euro in Rechnung stellen, die in den Betriebskostenzuschuss der Stadt für die Einrichtung einfließen wird. "Dieser Betrag ist aus Sicht des Fachamtes angemessen und entspricht vergleichbaren Finanzierungsmodellen mit anderen Trägern wie dem Diakonischen Werk", heißt es in der Vorlage für die heutige Ausschusssitzung. Die Verwaltung spricht sich dafür aus, den Betriebskindergarten in die Kita-Bedarfsplanung aufzunehmen. Schließlich hätten die Ausschussmitglieder erst Ende April beschlossen, dass bis 2015 65 Prozent aller Ein- bis Dreijährigen und 95 Prozent aller Kinder von drei Jahren bis zum Schulbeginn einen Betreuungsplatz in Norderstedt bekommen sollen.

Eltern aus Hamburg können ihre Kita-Gutscheine einlösen

Die Eltern, die einen der neuen Plätze im Gewerbegebiet in Anspruch nehmen, zahlen die üblichen Norderstedter Kita-Gebühren (230 Euro für einen Ganztagsplatz plus 35 Euro fürs Mittagessen im Monat). Dorß geht davon aus, dass etwa die Hälfte der Eltern, die das Angebot nutzen, nicht aus Norderstedt kommen. "Da müssen wir sicherstellen, dass die Gemeinde, in der die Eltern wohnen, die Kosten übernehmen", sagt der Vorstand. Mit Hamburg sei das kein Problem; Eltern, die in der Metropole leben, könnten ihre Kita-Gutscheine einlösen.

Verbessert werden soll auch die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Die Busse sollen häufiger fahren. Der Verein der Kinder geht davon aus, dass der Betriebskindergarten in Norderstedt zum neuen Kita-Jahr im August 2013 die Pforten öffnet - zeitgleich mit der Einrichtung im Frederikspark.