Die Stadt hofft für den Kita-Ausbau auf frisches Geld vom Bund und will bis 2015 für zwei von drei Krippenkindern ein Angebot schaffen.

Norderstedt. 500 Millionen Euro will der Bund für den Bau neuer Kita-Plätze bereitstellen. "Davon dürfte bei uns auch etwas ankommen, und das Geld können wir sehr gut gebrauchen", sagt Norderstedts Sozialdezernentin Anette Reinders. Noch weiß sie nicht, wie hoch die Summe sein wird. Aber jeder zusätzliche Euro ist willkommen, muss die Stadt doch noch 164 Krippenplätze schaffen, um den Rechtsanspruch der Eltern auf eine Betreuung der Jüngsten erfüllen zu können.

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Zwar gilt der Rechtsanspruch schon ab August 2013. "Aber vor 2015 werden wir nicht alle neuen Plätze schaffen können", sagt Reinders. Mit den zusätzlichen Betreuungsplätzen erreicht die Stadt eine Versorgungsquote von 65 Prozent bei den Ein- bis Dreijährigen - eine Marke, die weit über dem von der Bundesregierung für Ballungszentren geforderten 39 Prozent liegt. "Der Bedarf bei uns dürfte deutlich darüber liegen", sagt die zuständige Amtsleiterin Sabine Gattermann.

Rund 30.000 Euro kostet ein neuer Kita-Platz

Eine Analyse der Verwaltung habe ergeben, dass 65 Prozent der Zweijährigen in Norderstedt eine Krippe besuchen, von einer Tagesmutter betreut werden oder auf der Warteliste stehen. Diese Zahl sei für sie und ihr Team Grundlage der Planung. Um die Quote zu erreichen, müsse die Stadt erheblich investieren. Rund 30.000 Euro koste ein neuer Platz. 19.000 Euro kommen von Bund und Land, den Rest übernimmt die Stadt, zehn Prozent der Träger der Einrichtung.

Bei 164 Krippenplätzen bedeutet das Investitionen von knapp fünf Millionen Euro. "Bevor wir neu bauen, werden wir gucken, wo wir bestehende Kitas erweitern können", sagt die Amtsleiterin. Zudem fallen durch die Offenen Ganztagsgrundschulen Hortgruppen weg, die frei werdenden Räume könnten für neue Krippengruppen genutzt werden. Dennoch muss die Stadt auch weiter neue Kitas bauen. "Der Druck vieler Eltern, möglichst schnell einen Platz für ihr Kind zu finden, ist enorm", sagt Anette Reinders.

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Da es nicht mehr drei Jahre Erziehungs-, sondern nur noch ein Jahr Elterngeld gebe, müssten und wollten vor allem die Mütter schnell wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Angesichts des Fachkräftemangels drängten auch die Unternehmen darauf, dass die gut ausgebildeten Frauen zügig wieder ins Berufsleben einsteigen.

Da passt es gut, dass sich die Bundesregierung auch den Ausbau von Betriebskindergärten auf die Fahnen geschrieben hat. "Allerdings findet sich im Zehn-Punkte-Plan keine Aussage über eine finanzielle Förderung. Interessierte Arbeitgeber sollen eine spezifische Beratung zu den fachlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erhalten. Das ist zu wenig", sagt die Dezernentin, die wesentlich dazu beigetragen hat, dass die ersten beiden Betriebskindergärten in Norderstedt gebaut werden.

Die Volkswagen Original Teile Logistik GmbH & Co. KG will auf dem Firmengelände im Gewerbegebiet an der Oststraße Plätze für 35 bis 37 Kinder schaffen. Auch die Beiersdorf-Tochter Tesa, die ihren Firmensitz von Hamburg nach Norderstedt verlegt, will einen Betriebskindergarten bauen. "Darüber freuen wir uns natürlich, aber zurzeit sind Betriebskindergärten auch mit einem wesentlichen Problem behaftet", sagt Gattermann. Der Kostenausgleich ist nicht geregelt.

Grundsätzlich müsse die Stadt oder Gemeinde, in der die Eltern wohnen, einen Kita-Platz zur Verfügung stellen. Pendeln die Eltern zur Arbeit in einen anderen Ort, und wird das Kind dort in einem Betriebskindergarten betreut, muss die Wohnortgemeinde für die Kosten aufkommen. "Das trifft beispielsweise für viele Norderstedterinnen zu, die in Hamburger Krankenhäusern arbeiten und ihre Kinder in den Klinik-Kitas betreuen lassen. In Hamburg sind die Gebühren höher als bei uns", sagt die Amtsleiterin. Bisher gebe es keine Regelung zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein.

Der Druck auf Politiker und Verwaltung in Norderstedt, weitere Kita-Plätze zu schaffen, werde eher wachsen als abnehmen. "Während in ländlichen Bereichen die Zahl der Kinder in den nächsten Jahren sinken wird, wird sie bei uns durch die Neubaugebiete leicht steigen", sagt Anette Reinders. Auch im Elementarbereich müssten 160 weitere Plätze geschaffen werden, wenn die Versorgungsquote von 95 Prozent für die Drei- bis Sechsjährigen gehalten werden soll. Bisher haben kindergartenähnliche Einrichtungen wie die Spielstuben das Kontingent hoch gehalten. Doch diese Angebote würden zunehmend weniger nachgefragt, da sie meist nicht an allen Tagen zur Verfügung stünden.