Bundestagsabgeordneter Gero Storjohann (CDU) begrüßt, dass Gigaliner bald auch bei uns auf den Straßen unterwegs sein werden.

Kreis Segeberg. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will in einem bundesweiten Feldversuch besonders lange Lkw, die sogenannten Gigaliner, testen. Die Großraum-Lkw sollen auch durch den Kreis Segeberg rollen. Das Projekt ist umstritten, Norderstedts Politiker lehnen den Testlauf ab. Wir haben darüber mit dem Segeberger CDU-Bundestagsabgeordneten Gero Storjohann, der dem Verkehrsausschuss des Bundestages angehört und Sprecher der CDU/CSU-Fraktion für Verkehrssicherheit ist, gesprochen.

Hamburger Abendblatt: Können Sie den Widerstand in den Städten und Gemeinden auch im Kreis Segeberg gegen die Gigaliner verstehen?

Gero Storjohann: Natürlich habe ich Verständnis dafür, dass sich die Menschen Sorgen machen, dass sie befürchten, dass die Lang-Lkw ihre Straßen kaputt fahren und die Sicherheit auf den Straßen gefährden. Doch diese Sorgen sind unbegründet.

Warum?

Storjohann: Es kommt nicht mehr Gewicht auf die Straßen. Zwar sind die neuen Lkw für 44 Tonnen Ladung ausgelegt, vier Tonnen mehr als bisher. Aber das Gewicht verteilt sich auf mehr Achsen, sodass die punktuelle Last sinkt. Ein Landwirt, der Maissilage über eine Gemeindestraße transportiert, belastet die Straße stärker. Außerdem sind die Fahrer speziell geschult, die Gigaliner nach höchstem technischen Standard ausgestattet. So gibt es zusätzliche Spiegel gegen den toten Winkel. Die Gigaliner verfügen beispielsweise über elektronisch gesteuerte Bremssysteme, automatische Achslastüberwachung sowie Spurhaltewarnsysteme. Der Bremsweg ist nicht länger als bei den jetzigen Lkw, die beweglichen Achsen garantieren, dass die Lang-Lkw gut um die Kurven kommen.

Gerade Norderstedter Politiker befürchten, dass sich Fahrer verirren und sich dann Riesen-Laster durch die kleinen Straßen quetschen.

Storjohann: Auch diesen Einwand halte ich für unbegründet. Zum einen sind die langen Lkw mit Navis ausgestattet. Zum anderen absolvieren die Fahrer in der Regel feste Touren, täglich den gleichen Weg vom Lade- zum Auslieferpunkt auf ausgewählten Strecken. Dieser "Punkt-zu-Punkt"-Verkehr belastet die Nebenstrecken nicht zusätzlich. Unsere europäischen Nachbarn machen uns den Einsatz von Lang-Lkw seit Langem vor. In Skandinavien sind sogar 60-Tonner unterwegs.

Worin sehen Sie die Vorzüge der Gigaliner?

Storjohann: Sie können mehr Volumen transportieren. Zwei der 25,25 Meter langen Lkw können so viel Ware aufnehmen wie drei der jetzigen, 18,75 Meter langen Lkw. Das bedeutet auch einen Beitrag für den Klimaschutz, da der Ausstoß an Kohlendioxid verringert wird. Der Spritverbrauch sinkt nach ersten Tests, die mit Einzelgenehmigungen gefahren wurden, um bis zu 20 Prozent. Mit der neuen Lkw-Generation können wir zudem auf den wachsenden Güterverkehr reagieren.

Der gehört nicht nur nach Ansicht von Umweltschützern, sondern auch nach Meinung vieler Politiker auf die Schiene. Was ist daran falsch?

Storjohann: Nichts, nur der Schienenverkehr ist schon jetzt überlastet. Da brauchen wir Alternativen für die zusätzliche Masse an Gütern, die wir in nächster Zeit bewältigen müssen. Im Übrigen haben viele Spediteure das erkannt. Im Bundesverkehrsministerium sind 290 Anträge von Firmen eingegangen, die sich am bundesweiten Feldversuch beteiligen wollen. Ich höre von den Spediteuren immer wieder, dass ihnen bei den herkömmlichen Lkw oft ein paar Zentimeter fehlen, um sie optimal beladen zu können. Sie sehen auch die Chance, mit den Lang-Lkw dem zunehmenden Mangel an qualifizierten Fahrern entgegenzuwirken.

Warum befürworten Sie den Feldversuch?

Storjohann: Ich habe Sympathie dafür, weil wir neue Wege im Güterverkehr gehen müssen. Wer nichts ausprobiert, kann auch keine neuen Lösungen finden. Der Sicherheitsgurt wurde auch in einem Test erfunden. Städte und Gemeinden, die sich dem Testlauf öffnen, könnten auf Dauer einen Standortvorteil haben.

Wann fällt der offizielle Startschuss?

Storjohann: Es ist geplant, den Feldversuch im Frühjahr 2012 zu starten.