“Ahoj!“, sagt Barbora im Elbcafé zur Begrüßung, bevor sie die Bestellung für eine Knoblauchsuppe und eine Kofola aufnimmt ...

Kolin. Das ist namlich Tschechiens schmackhafte Cola-Variante. Sonst ist nicht viel los in Kolin - 35 Kilometer westlich lockt Prag. Bis 1995 war hier das obere Ende der Elbschifffahrt. Und anno 1757 schlug hier Österreich die Preußen unter Friedrich dem Großen.

Barbora nutzt die Geschäftsflaute für einen Klönschnack. Hamburg, wie interessant, meint sie. Eigentlich könne man sich ja in Kolin ins Boot setzen und in der Hansestadt an Land gehen. Ihr fällt ein: "Einmal war ich in Norddeutschland an der Elbe." Auf Klassenreise in Warnemünde und Rostock. Dekuji. Dankeschön. Doch Barbora macht mit ihrem Charme alles wett; außerdem spricht sie leidlich Englisch, eine Ausnahme. Deutsch beherrschen hier nur noch die Älteren.

Taxifahrer Karel Král kann weder das eine noch das andere. Dafür schafft er es problemlos, gleichzeitig seinen uralten Mercedes durch den Verkehr zu steuern, zu rauchen, die knirschende Kupplung fluchend zu malträtieren, den Mädels nachzublicken und im Autoradio nach einem anderen Sender zu suchen. Schließlich stoppt er und notiert den Fahrpreis auf einem Schmierzettel: 79 Kronen, gut drei Euro, für zehn Minuten Rundtour. Geht in Ordnung.

Bohumil Prusa ist schon da. "Moin, Moin, ich bin Bob", sagt er und reicht die Hand. Prusa (58) leitet seit 1990 die Repräsentanz der Hafen Hamburg Marketing im benachbarten Prag, ist Elbkenner erster Klasse und als früherer Spediteur Experte für Transport- und Logistikfragen. Ein Ausbau der Achse Prag - Hamburg ist seine Mission. Er kennt beide Städte bestens und bezeichnet die Elbe als seine Lebensader. "Tschechien und die Slowakei zählen traditionell zum Hinterland von Hamburg", sagt Prusa bei einem Milchkaffee auf seiner Terrasse am Elbhang. "Schon zu Zeiten Kaiser Karls IV. herrschte reger Warenaustausch." Diese Verbindung sei selbst während des Kalten Krieges nicht gerissen und nach der "Samtrevolution" 1990 aufgeblüht. Gemeinsam mit Vladimir Dobos in Prag knüpfe er Kontakte und bahne Wege, dass sich die beiden Metropolen an Moldau und Elbe immer näher kommen.

Bob weiß eine Menge zu erzählen. Über die Freundschaft zwischen den Partnerstädten Prag und Hamburg, über die nach Jahrzehnten des Kommunismus wachsende Wirtschaft, über das alltägliche Leben an der Elbe und die historische Bedeutung der "Labe" für Böhmen. Nach Zeiten sinnloser Umweltverschmutzung würden immer mehr Fische schwimmen. "Naturschutz ist ein hohes Gut, allerdings muss es auch wirtschaftlich laufen." Sein Vorwurf an die Politik: "Tschechien behandelt die Elbe stiefmütterlich." Für den Ausbau werde zu wenig getan. 24 Staustufen und Tauchtiefen von weniger als einem Meter trügen dazu bei, dass die Elbe nicht so im Flusse sei, wie es wirtschaftlich notwendig wäre.

Am Schluss verabschiedet sich Bohumil Prusa mit einem herzhaften "Ahoj!". Er erklärt: Bei diesem Willkommens- und Abschiedsgruß handelt es sich "bei aller Liebe" nicht um Respekt den Norddeutschen gegenüber, sondern um eine Mode, die Ruderer auf Elbe und Moldau vor mehr als 100 Jahren etablierten.

Morgen: Sprengstoff in Pardubice, am südöstlichsten Punkt der Elbe