Bei einem Unfall im Juli haben sie einen Autofahrer erwischt, dessen Wagen hohl wie eine Blechdose war. Vollgestopft mit Zigaretten.

Krippen. 800 Stangen sollten nach Deutschland geschmuggelt werden.

Und sonst? Hauptkommissar Hans-Joachim Wandt (51) zuckt mit den Schultern, blickt aus seinem Dienstzimmer in Krippen herunter auf die Elbe: "Die wilden Jahre sind vorbei. Richtig dicke Fische hatten wir lange nicht mehr." So wie Anfang und Mitte der 90er-Jahre, als Wildwest an der sächsisch-tschechischen Grenze herrschte, als Menschenhandel, Rauschgiftkuriere, Prostitution in großem Stil und die rumänische Mafia für Tohuwabohu sorgten.

Jetzt zeigt ein Besuch an der Grenzstation Schmilka zehn Kilometer weiter: Eine Trennlinie gibt es nicht mehr. Zwar hält eine Handvoll Bundespolizisten "Stallwache" in der konturlosen Betonbude am Ufer, doch konzentrieren sie sich ebenso wie ihre 125 Kollegen in Krippen auf Kontrollen im Hinterland. Ungehindert rauscht der Verkehr über die Bundesstraße 172 von einem EU-Land ins andere. Seit dem 21. Dezember 2007, als das Schengener Abkommen auch hier inkrafttrat. Wasserschutz- und Grenzpolizei sowie Zoll verabschiedeten sich. Nur Blechschilder erinnern Rad- und Autofahrer noch daran, dass sie von Sachsen nach Böhmen wechseln - oder umgekehrt.

Wieder zurück im Revier Krippen, einer großen Villa am Hang vis-à-vis des Elbsandsteingebirges, versammelt Schichtleiter Wandt seine Mitarbeiter zur Dienstbesprechung. Binnenfahndung heißt die Losung: Auf Straßen und Bahnstrecken der Sächsischen Schweiz kontrolliert die Bundespolizei - der frühere Bundesgrenzschutz - stichprobenartig. Auch Hauptmeisterin Andrea Meißner (38) macht sich auf den Weg. Zweimal wöchentlich sitzen deutsch-tschechische Streifen gemeinsam im Wagen. "Im ersten Halbjahr dieses Jahres konnten in rund 350 Fällen unerlaubte Einreisen verhindert werden. Knapp 50 Kriminelle schleusten etwa 80 Personen nach Deutschland", weiß Hauptkommissar Torsten Henkel (40) in Sachsens Bundespolizei-Zentrale in Pirna. Fast immer handelte es sich um Asiaten. Täglich werden an der tschechischen Grenze des Freistaats rund 8000 Kontrollen durchgeführt. "Die Probleme haben sich verlagert", berichtet Hans-Joachim Wandt. Ganz oben auf der Liste steht Diebstahl, besonders von Buntmetall: Kupferdraht - ob seines hohen Preises begehrt - wird von den Bahnlinien abmontiert und versilbert. Wandt weiß, wovon er spricht. Der Lüneburger absolvierte seine Grundausbildung in Bad Bodenteich bei Uelzen und verrichtet seit 1992 Dienst in Sachsen - angelockt von der spannenden Aufgabe und seinerzeit 1000 Mark Ostzulage. Auch damit ist's vorbei. Geblieben sind die Wochenendfahrten alle 14 Tage nach Hamburg: Freundin Gisela, die als Juristin in Lüneburg arbeitet, wohnt in Ottensen. "Da sieht man die Elbe mal wieder von anderer Seite."

Der Hauptkommissar lebt im Kurort Bad Schandau, auf der anderen Elbseite gegenüber seines Reviers. In den Kopfsteingassen der Altstadt locken günstige Schankwirtschaften mit sächsischer Küche. Vom Anleger starten Raddampfer zu Elbausflügen, in der Umgebung warten Königsnase, Festung Königstein und der Lilienstein auf Erkundung. In der Georgenburg oberhalb der Elbe suchte um 1707 Johann Friedrich Böttger als Gefangener des Königs nach dem Geheimnis der Goldproduktion - und erfand das europäische Porzellan.

Montag: Der Grenzort Hrensko