Professor Fritz Heinrich, Koryphäe in Sachen Elbe und mehrfacher Buchautor propagiert die “hanseatisch-sächsische Freundschaft.“

Dresden. "Der Hafen?", sächselt der Taxifahrer am Dresdener Hauptbahnhof. "So was haben wir hier nicht!" Höchstens die Elbterrassen für die Dampfschiffflotte. Die Adresse Magdeburger Straße 58 weist ihm dann doch den Weg. "Moin!", heißt es dort zur Begrüßung. Professor Fritz Heinrich, habilitierter Wirtschaftswissenschaftler, Koryphäe in Sachen Elbe und mehrfacher Buchautor, schüttelt herzhaft die Hand: "Hoch lebe die hanseatisch-sächsische Freundschaft." Welch ein Willkommen, was für ein Typ! Als Repräsentant der Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH und Vorstandssprecher des Sächsischen Hafen- und Verkehrsvereins pflegt der gebürtige Dresdener exzellente Kontakte zu allen möglichen Elbanrainern, ganz speziell nach Riesa, Tschechien und Hamburg. Die Elbe eint.

"Die Elbe hat mich mein ganzes Leben fasziniert", sagt der 69-Jährige. "Die Beschäftigung mit diesem Fluss ist wie ein Virus." Sein enormes Fachwissen über Schifffahrt und Wirtschaft auf der Oberelbe reicht er in Vorträgen weiter. Zu Hause bewahrt er ein Stück jener Kette auf, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf dem Grund des Flusses lag - über 735 Kilometer konnten die Schleppverbände den Strom hochgezogen werden. Transportiert wurden Salzheringe, Petroleum, Kolonialprodukte. Und wer weiß schon, dass der Verkehr auf der Elbe um 1850 von 77 Inseln, 121 Schiffermühlen und diversen Zollstationen behindert wurde.

Und heute? "Wir arbeiten nach Kräften daran, die Rolle Dresdens als Binnenhafen auszubauen", antwortet der Professor. Basis ist der Hafen, den der Taxifahrer nicht kannte. Um Tücken wie Ebbe und Flut zu entgehen, wurde 1891 mit dem Bau des König-Albert-Hafens im Inneren Dresdens begonnen. Heute sind auf 42 Hektar 22 Speicher und 46 Firmen ansässig, an 2,2 Kilometern Kai haben 20 Schiffe Platz. Theoretisch.

Denn viele Schiffe sind nicht zu sehen. In Dresden legten im vergangenen Jahr 167 Binnenschiffe an - mit 800 000 Tonnen Ladung. Gegen Ende der DDR waren es noch 1,8 Millionen Tonnen. Dass es Probleme gibt, streitet der Hafen-Experte Heinrich gar nicht ab. So habe die Elbe auf den sächsischen 178,3 Kilometern derzeit 20 Zentimeter weniger Tauchtiefe als zu DDR-Zeiten oder gar 1939. Zu wenig, um auf Dauer konkurrenzfähig zu sein. Zudem vergeben die Tschechen aufgrund des schlechten Elbausbaus der Oberelbe 85 Prozent ihrer Aufträge in die Niederlande. Abhilfe soll ein Netzwerk schaffen. Seit 2002 gehören der Binnenhäfen-GmbH auch die tschechischen Häfen in Decin und Lovosice. Grenzenlose Geschäfte sollen Dresdens Hafenwirtschaft beflügeln. Dann wissen bald auch die Taxifahrer Bescheid.

Morgen: Im Polizeirevier an der deutsch-tschechischen Grenze hat ein Lüneburger das Kommando.