60 Prozent aller bundesweit bewässerten Äcker befinden sich in Niedersachsen. 300.000 Hektar werden von den Landwirten beregnet.

Hannover. Die Hitzewelle bringt Niedersachsens Bauern gleich doppelt ins Schwitzen: Ausgerechnet jetzt vor Erntebeginn müssen sie wegen der hohen Temperaturen ihre Ertragserwartungen zurückschrauben. Intensiver aber als irgendwo sonst in Deutschland haben die Bauern in Nordostniedersachsen aufgerüstet im Kampf gegen die Trockenheit. Wer von Hamburg aus Richtung Süden fährt, egal ob mit dem Auto oder dem Zug, der sieht die Wasserkanonen pausenlos im Einsatz.

Der Grund: Auf den leichten Böden der Heide im Dreieck zwischen A 1 und A 7 überwiegen leichte Böden, die das Wasser besonders schlecht speichern. Deshalb werden allein in Niedersachsen und hier vor allem zwischen Hamburg und Hannover rund 300.000 Hektar beregnet. Das sind 60 Prozent der Beregnungsfläche in Deutschland und zwölf Prozent aller landwirtschaftlichen Nutzflächen in Niedersachsen.

Rohrtrommel-Beregnungsmaschinen heißen die Anlagen meist in der Fachsprache. Sie sorgen vor allem dafür, dass die Braugerste nicht leidet. Hier haben die Landwirte meist Anbauverträge mit den Brauereien geschlossen und müssen die vereinbarte Menge auch liefern. Beregnet werden darüber hinaus vor allem Kartoffeln und Zuckerrüben, die einen hohen Anteil am Einkommen der Bauern haben und damit als "beregnungswürdig" gelten. Auch der Mais braucht jetzt dringend Wasser, um Wachstumsrückstände aufzuholen. Die Beregnungsbreite einer Maschine beträgt bis zu 75 Meter.

Nach Beobachtung der Landwirtschaftskammer denken angesichts der extremen Wetterentwicklung auch die Bauern in anderen Teilen Niedersachsens intensiv darüber nach, ob sie in Beregnungsanlagen investieren sollen. Dabei ist es immer eine teure Wette auf das Wetter, wenn die Bauern wegen anhaltenden Sonnenscheins damit beginnen, die Felder zu beregnen. Jeder Millimeter Regen aus der Wasserkanone kostet den Landwirten rund 2,80 Euro je Hektar, das sind je nach Wassermenge bis zu 400 Euro bis zur Ernte.

Es geht damit um gigantische Wassermengen, die die Bauern laut Landwirtschaftskammer in Hannover meistens mit eigenen Brunnen fördern. 800 Kubikmeter je Hektar, das macht bei einem durchschnittlichen Betrieb mit beregnungswürdigen Ackerfrüchten 80 000 Kubikmeter Gesamtverbrauch.

Der Wasserhunger der Bauern verschärft zudem in Gebieten wie der Nordheide die Gefahr, dass der Grundwasserspiegel sinkt. Dies ist ein Grund dafür, dass dort derzeit heiß diskutiert wird, ob man Hamburg überhaupt erlauben sollte, seine Wasserförderung hier noch zu erhöhen.

Auch das Umweltministerium in Hannover geht davon aus, dass als Folge des Klimawandels in einigen Regionen künftig mit einer "erheblichen Zunahme von Grundwasserschwankungen zu rechnen ist". Mit einer umfangreichen Untersuchung will das Ministerium den Einfluss des Klimawandels auf die Grundwasserentwicklung untersuchen.

Die Grünen-Fraktion im Landtag in Hannover ist schon einen Schritt weiter: Sie fordert in Gebieten mit einem besonders sensiblen Grundwasserkörper wie der Lüneburger Heide alle Genehmigungen für die Förderung von Trinkwasser aus Grundwasser auf zwei Millionen Kubikmeter im Jahr zu begrenzen und diese Genehmigungen zusätzlich auf zehn Jahre zu befristen.