Nach dem 4:1-Sieg über England rollten Autokorsi durch die Republik. In Hamburg feierten 65.000 Fans beim Public Viewing, in Berlin waren 350.000 Menschen unterwegs.

Hamburg. Der Jubelschrei aus Hunderttausenden Kehlen erschütterte ganz Berlin, Deutschland ist im Fußball-Rausch: Mit schwarz-rot-goldenen Fahnenmeeren, Autokorsos, Hupkonzerten und einer heißen Party-Nacht haben Millionen Fans die Demütigung des alten Rivalen England gefeiert. Das "Sommermärchen" in Deutschland anno 2010 geht weiter.

+++ Historisches 4:1! Deutschland demütigt England +++

Das ganze Land schien auf den Beinen, weibliche Fans tanzten bei 35 Grad im Bikini durch die Straßen, als das 4:1 der deutschen Nationalmannschaft im WM-Achtelfinale gegen England in Südafrika perfekt war. Mit Schminke im Gesicht und Fahne in der Hand saßen von Kiel bis Garmisch selbst die Menschen vor den Fernsehern, die sonst Fußball-Muffel sind. Auf dem Hamburger Heiligengeistfeld bejubelten 65.000-Fans die vier Treffer der deutschen Elf.

Die "Gold-Else" auf der Siegessäule am Brandenburger Tor sah Explosionen in Schwarz-Rot-Gold, als Miroslav Klose, Lukas Podolski und zweimal Thomas Müller für die DFB-Auswahl trafen. Menschen waren auf die Bäume und Laternen am Biergarten erklettert, um einen besseren Blick auf die riesengroßen Leinwände zu haben. Nach offiziellen Angaben waren beim Fanfest in der Bundeshaupstadt alleine 350.000 Menschen unterwegs, rund um Berlin wurden Bier und Grillgut knapp, da Millionen sich noch auf privaten WM-Partys verabredet hatten.

Selbst die Bundeswehr-Soldaten im nordafghanischen Kundus fieberten mit. Im Feldlager werden die WM-Spiele im "Lummerland" - der zentralen Betreuungseinrichtung - live auf einer Großleinwand übertragen. Sie erlebten eine Achterbahnfahrt der Gefühle mit einem Happy End.

35.000 ekstatische Fans in und an der Kölnarena, 50.000 in München - Deutschland kochte nicht nur wegen der Affenhitze. Die Dortmunder Westfalenhalle platzte aus allen Nähten, überall hingen Fahnen in den Fenstern, Trikots ersetzten Hemden und Kleider - ein einziges riesiges Fußball-Fest.

Spätestens mit dem Abpfiff um 17.48 Uhr erreichte die Party ihren Höhepunkt. Anschließend wurde in Kneipen, Biergärten und auf den WM-Festen noch Stunden weitergefeiert, Bier floss in Strömen. In den Pubs der großen Städten trollten sich die wenigen Fans der Three Lions dagegen enttäuscht nach Hause oder ertränkten ihren Kummer mit einigen Pints.

Stunden vor dem Anstoß waren Tausende deutscher Anhänger zum Public Viewing gepilgert, um sich die besten Plätze vor den acht Leinwänden in Berlin zu sichern - sie sollten es nicht bereuen. Der 1,5 Kilometer lange Abschnitt der Straße des 17. Juni war bereits um 15.30 Uhr so überfüllt, dass die Zugänge wie beim letzten Vorrundenspiel gegen Ghana dicht gemacht werden mussten. Wegen der Hitze mussten zahlreiche Besucher abtransportiert und von Sanitätern versorgt werden. Zur Abkühlung sprühten die Ordner immer wieder aus Flaschen Wasser in die Menge.

In Frankfurt am Main musste die Public-Viewing Arena am Roßmarkt eine Stunde vor dem Anpfiff wegen des großen Andrangs geschlossen werden. Wenig später folgte der Bereich am Rathenauplatz. Insgesamt verfolgten etwas 20.000 Zuschauer das Achtelfinalspiel an den beiden größten öffentlichen Standorten in der Frankfurter Innenstadt. In der WM-Arena waren rund 25.000 Besucher.