Berlin. Am Oskar-Kämmer-Gymnasium in Hannover sind Jogginghosen ab Januar verboten. Doch es gibt Widerspruch – die Debatte flammt wieder auf.

Das vernichtendste Urteil über dieses Kleidungsstück hat Karl Lagerfeld gesprochen: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren”, befand der scharfzüngige Modemacher 2012 bei Markus Lanz. Der Spruch wurde zum geflügelten Wort und zeigt: Schon damals wurde über das schlabbernde Beinkleid und seinen Einzug in den Alltag heftig diskutiert.

Für viele Jugendliche ist die Jogginghose Ausdruck eines an die Hip-Hop-Kultur angelehnten Kleidungsstils – cool und schlicht bequem. Erwachsene rollen da gern mit den Augen. So geht es wohl auch der Rektorin des Oskar-Kämmer-Gymnasiums in Hannover: Alvira Ramazanova sagt der Jogginghose nämlich den Kampf an. An der Privatschule müssen Schüler ab Januar 2020 auf den Schlabber-Look verzichten.

Jogginghosenverbot in der Schule: Es gibt Widerspruch

Wie die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ berichtete, informierte Rektorin Ramazanova die Eltern über die Regelung. In einer E-Mail schrieb sie demnach, bei Verstößen müssten die Kinder und Jugendlichen mit Strafen rechnen – wie „den Schulhof saubermachen, Tische in der Mensa wischen oder Ähnliches“. Für die Schulleitung sind Jogginghosen oder auch Leggings „keine angemessene Kleidung“ für den Unterricht.

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Andere Schulen in der Landeshauptstadt hielten dagegen wenig von Bekleidungsvorschriften, schrieb die Zeitung weiter. So sprach der Leiter der Sekundarstufe 2 an der Integrierten Gesamtschule Linden, Oliver Wolfskehl, von einem „Eingriff in die freiheitliche Selbstbestimmung der Schüler“, der überdies „pädagogisch falsche, autoritäre Signale“ setze.

Auch andere Schulen verbieten die Jogginghose

Rektorin Ramazanova jedoch hält die neue Regelung an ihrer Schule und auch die Sanktionen für notwendig. „Wenn man Regeln ohne Konsequenzen erlässt, dann hält sich keiner daran.“ Sie ist übrigens nicht die erste, die ihren Schülern Stilauflagen erteilt.

Auch in anderen Bundesländern haben Schulleitungen die Jogginghose verbannt. In der Realschule Süd in Bad Oeynhausen (Nordrhein-Westfalen) setzte Direktorin Anja Sprengel im vergangenen Frühjahr eine entsprechende Regelung in Kraft. Auch Basecaps sind während des Unterrichts tabu. Bei Verstößen werden die Schüler verwarnt – drei Mal. Beim vierten Mal werden die Schüler zum Umziehen nach Hause geschickt.

Manche Schüler haben gar keine anderen Hosen

Auch die Kreuzerfeld-Realschule in Rottenburg (Baden-Württemberg) verbietet ihren Schülern seit dem Frühjahr, im Unterricht Jogginghosen zu tragen. Laut Schulordnung müssten sich alle „der Schule angemessen“ kleiden. Für Rektor Hartmut Schänzlin ist klar: Jogginghosen sind nicht angemessen, sondern Freizeitkleidung.

Das Jogginghosen-Verbot sei nach Einführung der neuen Regel ein großes Thema gewesen, berichtet der Pädagoge dem „Schwäbischen Tagblatt“: Manche Schüler hätten ihm erklärt, sie besäßen gar keine anderen Hosen.

Jogginghosenverbot auch im Café

Im Schwabenland stoßen sich übrigens nicht nur Schuldirektoren am Schlabber-Look. Im Stuttgarter Café „Le Theatre“ heißt es seit 2017: „We say ‘no’ to sweatpants“ – „Wir sagen ,nein’ zu Jogginghosen“.

Inhaber Stefan Gauß sagte den „Stuttgarter Nachrichten“, mit einem unmittelbaren Rausschmiss müsse ein Gast jedoch nicht rechnen. Er werde aber gebeten, „beim nächsten Mal anders zu kommen“. (dpa/max)