Düsseldorf. Hotpants, Kappen, Sporthosen: Viele Schulen finden den „Look“ der Kinder grauenvoll. Eine verbannt die Jogginghose aus dem Unterricht.

Immer mehr Schulen führen Kleidervorschriften ein, weil Kinder auffällig und nach Ansicht der Lehrer „unangemessen“ gekleidet im Unterricht erscheinen. Zuletzt hatte eine Realschule in Baden-Württemberg das teils geliebte, teils verhasste Kleidungsstück auf die Verbotsliste gehoben.

Jetzt hat eine Realschule in Bad Oeynhausen erstmals in NRW ein Jogginghosen-Verbot eingeführt, weil einige „renitente Einzelfälle“ unter den Schülern fast immer in „Schlabberhosen“ zur Schule gingen und sich durch Kritik überhaupt nicht beeindrucken ließen.

Die Lehrer hätten den Anblick der „hellgrauen, schlabberigen Hosen“ nicht mehr ertragen, sagte die Leiterin der Realschule Süd in Bad Oeynhausen, Anja Sprengel, auf Nachfrage. Daheim oder in der Freizeit sei nichts gegen diese Bekleidung einzuwenden. In die Schule gehöre dieser „Couch-Potato-Look“ aber nicht. Daher das Verbot per Schulkonferenz-Beschluss, das auch gleich das Tragen von Kappen und Mützen und bauchfreien Tops in der Schule ausschließt.

Jogginghosen-Verbot: „Früher ging keiner in Turnhose zur Schule“

„Wir bereiten Schüler auf das Berufsleben vor und vermitteln Werte“, erklärt Sprengel. Örtliche Unternehmen, die Schülerpraktikanten aufnehmen, fänden die Initiative der Schule gut. In der Schulkonferenz stimmten allerdings nur die Erwachsenen gegen die Jogginghose. Die Schüler waren dafür. Jogginghosen verboten: Schule setzt neue Kleiderordnung um.

„Es gibt einen Trend zu Kleiderordnungen in der Schule“, bestätigten die Landesvorsitzenden der Lehrergewerkschaften GEW und Philologenverband, Dorothea Schäfer und Sabine Mistler. GEW und Philologenverband vertreten oft unterschiedliche Positionen in der Schulpolitik, aber beim Thema Bekleidung sind sie dicht beieinander.

„In dem Maße, in dem die Freiheit bei der Bekleidung zunimmt, nehmen auch die Kleidervorschriften in Schulen zu. Früher war das nicht nötig, denn niemand wäre auf die Idee gekommen, in Turnhosen in die Schule zu gehen“, sagte Dorothea Schäfer.

Kappen raus aus der Schulklasse

„Schülerinnen und Schüler müssen sich so kleiden, dass die schulische Ordnung nicht beeinträchtigt wird“, erklärt Sabine Mistler, die vor wenigen Tagen den Landesvorsitz ihres Verbandes von Peter Silbernagel übernahm. Zu den wichtigen Erziehungszielen der Schule gehöre, den Kindern „sozial adäquates Verhalten“ zu vermitteln.

Kleidungsstücke wie zum Beispiel Hotpants gehörten nicht dazu. Inzwischen gebe es in NRW mehrere Schulen, die für Mädchen, die im Sommer sehr spärlich bekleidet zur Schule gehen, T-Shirts in XXL-Größe bereit hielten. Von solch einer unmodischen Maßregelung hält Mistler allerdings nichts.

Schäfer und Mistler sind sehr dafür, die Kappen möglichst aus dem Unterricht zu verbannen. Viele Schüler versteckten sich regelrecht hinter ihren Mützen, Blickkontakt mit dem Lehrer sei so unmöglich. Das Jogginghosen-Verbot hält GEW-Landeschefin Schäfer allerdings für übertrieben. „An dieser Stelle sollte man sich nicht verkämpfen“, findet sie.

Und Sie? Umfrage: Jeder Zehnte würde mit Jogginghose ins Büro gehen

Auch Lehrer sollten sich angemessen kleiden

Schulen haben das Recht, mit einem Votum der Schulkonferenz bestimmte Kleidungsstücke zu verbieten. Besser als eine Mehrheitsentscheidung sei aber ein echter „Konsens“ und eine „offene Diskussion“ zwischen Lehrern, Schülern und Eltern, glaubt Sabine Mistler. Schulleiter hätten übrigens auch das Recht, Lehrer dazu anzuhalten, sich „angemessen“ zu kleiden. So komme es vor, dass Pädagogen zum Beispiel Tattoos verdecken müssten.

Die Schulkonferenz kann laut Landesrecht sogar eine einheitliche Schulkleidung empfehlen. Hier sind die Hürden aber sehr hoch: Alle Schüler in der Konferenz müssten dem zustimmen, erklärt das NRW-Schulministerium.

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat nichts gegen Regeln an den Schulen, unterstreicht aber, dass ihr eine liberale Haltung dabei wichtig ist: „Dresscodes waren schon immer geprägt durch Mode und Zeitgeist. Ich begrüße ausdrücklich, wenn sich unsere Schulen Regeln für das gemeinsame Miteinander geben. Das ist eine wichtige Grundlage für ein respektvolles und gut funktionierendes Schulleben. Dabei sollte der Grundsatz gelten: So viele Freiheiten und so wenige Verbote wie möglich“, sagte die Ministerin dieser Redaktion.

Er hasste Jogginghosen – die wichtigsten Bilder des verstorbenen Modeschöpfers Karl Lagerfeld:

Der Modeschöpfer Karl Lagerfeld

Karl Lagerfeld galt seit dem Tod von Yves Saint Laurent als Alleinherrscher in der Modewelt. Menschlich blieb er vielen ein Rätsel. Auch um sein Geburtsdatum machte er ein Geheimnis.
Karl Lagerfeld galt seit dem Tod von Yves Saint Laurent als Alleinherrscher in der Modewelt. Menschlich blieb er vielen ein Rätsel. Auch um sein Geburtsdatum machte er ein Geheimnis. © REUTERS | REUTERS / GONZALO FUENTES
Lagerfeld war eine der schillerndsten Figuren der Modewelt. Mit seinem weißen Mozartzopf, der dunklen Sonnenbrille, auffälligem Schmuck und steifem Vatermörderkragen wurde der Designer zur Stilikone. Am 10. September wurde er ungefähr 85 Jahre alt. Bilder des Modedesigners.
Lagerfeld war eine der schillerndsten Figuren der Modewelt. Mit seinem weißen Mozartzopf, der dunklen Sonnenbrille, auffälligem Schmuck und steifem Vatermörderkragen wurde der Designer zur Stilikone. Am 10. September wurde er ungefähr 85 Jahre alt. Bilder des Modedesigners. © Reuters | REUTERS / Philippe Wojazer
Das Multitalent begann seine Laufbahn in der französischen Modewelt Mitte der 1950er Jahre in Paris, wo er bei Balmain, Patou, Chloé und anderen Modefirmen beschäftigt war. Dieses Foto zeigt ihn im Dezember 1954 in Paris während eines Modewettbewerbs – den er gewann.
Das Multitalent begann seine Laufbahn in der französischen Modewelt Mitte der 1950er Jahre in Paris, wo er bei Balmain, Patou, Chloé und anderen Modefirmen beschäftigt war. Dieses Foto zeigt ihn im Dezember 1954 in Paris während eines Modewettbewerbs – den er gewann. © Getty Images | Keystone
Seit 1983 war er Chef-Couturier des französischen Luxusmodehauses Chanel.
Seit 1983 war er Chef-Couturier des französischen Luxusmodehauses Chanel. © Getty Images | Keystone
Er brachte frischen Wind in das müde gewordene Label. Mit einer perfekten Symbiose aus traditionellem Chanel-Stil und trendsetzenden Elementen brachte er den internationalen Modedampfer wieder auf Erfolgskurs.
Er brachte frischen Wind in das müde gewordene Label. Mit einer perfekten Symbiose aus traditionellem Chanel-Stil und trendsetzenden Elementen brachte er den internationalen Modedampfer wieder auf Erfolgskurs. © imago/teutopress | imago stock&people
Kritiker bemängelten allerdings, Lagerfeld habe lediglich die Ideen von Coco Chanel zeitgemäß interpretierte, statt der Marke etwas Eigenes beizusteuern. Seiner Karriere hat das nicht geschadet.
Kritiker bemängelten allerdings, Lagerfeld habe lediglich die Ideen von Coco Chanel zeitgemäß interpretierte, statt der Marke etwas Eigenes beizusteuern. Seiner Karriere hat das nicht geschadet. © imago/teutopress | imago stock&people
Als Sohn aus einer großbürgerlichen Industriellenfamilie wurde er an einem 10. September in Hamburg geboren. Das genaue Jahr ist nicht bekannt. Er selber gab lange Zeit 1938 an, später 1935. Andere Quellen halten 1933 für am glaubwürdigsten.
Als Sohn aus einer großbürgerlichen Industriellenfamilie wurde er an einem 10. September in Hamburg geboren. Das genaue Jahr ist nicht bekannt. Er selber gab lange Zeit 1938 an, später 1935. Andere Quellen halten 1933 für am glaubwürdigsten. © imago/teutopress | imago stock&people
In Hamburg wohnte Lagerfeld schon lange nicht mehr. Er erkor Frankreich zu seiner Wahlheimat aus. Die dortige Presse nannte ihn „König der Maßlosigkeit“ oder „Karl den Großen“ in Anspielung an den gleichnamigen Herrscher, der bis 1814 König von Frankenreich war.
In Hamburg wohnte Lagerfeld schon lange nicht mehr. Er erkor Frankreich zu seiner Wahlheimat aus. Die dortige Presse nannte ihn „König der Maßlosigkeit“ oder „Karl den Großen“ in Anspielung an den gleichnamigen Herrscher, der bis 1814 König von Frankenreich war. © imago/teutopress
Erinnerung aus dem Jahr 1989: Gemeinsam mit zwei Mitarbeiterinnen diskutierte Lagerfeld neue Entwürfe für die Sommerkollektion. Versonnen und am Zeichenutensil kauend, schaute er vor sich auf ein weißes Blatt – als warte er darauf, dass seine Ideen auf diese Art den Weg leichter aufs Papier finden.
Erinnerung aus dem Jahr 1989: Gemeinsam mit zwei Mitarbeiterinnen diskutierte Lagerfeld neue Entwürfe für die Sommerkollektion. Versonnen und am Zeichenutensil kauend, schaute er vor sich auf ein weißes Blatt – als warte er darauf, dass seine Ideen auf diese Art den Weg leichter aufs Papier finden. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool / Ingo Otto
Auch für die italienische Pelz- und Modefirma Fendi entwarf Lagerfeld Mode (5.v.r.).
Auch für die italienische Pelz- und Modefirma Fendi entwarf Lagerfeld Mode (5.v.r.). © imago/Leemage | imago stock&people
Seine Kreativität kannte keine Grenzen. Als Fotograf, Designer, Filmemacher und Verleger schlug er immer wieder neue Wege ein. „Man muss sich für alles interessieren – aber man darf nie nur in eine Richtung gehen, man muss sich alle Türen offen halten. Man darf seine Neugierde nicht verlieren, sonst geht die Energie weg“, sagte er der Wochenzeitung „Die Zeit“.
Seine Kreativität kannte keine Grenzen. Als Fotograf, Designer, Filmemacher und Verleger schlug er immer wieder neue Wege ein. „Man muss sich für alles interessieren – aber man darf nie nur in eine Richtung gehen, man muss sich alle Türen offen halten. Man darf seine Neugierde nicht verlieren, sonst geht die Energie weg“, sagte er der Wochenzeitung „Die Zeit“. © imago/teutopress | imago stock&people
Lagerfeld arbeitete aber nicht nur für andere namhafte Marken. Er kreierte auch sein eigenes Label „Karl Lagerfeld“.
Lagerfeld arbeitete aber nicht nur für andere namhafte Marken. Er kreierte auch sein eigenes Label „Karl Lagerfeld“. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
Als Fotograf porträtierte er unter anderem seinen Schützling Claudia Schiffer.
Als Fotograf porträtierte er unter anderem seinen Schützling Claudia Schiffer. © REUTERS /
Umgeben von Topmodels: Lagerfeld zwischen Cindy Crawford (l.), Helena Christensen (2.v.r.) und Claudia Schiffer.
Umgeben von Topmodels: Lagerfeld zwischen Cindy Crawford (l.), Helena Christensen (2.v.r.) und Claudia Schiffer. © REUTERS /
Lagerfeld gilt als Entdecker von Schiffer, die zeitweilig als seine Muse fungierte.
Lagerfeld gilt als Entdecker von Schiffer, die zeitweilig als seine Muse fungierte. © imago/IP3press | imago stock&people
1993 provozierte Schiffer einen Skandal, als sie in einem Mieder auftrat, das Lagerfeld mit Koranversen bestickt hatte.
1993 provozierte Schiffer einen Skandal, als sie in einem Mieder auftrat, das Lagerfeld mit Koranversen bestickt hatte. © imago/teutopress | imago stock&people
Lagerfeld erlaubte sich vieles. So kombinierte er etwa Kleider mit Sportschuhen und peppte klassische Tweetstoff-Jacken mit Bändern und Fransen neu auf.
Lagerfeld erlaubte sich vieles. So kombinierte er etwa Kleider mit Sportschuhen und peppte klassische Tweetstoff-Jacken mit Bändern und Fransen neu auf. © imago/United Archives | United Archives/Impress
Nur mit Jogginghosen konnte er nichts anfangen. Über sie soll er einst gesagt haben: „Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“
Nur mit Jogginghosen konnte er nichts anfangen. Über sie soll er einst gesagt haben: „Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ © imago/teutopress | imago stock&people
Berühmt-berüchtigt waren seine Ironie und Lästerattacken. Die britische Sängerin Adele finde er zu rundlich, das Model Heidi Klum sei nicht top, er schimpfte über dicke Muttis mit Chipstüte vorm Fernseher und mag das Gesicht von Pippa Middleton nicht. Sie solle sich nur von hinten zeigen, sagte er der Boulevardzeitung „The Sun“.
Berühmt-berüchtigt waren seine Ironie und Lästerattacken. Die britische Sängerin Adele finde er zu rundlich, das Model Heidi Klum sei nicht top, er schimpfte über dicke Muttis mit Chipstüte vorm Fernseher und mag das Gesicht von Pippa Middleton nicht. Sie solle sich nur von hinten zeigen, sagte er der Boulevardzeitung „The Sun“. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Ganz vernarrt war er hingegen in seine Katze Choupette, die er auch für Werbeaufnahmen hergab.
Ganz vernarrt war er hingegen in seine Katze Choupette, die er auch für Werbeaufnahmen hergab. © Adam Opel AG | Adam Opel AG
Nicht nur Frauen waren für Lagerfeld Musen, auch zahlreiche männliche Models gehörten dazu. Hier zeigte er sich mit Baptiste Giacobini 2010 auf der amfAR-Gala.
Nicht nur Frauen waren für Lagerfeld Musen, auch zahlreiche männliche Models gehörten dazu. Hier zeigte er sich mit Baptiste Giacobini 2010 auf der amfAR-Gala. © imago/Tinkeres | imago stock&people
Lagerfeld mit Charlotte Casiraghi (l.) und Caroline von Monaco im Dezember 2006 bei einer Chanel-Fashionshow.
Lagerfeld mit Charlotte Casiraghi (l.) und Caroline von Monaco im Dezember 2006 bei einer Chanel-Fashionshow. © Getty Images | Pool
Zusammen mit seinem Neffen Hudson Kroenig zeigte sich Lagerfeld hier 2017 über den Laufsteg in Paris.
Zusammen mit seinem Neffen Hudson Kroenig zeigte sich Lagerfeld hier 2017 über den Laufsteg in Paris. © Getty Images | Pascal Le Segretain
Ausgefallenes Bühnenbild: Lagerfeld nach einer Modenschau für die Wintersaison 2009/2010.
Ausgefallenes Bühnenbild: Lagerfeld nach einer Modenschau für die Wintersaison 2009/2010. © REUTERS | REUTERS / Benoit Tessier
Geht auch selbst als Model durch: Lagerfeld vor einer Auswahl seiner Porträts, die 2012 im Grand Palais in Paris ausgestellt werden.
Geht auch selbst als Model durch: Lagerfeld vor einer Auswahl seiner Porträts, die 2012 im Grand Palais in Paris ausgestellt werden. © REUTERS | REUTERS / BENOIT TESSIER
Sieht aus wie auf dem Mars, ist aber nur Requisite: Lagerfeld auf der Fashion Week in Paris. Die Assoziation jedoch passt – schwebt der Designer mitunter doch in seiner eigenen Sphäre.
Sieht aus wie auf dem Mars, ist aber nur Requisite: Lagerfeld auf der Fashion Week in Paris. Die Assoziation jedoch passt – schwebt der Designer mitunter doch in seiner eigenen Sphäre. © REUTERS | REUTERS / BENOIT TESSIER
1/26