Nach vier Festtagen geht der Hansetag zuende: Der Maßstab für folgende Hansetage ist hoch gelegt. Delegierte wollen von Lüneburg lernen.

Lüneburg. "Die Organisatoren haben alles richtig gemacht, indem sie den Hansemarkt kompakt um das Rathaus gelegt haben. Auf früheren Hansetagen waren die Stände oft in der ganzen Stadt verteilt gewesen, sodass keine Atmosphäre aufgekommen war." Sagt, voll des Lobes, Jan Lindenau, 33. Das Mitglied der Lübecker Bürgerschaft plant bereits für die Rückkehr des Hansetags in die Hauptstadt der Hanse in zwei Jahren. "Der verkaufsoffene Sonntag und die Hansetag-App, durch die man schnell Information erhält, sind tolle Ideen. Das werden wir auf jeden Fall für Lübeck übernehmen."

Lübeck plant für die Zukunft. Für Lüneburg ist der Hansetag dagegen Vergangenheit. Mit dem großen Abschlussumzug hat das internationale Gipfeltreffen der Hansestädte gestern am frühen Abend sein Ende gefunden. Eine Prozession so bunt und fröhlich wie der ganze Hansetag.

+++ 200.000 Besucher begeistert vom Hansetag 2012 +++

+++ Die Hansetage starten mit einem fröhlichen Festumzug +++

Und mittendrin: die Herforder, die Gastgeber 2013 sein werden. "Wir freuen uns auf den Hansetag in unserer Heimatstadt", sagt Reinhard Schulz, 62. Er ist als Mitglied der Herforder Delegation angereist und mit offenen Augen und Ohren durch die Salzstadt gegangen, um Eindrücke und Ideen für den nächsten Hansetag zu sammeln. Schulz weiß: "Die Schönheit Lüneburgs werden wir aber nur schwer nach Hause verfrachten können." Er lacht. "Lüneburg ist wirklich zauberhaft schön. In dieser Stadt sind wir Standbesitzer auch gern nach der Arbeit durch die Straßen geschlendert", fügt seine Frau Angela, 64, hinzu. "Tagsüber hatten wir dazu keine Zeit."

Nicht nur Angela und Reinhard Schulz zogen an den Abenden durch die Stadt. Sowohl Aussteller als auch Touristen und Lüneburger bevölkerten nach dem Markt die nächtlichen Straßen. Ob Jazz, Rock oder Pop - es fand wohl jeder ein Plätzchen nach seinem Geschmack. Bis in die frühen Morgenstunden wurde gesungen, getanzt und getrunken.

"Es war großartig, dass abends, nachdem wir Aussteller unsere Stände um 20 Uhr geschlossen hatten, das Leben in der Stadt nicht vorbei war", sagt Reinhard Schulz. "Das lag sicherlich auch an dem Programm auf den acht Bühnen. Und an den Gastronomen, die sich ihre Gedanken über den Hansetag gemacht haben."

+++ Hansetag - in Lüneburg feiert die Hanse +++

Bei allem Lob: Eltern suchten auf dem Hansetag vergeblich nach Attraktionen für ihre Kleinen. "Die Kinder sind zwar begeistert vom Bühnenprogramm und den historischen Verkleidungen", sagt eine Mutter, "aber ein Platz mit kindgerechtem Programm, an den man sich mal für eine halbe Stunde zurückziehen kann, gibt es nicht." Hüpfburg, Kinderschminken, Puppentheater - was sonst bei einem Stadtfest selbstverständlich ist, fehlte bei dem Lüneburger Hansetag. "Das wäre so schön gewesen", so die Mutter, "vielleicht hätte man ja das Thema Hanse auch irgendwie kindgerecht aufbereiten können."

Philatelistengerecht hat sich Horst-Rüdiger Scholz, Vorsitzender des Lüneburger Briefmarkensammler Vereins, dem Thema genähert. An seinem Stand sollte jeder eine 45-Cent-Sonderbriefmarke mit dem Logo des Hansetags angucken können. "Aber schon Sonnabendmittag waren alle 600 Exemplare vergriffen", bedauert Scholz. "Hätten wir den Andrang richtig eingeschätzt, hätten wir gleich 1000 Briefmarken drucken lassen."

Ähnliche Probleme hatte Detlef Dietzsch, 61, der von Freitag bis Sonntag vor qualmendem Ofen stand, in dem er Aal, Heilbutt und Lachs räucherte - solange er frischen Fisch zur Verfügung hatte. "Wenn das so weiter geht, habe ich gleich keine Ware mehr", sagt er. "Schon am Sonnabend gab es einen unglaublichen Ansturm. Damit hätte ich niemals gerechnet." Dennoch - oder gerade deshalb - zeigte sich der Großteil der Aussteller hellauf begeistert. Auch kleinere organisatorische Schwierigkeiten zum Auftakt und das Unwetter am Freitagabend konnten ihre Freude nicht trüben.

Jan Lindenau fasst zusammen: "Das Wetter war gut, die Besucher zahlreich und sehr interessiert. Was will man da mehr?" Er weiß: Daran wird sich Lübeck messen lassen müssen.