Politik, Kirche und Handel ziehen eine einheitlich positive Bilanz der Großveranstaltung. Verbot des Schleusenbetriebs als Wermutstropfen.

Lüneburg. Das war's. Der Hansetag, das große Spektakel, ist vorbei. Die Buden und Bühnen werden abgebaut, Toilettencontainer abtransportiert, Bilanzen gezogen. 600000 Euro hat allein die Stadt für das Fest ausgegeben. Zahllose Helfer waren rund um die Uhr auf die Beinen, Anwohner mussten teilweise mit deutlichen Einschränkungen leben. War es das wert?

Auf jeden Fall, da sind sich alle Beteiligten einig. "Das war ein rundum gelungenes Fest", findet beispielsweise Eckhard Pols, Bundestagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender der CDU im Lüneburger Stadtrat. "Alles war prima organisiert. Lüneburg wurde international wahrgenommen und ist jetzt positiv besetzt. Das wird sich langfristig auszahlen, auch wenn der Image-Gewinn finanziell nicht messbar ist." Nach den guten Erfahrungen kann sich Pols vorstellen, eine erneute Bewerbung Lüneburgs im Jahr 2037 zu unterstützen. "Das muss allerdings vorsichtig abgewogen werden, schließlich würden wir damit der folgenden Generation einiges aufbürden."

Auch Torbjörn Bartels, der für die Piraten im Lüneburger Stadtrat sitzt, ist sich nicht sicher, ob er einer weiteren Bewerbung zustimmen würde. "Grundsätzlich würde ich mich freuen. Aber wir müssen jetzt abwarten, was die Nachbesprechung ergibt. Ich weiß nicht, ob wir das noch einmal wuppen können, der finanzielle und organisatorische Aufwand waren enorm."

Sollte der Hansetag noch einmal in Lüneburg stattfinden, würde er im Vorfeld die Bevölkerung besser einbinden. "Es gab zu Recht harsche Kritik", so der Pirat, "es wurde viel zu wenig informiert." Vielen Lüneburgern sei nicht bewusst gewesen, welche Dimension die Veranstaltung gehabt habe. Besser aufgeklärt hätten die Anwohner mehr Verständnis für die großräumigen Absperrungen und andere Einschränkungen gehabt, glaubt er.

Doch es habe ja alles hervorragend geklappt, bilanziert Bartels. "Das war wirklich ein gutes Aushängeschild für die Stadt", sagt er. "Die Stimmung war eine ganz besondere, und gerade der Kontakt mit Gästen aus anderen Nationen hat viel Spaß gemacht."

Eine positive Bilanz ziehen auch die Lüneburger Geschäftsleute. "Der Umsatz war zwar außer am Sonnabend nicht so hoch wie erhofft, aber für uns Händler und Gastronomen ist der Nachhaltigkeits-Aspekt sehr wichtig", sagt Heiko Meyer, Geschäftsführer des Lüneburger Citymanagements (LCM), der den Hansetag als "gigantisch" bezeichnet. Fast alle Geschäfte hätten an allen vier Hansetagen geöffnet gehabt. Als besonders erfreulich verbucht er, dass auch die kleinen Geschäfte in sonst weniger frequentierten Seitenstraßen gut besucht waren. Meyer: "Die Kunden kommen wieder, und dann werden sie auch etwas kaufen."

Bei Stadtfesten, fügt er hinzu, sei der Umsatz in den Geschäften nie sonderlich hoch: "Das ist auch bei den Sülfmeistertagen nicht anders, kein Vergleich zu einem verkaufsoffenen Sonntag". Eine Veranstaltung wie der Hansetag sei wichtige Werbung für die Stadt, "und da treten wir gerne zurück". Sollte sich die Stadt nochmals für die Ausrichtung bewerben, "hat Oberbürgermeister Mädge auf jeden Fall die Unterstützung von Handel und Gastronomie".

Lüneburgs Superintendentin Christine Schmid wäre ebenfalls für diesen Plan zu begeistern. "Wir haben durchweg positive Erfahrungen gemacht", sagt sie. Das Programm in den Kirchen habe sich total bewährt, ja, biete sogar Inspiration für die Zukunft. "Wir haben erlebt, dass sich der leer geräumte Kirchenraum von St. Johannis als ein Ort der Begegnung zwischen Mensch und Mensch und Mensch und Gott erschlossen hat." Es werde nun über Möglichkeiten nachgedacht, St. Johannis öfter mal frei zu räumen, beispielsweise könne die Kirche statt mit Bänken mit Stühlen ausgestattet werden. Für einen zukünftigen Hansetag würde sich Schmid wünschen, dass alle Beteiligten eine gemeinsame Aktion für einen sozialen Zweck organisieren.

Nicht ganz glücklich mit dem Verlauf der Hansetage ist dagegen Curt Pomp vom Arbeitskreis Lüneburger Altstadt (ALA). "Der Handwerkermarkt war wie immer sehr schön, auch wenn am Freitag wetterbedingt ein bisschen wenig los war." Einen Unterschied zu einem "gewöhnlichen" Handwerkermarkt ohne Hansetag hat er nicht bemerkt. "Wir machen das ja seit Jahrzehnten, das war kein Problem", sagt Curt Pomp.

Ein Problem war dagegen die Wittorfer Schleuse. Wie berichtet hatte das Wasser- und Schifffahrtsamt vor einigen Wochen den Betrieb verboten - und es damit für historische Schiffe aus den Hansestädten unmöglich gemacht, nach Lüneburg zu kommen. "Es war immer mein Traum, Leben im Hafen zu sehen. Der Stint als ehemals wichtiger Handelsplatz hätte das Herzstück des Hansetags sein müssen", sagt Curt Pomp. "Das muss ein Nachspiel haben", fordert er, schließlich habe allein das Ausbaggern des Hafenbeckens eine Menge Geld gekostet.