Nach den Korruptions-Vorwürfen des Landesrechnungshofs befasst sich der Landtag mit dem geplanten Libeskind-Bau.

Lüneburg/Hannover. Die Korruptionsvorwürfe des Landesrechnungshofes und die massive Kritik der Behörde an der aus ihrer Sicht unzureichenden Finanzierung des Zentralgebäudes der Leuphana rufen auch in Hannover Reaktionen hervor.

"Ich verlange eine Klärung der Vorwürfe. Wissenschaftsministerin Wanka muss mit ihrer Schönrederei und -rechnerei aufhören und darlegen, ob ein Viertel der Finanzierung des Libeskind-Baus immer noch auf der Kippe steht", sagt Victor Perli, hochschulpolitischer Sprecher der Linken Landtagsfraktion. Auch die Rolle des Wissenschaftsministeriums will er geklärt sehen. "Die Landesregierung ist über ihren Vertreter im Stiftungsrat der Hochschule stets über alle Vorgänge und Verträge rund um den Bau informiert. Anscheinend hat das Ministerium den Sponsoring-Vertrag mit der Firma Rheinzink anstandslos passieren lassen, obwohl der Vorteil für die Universität fraglich ist und die persönliche Interessenverquickung des Vizepräsidenten bekannt war. Frau Wanka soll den Vertrag offenlegen. Sie muss erklären, wie sie zur Antikorruptionsrichtlinie steht", sagt Perli. Die Linke will einen Baustopp für das Projekt - erneut soll es eine parlamentarische Anfrage zu dem Thema geben.

"Das Wissenschaftsministerium muss für vollständige Transparenz sorgen, was die privat-wirtschaftlichen Interessen von Herrn Keller betrifft. Die wiederholten negativen Schlagzeilen schaden dem Uni-Standort Lüneburg", meint auch die Landtagsabgeordnete der Grünen, Miriam Staudte. In der kommenden Woche soll im Wissenschaftsausschuss eine Unterrichtung stattfinden.

Einen Baustopp fordern auch die Linken in Lüneburg. Michél Pauly, Pressesprecher des Kreisverbands, appelliert an Stadt und Landkreis, sich vorläufig zurückzuziehen. "Die kommunalen Finanzmittel von sieben Millionen Euro dürfen nicht fließen, solange das ganze Projekt nicht zu Ende geplant ist. Ein halb fertiges Gebäude - und nur dafür reicht die Finanzierung bisher - kann durch Stadt und Landkreis niemals genutzt werden. Lüneburg droht daher entweder eine Vergeudung von sieben Millionen Euro, oder eine Nachforderung der Universität, damit das Projekt fertig gestellt werden kann", sagt Pauly.

Kritik kommt auch aus den Reihen der Professoren - und sie entzündet sich nicht nur am Audimax. "Die Einschätzungen des Landesrechnungshofes machen auf bestürzende Weise deutlich, dass sich die Leuphana mit der Person ihres Kanzlers Holm Keller ein Dauerproblem eingehandelt hat", sagt Professor Pierangelo Maset.

"Es muss klar gesagt werden, dass wir als Hochschule eine Vorbildfunktion für junge Menschen haben sollten. Diese Vorbildfunktion muss eine Universitätsleitung sehr ernst nehmen. Die Vermischung von Amt und persönlichen Interessen, die der Rechnungshof im Falle Holm Kellers kritisiert, ist nicht akzeptabel", meint er. Die Audimax-Finanzierung sei nicht das einzige Problem, das Keller belaste.