Das Salzmuseum in Lüneburg plant eine Ausstellung in 16 Containern. Die ersten sind jetzt geliefert und aufgestellt worden.

Lüneburg. Die ersten sichtbaren Zeichen für den Hansetag 2012 in Lüneburg stehen. Gestern hat sie ein Kran vor das Salzmuseum gehoben: Seecontainer, zwölf Meter lang und drei Meter hoch. Sie werden die geplante Hanse-Ausstellung des Museums beherbergen.

Der Container gilt als das Fass der Neuzeit, die Behältnisse sind daher nicht nur verhältnismäßig kostengünstig, sondern stimmen auch in der Assoziation. Schließlich geht es beim Thema Hanse um Handel, Verkehr und Transport. Die sogenannten High Cubes, besonders hohe Container, hat das Salzmuseum dem Hamburger Fußballverein St. Pauli abgekauft - dort dienten sie bis vor kurzem als Ort für eine Ausstellung über 100 Jahre Vereinsgeschichte.

Von außen deutlich als gebraucht erkennbar, sollen sie ihr natürliches Gesicht bewahren, erklärte Ausstellungsgestalter Andreas Menz von der Lüneburger Agentur "Bigs". Dem Abendblatt sagte Menz: "Wir wollen den Industriecharakter bewahren. Es wird selbstverständlich von außen einen Hinweis auf die Ausstellung geben, die Container werden jedoch nicht verkleidet."

Der Lüneburger Architekt Matthias Meinheit hat eine versetzte Anordnung der insgesamt 16 Quader erdacht. "Das schafft eine Raumstruktur. Verglaste Durchbrüche zwischen den Containern wecken Neugier und Interesse." Das Thema Transport werde auch innen konsequent weitergedacht - indem zum Beispiel Europaletten als Sockel für Exponate dienen.

Hinzu kommen ganz praktische Aspekte der Quader, sagte Hilke Lamschus, die das inhaltliche Konzept der Ausstellung entwickelt: "Sie sind dicht, wasserfest und einbruchsicher - die günstige Variante, umbauten Raum zu schaffen. Auch wenn die Preise für Container durch das Ansteigen der weltweiten Konjunktur in den vergangenen zwei Jahren stark gestiegen sind."

Zeigen will die Kuratorin innerhalb der Container, warum Lüneburg eigentlich Hansestadt ist. Lamschus: "Die Hanse ist zwar positiv besetzt als solide und ehrbar. Unklar ist vielen Lüneburgern aber, warum wir eigentlich zur Hanse gehörten." Der Grund sei die Sole gewesen, die im Untergrund der Stadt fließt: Lüneburg hieß "Salzhaus der Hanse", im Gegensatz zum "Brauhaus Hamburg" und "Kaufhaus Lübeck".

Dabei sei der Backstein zum Beispiel gar nicht so typisch hansisch, sondern vielmehr Lager- und Kontorhäuser wie der Viskulenhof oder der Kran am alten Hafen am Stintmarkt.

Geplant ist für die Ausstellung daher unter anderem der Nachbau des Laufrads im Kran sowie ein Modell der Stadt, in dem der Tagesablauf verschiedener Lüneburger vom Kaufmann bis zum Salinenarbeiter nachzuvollziehen ist. "Das Modell wird auf der Installation eines Salzstocks stehen", erklärt Hilke Lamschus. "Dadurch wird sichtbar: Das Salz ist das Kapital, auf dem die Stadt steht." Per Spiegelung werden die Besucher die schier unendliche Tiefe des Salzstocks erahnen können.

Aufgebaut wird auch ein begehbarer Querschnitt des damaligen Schiffstyps Kogge, und in einem Kontor können die Besucher mit einem Abacus rechnen und einem Federkiel schreiben. Und per Anwendung für Smartphones können Touristen sich durch Lüneburg führen lassen.

Seit rund zweieinhalb Jahren planen Hilke und Christian Lamschus an der Ausstellung, seit zwei Wochen liegt die Baugenehmigung der Stadtverwaltung vor. Dankbar ist das Ehepaar dem Betreiber des Supermarkts dafür, dass ihnen der Platz für die Container so unkompliziert zur Verfügung gestellt wurde. Rund 200 000 Euro kostet alles zusammen, finanziert aus Eigenmitteln des Salzmuseums sowie Zuschüssen der Museumsstiftung, des Landes Niedersachsen und Sponsoren. Bauherr ist das Museum, die Durchführung allerdings liegt wie bei Salzewer und -prahm bei dem Projekt Salzwerkstadt aus Arge, Job.sozial, Diakonie, Volkshochschule und Arbeitskreis Lüneburger Altstadt: Ein Schlosser- und ein Zimmerermeister leiten 20 ältere Langzeitarbeitslose an, Bauleiter ist Michael Anders.

Die Eröffnung ist geplant für Ende Mai 2012, einige Wochen vor Beginn der Hansetage. Mindestens zwei Jahre sollen die Hanse-Container stehen, anschließend können die Behälter laut Museumsdirektor Dr. Christian Lamschus nachgenutzt werden etwa vom Museum selbst - zum Beispiel als Magazin während des geplanten Umbaus - oder von Schulen. Ein Teil der Ausstellung soll dann 2014/15 in die geplante Erweiterungsfläche des Salzmuseums im jetzigen Supermarkt ziehen.

Zusätzlich zur Hanse-Ausstellung zum Anfassen plant das Salzmuseum unterdessen eine Kunstschau ebenfalls zu den Hansetagen. Unter dem Titel "Hanseartig" können sich 25 Hansestädte auf Europaletten präsentieren.