Die Schienen nach Bleckede und Hützel liegen brach. Stadt und Landkreis wollen die alten Trassen aber wieder beleben.

Bleckede. Die Bahnstrecke Lüneburg-Bleckede hat die besten Zeiten längst hinter sich. Kaum ein Zug rollt noch zwischen Hanse- und Elbestadt, und die Eigentümerin der Strecke, die Osthannoversche Eisenbahn (OHE), will sich von dem Schienenstrang trennen. Doch das Todesurteil für die Bahnstrecke ist trotz der schlechten Voraussetzungen bisher nicht gefällt worden. Vielmehr kämpft die Region darum, die Verbindung zu erhalten.

Auf Antrag der Grünen im Kreistag, die in dem Erhalt der Strecke eine erhebliche wirtschaftliche und touristische Bedeutung für den Landkreis Lüneburg sehen, lotet die Kreisverwaltung die Zukunft der Bahnlinie aus. Ulrich Mentz vom Kreis berichtet, dass Stadt und Landkreis eine 14 500 Euro teure Wirtschaftlichkeitsanalyse beim Institut für Verkehrswesen und Eisenbahnbau und -betrieb an der Technischen Universität Braunschweig noch diesen Monat in Auftrag geben werden. Die Experten nehmen jedoch nicht nur die Elbe-Strecke Lüneburg-Bleckede unter die ökonomische Lupe, sondern auch die Heide-Trasse Lüneburg-Amelinghausen-Hützel, die die OHE ebenfalls abstoßen will. Mit dem Ergebnis der Untersuchung rechnet Mentz noch vor dem Sommer.

"Wir brauchen Sicherheit. Denn bisher steht die Wirtschaftlichkeitsberechnung für die Bahnstrecke Lüneburg-Bleckede auf wackeligen Füßen", sagt Mentz. Diese hatte die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg (AVL) angestellt. Und war zu dem Ergebnis gekommen, dass der Landkreis jährlich 17 000 Euro zuschießen müsste, wenn der Verein den Betrieb der Strecke übernähme. Die AVL plant, Oldtimerzüge für Ausflügler zwischen Lüneburg und Bleckede fahren zu lassen. Mentz: "Doch so fleißig und gut die AVL die Wirtschaftlichkeitsanalyse erarbeitet hat, so sehr bestehen Zweifel an ihr. Denn 17 000 Euro im Jahr erscheinen deutlich zu gering. Jetzt erhalten wir ein belastbares Gutachten."

Die beiden Bahnstrecken einfach auf dem Friedhof der Geschichte zu beerdigen, davon hält Ulrich Mentz nichts. Das komme nicht infrage: "Schließlich ist Niedersachsen das am schlechtesten mit Bahnschienen versorgte westdeutsche Bundesland", berichtet er. Und vor diesem Hintergrund müsse geklärt werden, ob die Schienenstränge zur Elbe und in die Heide tatsächlich überflüssig seien. "Wir haben auch nachgefragt, wer die Schienen eigentlich noch nutzen will und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass sie in Zukunft wieder an Bedeutung gewinnen werden."

Das gelte vor allem für die Strecke Lüneburg-Amelinghausen-Hützel, die direkt am Industriegebiet Lüneburg-Süd in Embsen/Melbeck vorbeiführt. "Dort möchte ein Recyclingunternehmen für Windräder künftig Material über die Schienen an- und abfahren", berichtet er.

Doch das sei nicht alles für eine mögliche Zukunft auf der Schiene. Die Strecke der Heidebahn nach Hützel verläuft über das Lüneburger Stadtgebiet, und in der Stadt seien die Pläne für einen Leuphana-Express vom Lüneburger Bahnhof zur Universität noch nicht abgehakt, so Mentz. "Außerdem ist die Strecke eine wichtige Verbindung nach Winsen/Luhe und in den Süden." Die Elbebahn ende in Bleckede hingegen als Sackgasse. Dennoch spricht er ihr nicht ab, verschiedene Aufgaben erfüllen zu können. "Der Schwerpunkt sind ganz klar Touristenzüge, die an die Elbe fahren. Aber da die OHE anstrebt, den Betrieb ihres Ausbesserungswerkes in Bleckede fortzuführen, ist eine Bahnstrecke dorthin hilfreich. Und denkbar ist zudem, dass eine lange Draisinenstrecke für Bleckede-Besucher eingerichtet werden kann."

Eines sei aber schon jetzt klar: "Eine Bedeutung für den Personennahverkehr werden die beiden Bahnlinien nicht bekommen", meint er.