Kreisbrandmeister fordert weniger Bürokratie. Durchschnittsalter in Wehren steigt stetig an. Sicherheitsniveau nicht haltbar.

Kirchgellersen. Gesellschaftliche Veränderungen beeinflussen die Leistungsfähigkeit der Feuerwehren und das Sicherheitsniveau. Die Wehren im Landkreis Lüneburg sind im Wandel. Seit nunmehr einem Jahr bestehen Arbeitsgruppen auf Kreisebene, die ergebnisoffen drei Schwerpunktfragen diskutieren: Was können die Wehren selbst tun? Was erwarten sie von den Kommunen und was vom Gesetzgeber?

"Auch uns erreicht der demografische Wandel", bestätigt Kreisbrandmeister Torsten Hensel aus Kirchgellersen. Eine Mitgliederanalyse hat ergeben, dass nur noch 657 Mitglieder zwischen 21 und 27 Jahre alt sind. Ein Großteil der ehrenamtlich tätigen Wehrmitglieder - 745 - ist älter als 50 Jahre. Die Gruppe der 41- bis 50-Jährigen ist mit 886 Mitgliedern vertreten, die 28- bis 40-Jährigen mit 996 (Zahlen von 2008).

Zwar musste bislang nur die Ortswehr Dachtmissen wegen Nachwuchsmangels aufgelöst werden, "doch werden weitere von der Bildfläche verschwinden", ist sich Hensel sicher. "Bereits jetzt brauchen wir aufgrund fehlender Personalstärke am Tage jeden Mann und jede Frau. Zu viele Ehrenamtliche arbeiten mittlerweile ortsfern."

So haben sich, wie überall im Landkreis üblich, die zwölf Ortswehren in der Samtgemeinde Scharnebeck in vier Züge zu drei Wehren zusammengeschlossen. Aus ihnen werden im Notfall ehrenamtliche Helfer angefordert. Ein Ziel der Feuerwehrreform ist es, vor allem Jugendliche zu binden. Allzu häufig wandern sie im Anschluss an die Zeit in der Kinderfeuerwehr in andere Vereine ab. Die Florian-Gruppen indes genießen große Attraktivität. Ihre Zahl kletterte im vergangnen Jahr von 20 auf 30.

Von den Gemeinden, die in Niedersachsen für den abwehrende Brandschutz und die Hilfeleistung zuständig sind, wünscht sich Hensel "gelebte Anerkennung". Üblich seien Lippenbekenntnisse in Sonntagsreden. Bestätigung und Achtung des ehrenamtlichen Engagements müsse auch in der Materialbeschaffung zum Ausdruck kommen. Zum Beispiel bei Feuerwehrfahrzeugen. Gesetzlich sind die Kommunen verpflichtet, eine den örtlichen Verhältnissen entsprechende leistungsfähige Feuerwehr aufzustellen, auszurüsten, zu unterhalten und einzusetzen.

Das geschieht auch, allerdings oft verbunden mit erheblichem bürokratischen Aufwand. "Der Bürokratismus frisst uns auf", sagt der Kreisbrandmeister. Das bezieht er nicht nur auf die Kommunen, sondern auch auf die umfangreichen Berichte, die nach Einsätzen zu schreiben sind.

Gleiches gelte für die Ausbildungsgänge. "Eine Verschlankung ist notwendig", sagt Hensel und nennt Beispiele: Allein der Grundlehrgang für Freiwillige in der ländlichen Feuerwehr fordert über 60 Ausbildungsstunden; eine weiterführende Ausbildung zum Truppmann noch einmal 80 Stunden in zwei getrennten Abschnitten. Nicht gerechnet die Speziallehrgänge für Funker, Maschinisten oder den wichtigen Atemschutz. Viele Interessenten können eine solche Ausbildung neben dem Berufsleben nicht leisten.

Die Feuerwehr Amelinghausen hat für den 23. Januar um 14 Uhr in das Feuerwehrhaus eingeladen. Tagesordnungspunkt: Die Zukunft der Wehr.