Kritik wird laut am Straßenbelag in der Ilmenaustraße. Die Anwohner klagen über Lärm. Jetzt lädt die Stadt zur Bürgerversammlung

Lüneburg. Zwei Wochen ist es her, da frästen Arbeiter die Asphaltdecke der Ilmenaustraße ab. Seitdem rumpeln die Autos über eine nun wieder sicht- und hörbare Kopfstein-Piste. Bis nächste Woche ruhen die Arbeiten, denn noch ist unklar, wie es mit der Straße weitergehen soll. Die Stadt hat nun erst mal eine Bürgerversammlung vorgesehen.

Geplant war, Geld zu sparen, indem der vom Frost zerfressene Asphalt einfach entfernt und nicht erneuert wird. Stattdessen sollte das darunter liegende alte Kopfsteinpflaster wieder als Straßenbelag dienen.

Wie berichtet, ist das Experiment in der Hindenburgstraße gescheitert: Bereits nach wenigen Tagen entschied die Verwaltung, die Straße doch wieder zu asphaltieren. Anwohner hatten sich über die Lärmbelästigung beschwert. Und die Straßenbau-Abteilung der Stadt war auch nicht zufrieden mit dem Ergebnis: Das Pflaster liegt nicht flächendeckend, die Gossen waren bereits asphaltiert worden. Zudem wurde der Höhenunterschied an den Straßenrändern sowie zu den Auffahrten zu groß.

Ähnliche Probleme gibt es an der Ilmenaustraße, auch dort liegen Asphalt-Inseln auf dem Pflaster, ragen Gullydeckel zentimeterhoch aus der Straßenoberfläche. Und auch dort sind die Anwohner nicht zufrieden mit dem Zustand ihrer Straße, auf der die Stadt zurzeit nur Tempo 30 erlaubt.

"Gegenüber der Schlaglochpiste nach dem Winter ist es jetzt zwar besser", sagt eine Physiotherapeutin, die montags bis freitags auf Augenhöhe der vorbeirumpelnden Autos arbeitet. "Optimal ist es aber nicht. Es ist eindeutig lauter als vorher. Das einzig Gute ist, dass die Leute nicht mehr so rasen."

Zwei Häuser weiter, in der Nummer 9, sieht das eine Anwohnerin ganz anders. "Nachts rasen die hier wie die Irren, daran hat sich nichts geändert", sagt sie. "Ich kann nicht mehr mit offenem Fenster schlafen. Es ist ein einziger Albtraum."

Ihre Haus-Nachbarin Nicoletta Kindermann hat Glück mit der Lage ihres Schlafzimmers: "Es geht nach hinten, wir merken keinen großen Unterschied", sagt die Theaterpädagogin. Was sie mehr stört, ist der Zustand der Straße selbst: "Das Pflaster ist sehr wellig. Ich fahre jetzt viel langsamer, weil ich Angst um meine Achsen habe."

In Nummer 7 sagt eine junge Frau zwar, sie habe sich die Lärmentwicklung "schlimmer vorgestellt", aber lauter geworden sei es "auf jeden Fall". Sie wünscht sich dauerhaft Tempo 30. Denn langsamer fahren die Autos ihrer Einschätzung nach bislang nicht.

Für Uta Weber aus demselben Haus ist das Wohnen an der Ilmenaustraße jetzt deutlich unattraktiver als vorher: "Auf dem Balkon zu sitzen ist schlichtweg unmöglich", sagt die ältere Dame. "Vielleicht fahren ja einige langsamer als vorher, aber viele heizen hier richtig durch."

Heidrun Schmorr arbeitet im Erdgeschoss der Nummer 1, sie sagt: "Der Lärm ist viel schlimmer geworden, und die Straße sieht unmöglich aus, ganz schrecklich. Das ist kein Aushängeschild." Sie arbeitet gern mit offenem Fenster, das geht jetzt kaum noch. "Wenn ich telefonieren will, muss ich es schließen - oder schreien." Auch ihre zwei Kollegen seien "genervt".

Das Geschirr in den Schränken klappert zwar noch nicht, sagt Edith Niewiarra in der Nummer 5. "Es ist aber ganz schön laut geworden", sagt die Rentnerin. "Würden wir vorne schlafen, würden wir kein Auge zukriegen. Es ist fürchterlich zu fahren, und für Fußgänger ist es unangenehm: Die Radfahrer benutzen jetzt die Gehwege." Der löchrige Asphalt sei zwar unerträglich gewesen, "aber das jetzt ist nicht besser", sagt sie. "Bei uns im Haus schimpfen alle."

Bis auf einen. Nichts Negatives am Kopfsteinpflaster finden kann Christoph Schwarz: "Mir ist der Lärm egal. Ich finde das Pflaster wunderbar. Es hebt das Image der Stadt, meinetwegen könnten mehr Straßen Lüneburg zurückgebaut werden."

Dass das Kopfsteinpflaster bleiben soll, kann Postbote Sven Göpel kaum glauben. "Das soll so bleiben?", fragt er die Rundschau überrascht zurück. "Ich dachte, der Asphalt wurde entfernt, um ihn anschließend zu erneuern. Im ersten Moment meinte ich zwar, es macht die Straße idyllischer und schöner. Wenn ich hier aber wohnen müsste, wäre die Lärmbelästigung nicht ohne."

Auch die Stadtverwaltung hat bereits von Beschwerden gehört und will die Anwohner daher kurzfristig zu einer Bürgerversammlung einladen: "Am 21. Juni, 18 Uhr, werden wir im Glockenhaus über den weiteren Fortgang der Arbeiten sprechen", sagte Daniel Steinmeier, Sprecher der Verwaltung, gestern der Lüneburger Rundschau. "Wir werden unsere Pläne vorstellen und möchten das Ganze einvernehmlich mit den Bürgern machen. Bis dahin ruhen die Arbeiten."