Schwarzenbek. E-Busse und Radverkehr: Um die Klimaziele zu erreichen, plant die Stadt ein Mobilitäts- und Fahrradkonzept. Welche Ideen es gibt.

Es gibt bereits Wärmenetze, die Stadtbuslinie verkehrt rein elektrisch, mehr als 1000 überdachte und und zum Teil abschließbare Fahrradstellplätze wurden an der Südseite des Bahnhofs geschaffen, und die gesamte Straßenbeleuchtung ist auf LED umgestellt: Die Stadt Schwarzenbek hat bereits viel getan, um ihren ehrgeizigen Klimaschutzzielen näher zu kommen.

Bis zum Jahr 2030 will Schwarzenbek eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes um 33 Prozent (gemessen am Basisjahr 1990) erreichen. Aber es gibt noch viel zu tun, unter anderem beim Radverkehr. Das ist das Ergebnis der Einwohnerversammlung zum Thema „Klimaneutralität in Schwarzenbek – ein Zwischenbericht“ am Mittwochabend. „Packen wir es gemeinsam an“, sagte Bürgervorsteher Roman Larisch zum Abschluss der Diskussion.

Klimaschutz: Elektromobilität und Radverkehr stärker im Fokus

Gerade beim Energieverbrauch hat Schwarzenbek große Erfolge durch die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Lampen mit individueller Steuerung erzielt. Damit können einzelne Laternen nicht nur an und aus geschaltet, sondern auch gedimmt werden. „Wir hatten 2017 vor der Umrüstung noch einen Stromverbrauch von einer Million Kilowattstunden im Jahr für die Beleuchtung. 2021 waren es nur noch 217.230 Kilowattstunden“, bilanziert die Klimaschutzbeauftragte Nina Reimers. Auch in den städtischen Liegenschaften und im Rathaus sei der Stromverbrauch durch Umrüstung auf LED, bewussteren Umgang mit Energie, aber auch durch die verstärkte Nutzung von Home-Office-Angeboten deutlich gesunken.

Was noch fehlt, ist die Nutzung städtischer Immobilien für Solaranlagen. Aber auch beim Carsharing, dem Ausbau der Infrastruktur für Elektromobilität und der Förderung des Fahrradverkehrs ist noch einiges zu tun. Auch bei der gesetzlich vorgeschriebenen kommunalen Wärmeplanung steht die Stadt erst am Anfang. Diesen Prozess wollen die Politiker jetzt anschieben.

Fahrradkonzept wichtig, um Zuschüsse für Maßnahmen zu bekommen

Außerdem plant die Stadt ein Mobilitäts- und ein Fahrradkonzept als weiteren Baustein in den Klimaschutzzielen. Den Sinn dieser Untersuchungen stellte allerdings René Franke, der für die AfD in der Stadtvertretung sitzt, infrage. „Wer mit dem Rad in Schwarzenbek unterwegs ist, der sieht sofort, was zu tun ist. Die Radwege sind in einem desolaten Zustand. Um das zu erkennen, benötigt man kein Konzept“, sagte der Politiker.

Nina Reimers ist seit zwei Jahren Klimaschutzmanagerin in Schwarzenbek. Sie zeigt auf, was die Stadt in Sachen Klimaschutz bereits erreicht hat und wo die Energiesparpotenziale in Zukunft liegen könnten.
Nina Reimers ist seit zwei Jahren Klimaschutzmanagerin in Schwarzenbek. Sie zeigt auf, was die Stadt in Sachen Klimaschutz bereits erreicht hat und wo die Energiesparpotenziale in Zukunft liegen könnten. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Das sehen Nina Reimers und Bürgermeister Norbert Lütjens anders. „Wir haben schon bei der Planung für die Stadtentwicklung gesehen, dass vieles, was man eigentlich auch mit purem Menschenverstand erkennen könnte, von Experten besser in den Fokus gerückt wird. Außerdem sind solche Expertisen wichtig, um Zuschüsse zu bekommen“, so der Bürgermeister.

„Vieles, was wir jetzt haben, wie beispielsweise die Fahrradstellplätze am Bahnhof oder die Fahrradreparatursäulen, hätten wir als Stadt ohne Zuschüsse nicht bezahlen können. Auch für künftige Förderungen beispielsweise im Radverkehr und bei der Mobilität brauchen wir deshalb konkrete Konzepte“, ergänzte die Klimaschutzbeauftragte.

Der Bürgermeister sieht beim Thema Verkehr noch viel zu tun. So müssten unter anderem die Hauptkreuzungen in Schwarzenbek so umgestaltet werden, dass der Radverkehr besser und sicherer fließen könne. „Außerdem brauchen wir vermutlich auch Fahrradstreifen auf einigen Straßen“, sagte Lütjens. Zudem sollten Fahrradunterstände auch an der Nordseite des Bahnhofs geschaffen werden.

Elektrisch betriebene Stadtbusse wichtiger Baustein der Verkehrswende

Ein wichtiger Punkt im Verkehrskonzept Schwarzenbeks sind auch die Stadtbusse. „Seitdem die Busse fahren, gibt es freie Parkplätze am Bahnhof. Das war früher nicht der Fall“, so Roman Larisch. Allerdings gibt es auch Kritik. „Die Busse sind nur in der Hauptverkehrszeit voll, dazwischen bin ich mitunter der einzige Fahrgast. Viele ältere Leute in den Wohngebieten Forsthof und Rülau klagen, dass die Busse dort nicht fahren. Könnte man die Linien nicht in den verkehrsarmen Zeiten dort fahren lassen?“, fragte Ulrike Schip.

Bürgervorsteher Roman Larisch (l.) leitet seine erste Einwohnerversammlung. Es geht um sein Herzensthema Klimaschutz. Bürgermeister Norbert Lütjens steht für Fragen der Bürger zur Verfügung.
Bürgervorsteher Roman Larisch (l.) leitet seine erste Einwohnerversammlung. Es geht um sein Herzensthema Klimaschutz. Bürgermeister Norbert Lütjens steht für Fragen der Bürger zur Verfügung. © Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Wichtig sei, dass die Busse in einem verlässlichen Halbstundentakt führen – auch wenn sie mitunter leer seien, erklärte der Bürgermeister: „Experten haben uns versichert, dass die Verlässlichkeit ein absolutes Muss ist, damit sich der Stadtbus etabliert“, so Lütjens. Zwei Jahre läuft der öffentlich geförderte Pilotversuch mit dem Stadtbus. Danach muss neu mit dem Kreis über die Fortführung verhandelt werden. „Wir sind zum Erfolg verdammt, wenn wir den Stadtbus behalten wollen“, betonte Lütjens.

Ein anderes wichtiges Thema für die Verkehrswende ist die Bahnverbindung nach Hamburg. Eine Verlängerung der S21 von Aumühle bis Schwarzenbek hält Roman Larisch für keine gute Idee, weil „weil die Taktung nicht unbedingt besser wäre als mit dem Regionalexpress“. Außerdem brauche die S-Bahn wesentlich länger nach Hamburg. „Wichtig wäre eine Verlängerung des Bahnsteigs in Schwarzenbek, damit die überfüllten Regionalzüge einen sechsten Waggon bekommen. In Büchen und Bergedorf ist das kein Problem. Daran arbeiten wir zur Zeit“, so Larisch.

Sigrid Binder (SPD) forderte eine Veränderung der Taktzeiten der Busse. „Wer nach Mölln fährt und weiter nach Ratzeburg oder Lübeck will, hat oft nur eine Minute Zeit zum Umsteigen. Wenn der Bus Verspätung hat, steht man eine Stunde in Mölln. Das ist kein Anreiz, auf den ÖPNV umzusteigen“, monierte sie.