Lauenburg. Die Aktiven in Lauenburg organisieren Veranstaltungen, Reisen und mischen politisch mit. Doch damit könnte jetzt Schluss sein.

Viele ältere Lauenburger machen auf jedem Kalenderblatt ein dickes Kreuz: Der Seniorennachmittag ist für sie ein Höhepunkt des Monats. Bis zu 150 Besucher kamen, als der Seniorenbeirat die geselligen Nachmittage noch im Mosaik veranstaltete. Nachdem sich der Beirat mit dessen Pächter nicht über Konditionen einigen konnten, wurden es weniger. Allerdings nicht, weil das Interesse an den geselligen Zusammenkünften geschwunden ist, sondern weil es im Ausweichort Soltstraatenhus viel weniger Plätze gibt als im Mosaik. Manchmal mussten Besucher sogar nach Hause geschickt werden.

Jetzt könnte ganz Schluss sein mit den beliebten Treffen. Der Lauenburger Seniorenbeirat steht vor dem Aus. Laut Satzung sollte der Beirat neun Mitglieder haben, diese Zahl wird schon seit fünf Jahren nicht mehr erreicht. Nach dem Tod von Manfred Mangelmann besteht der Seniorenbeirat derzeit nur aus sechs Aktiven. Von denen wollen nur zwei zur nächsten Wahl im März nächsten Jahres wieder antreten. Alle anderen scheiden spätestens zu diesem Zeitpunkt aus.

Beirat beklagt mangelnde Wertschätzung

Dabei gab es schon ganz andere Zeiten. Früher war es in Lauenburg nämlich gar kein Problem, Kandidatinnen und Kandidaten für den Seniorenbeirat zu gewinnen. 2013 musste sogar das Los entscheiden. Damals hatten sich zehn Kandidaten beworben. Damit war klar, dass der Kandidat oder die Kandidatin mit den wenigsten Kreuzen hinter dem Namen ohne Amt nach Hause gehen würde. Am Ende bildeten zwei Bewerber mit gleicher Stimmenanzahl gemeinsam das Schlusslicht auf der Kandidatenliste.

Noch gilt der Lauenburger Seniorenbeirat der aktivste im Land. Keine der Interessengemeinschaften bietet so viele Veranstaltungen und Reisen an. Außerdem zählen die Erfahrungen der Aktiven aus der Schifferstadt viel im Kreisseniorenbeirat. Doch intern brodelt es. Nachdem im vergangenen Jahr eine Werbeaktion um neue Mitglieder ins Leere lief, herrscht Resignation. „Wir haben die Arbeit immer gern gemacht. Aber jetzt sind wir enttäuscht vom Desinteresse und der mangelnden Wertschätzung. Viele wollen nur nehmen und nicht geben. Sollten wir keine neuen Aktiven finden, gibt es im nächsten Jahr keinen Seniorenbeirat mehr“, kündigt Claus Beissner, der langjährige Sprecher, an. Er selbst musste im vergangenen Jahr aus gesundheitlichen Gründen in die zweite Reihe zurücktreten.

Vor der Bürgermeisterwahl im November vergangenen Jahres. Der Seniorenbeirat hatte die Kandidaten zu einer Fragerunde eingeladen. Das Soltstraatenhus war bis auf den letzten Platz besetzt.
Vor der Bürgermeisterwahl im November vergangenen Jahres. Der Seniorenbeirat hatte die Kandidaten zu einer Fragerunde eingeladen. Das Soltstraatenhus war bis auf den letzten Platz besetzt. © Elke Richel | Elke Richel

Seniorenbeirat mischt auch in politischen Gremien mit

Herbert Güttler ist ebenfalls seit Jahren aktiv dabei: Er organisiert die Reisen und Tagestouren. „Auch die würden wegfallen, wenn wir unsere Arbeit einstellen müssten“, bedauert er. Doch der Beirat engagiert sich nicht nur für das Vergnügen der rund 3500 Menschen in Lauenburg, die älter als 60 Jahre sind. Kaum eine Sitzung der Fachausschüsse, die nicht von mindestens einem Mitglied besucht wird. Weil der Seniorenbeirat dort laut Satzung auch Antrags- und Rederecht hat, konnten die Aktiven in der Vergangenheit einiges erreichen: So wurden die Bahnsteige auf dem Lauenburger Bahnsteig erhöht und Bordsteinkanten im Stadtgebiet abgesenkt.

Der Seniorenbeirat kümmerte sich außerdem um die Aufstellung von altersgerechten Trimm-dich-Geräten in der Stadt und den Bau einer Boulebahn nebst Wetterschutz auf dem Lauenburger Friedhof. Aber auch die zunehmende Altersarmut in der Stadt klammert der Seniorenbeirat nicht aus. In diesem Zusammenhang gehen die Aktiven mit gutem Beispiel voran und stellen Gutscheine für Bedürftige aus, für die selbst das Kaffeegedeck beim Seniorennachmittag unerschwinglich ist.

Außerdem sorgt der Beirat dafür, dass die älteren Lauenburger auf dem Laufenden bleiben, was in der Stadt passiert. Vor der Bürgermeisterwahl im November vergangenen Jahres organisierte der Seniorenbeirat die erste gemeinsame Vorstellungsrunde in der Stadt. 140 Besucher fühlten den Kandidaten während der Veranstaltung auf den Zahn.

Claus Beissner hofft, dass sich schon vor der Wahl nächsten Jahres Nachfolger für die ausscheidenden Mitglieder des Seniorenbeirates finden. Laut Satzung könnten diese schon jetzt nachrücken und durch die Stadtvertretung als neue Mitglieder bestätigt werden. Ihre Wahl würde dann regulär im März nächsten Jahres erfolgen. Wählbar sind alle Lauenburgerinnen und Lauenburger, die spätestens im Jahr der Wahl das 60. Lebensjahr vollendet haben. Außerdem müssen sie ihren Hauptwohnsitz in Lauenburg haben.

Satzung regelt Rechte und Pflichten

In der Satzung sind die Aufgaben klar definiert: Der Seniorenbeirat ist die unabhängige, parteipolitisch neutrale und konfessionell ungebundene Interessenvertretung älterer Menschen in Lauenburg. Die Mitglieder sind ehrenamtlich tätig. Zu ihren Aufgaben gehört, die Verwaltung und die politischen Gremien der Stadt in Angelegenheiten zu beraten, die Senioren betreffen. Die Stadtvertretung stellt für den Seniorenbeirat Haushaltsmittel zur Verfügung.

Der Beirat selbst tagt öffentlich, Ausnahmen gibt es nur in begründeten Fällen. Die Beschlussfähigkeit ist hergestellt, wenn mindestens die Hälfte der Mitglieder anwesend ist. Nach der Wahl wählt der Beirat in seiner konstituierenden Sitzung aus seiner Mitte einen Vorstand mit einem Vorsitzenden. Die Mitglieder des Seniorenbeirates werden von der Stadtvertretung bestätigt.