Der Kampf David gegen Goliath im Reich der Tablet-Computer beginnt. Was iPad und WePad eint und unterscheidet

Hamburg. Ich oder wir? I oder We? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Für Liebhaber der Tablet-Computer iPad und WePad rückt der Tag der Entscheidung näher, denn am 10. Mai soll es endlich so weit sein: Nach mehreren Verschiebungen, die Apple mit dem sensationellen Erfolg in den USA begründet, werden die iPad-Preise und der endgültige Starttermin für Deutschland bekannt gegeben. Auch die Konkurrenz steht bereits in den Startlöchern. Für die potenziellen Nutzer stellt sich die Frage: Sollte man frühzeitig ein iPad vorbestellen oder auf Alternativen wie das für August angekündigte WePad warten, das ab Dienstag kommender Woche vorbestellt werden kann? Ein erster Vergleich.

Das Design

iPad: Die schlichte Eleganz des iPad, das mit nur einer einzigen Taste an der Vorderseite auskommt, dürfte schwer zu überbieten sein. Am Rahmen befinden sich Ein- und Ausschalter, Lautstärkeregler und eine Sperre für das automatische Umschalten des Bildschirms vom Hoch- ins Querformat. Der 9,7-Zoll-Bildschirm hat eine Auflösung von 1024 x 768 Bildpunkten. Er wird durch einen breiten schwarzen Rand begrenzt, der verhindert, dass man beim Halten versehentlich Funktionen aktiviert.

WePad: Das WePad gibt sich äußerlich ähnlich puristisch wie der Konkurrent von Apple. Mit 11,6 Zoll und 1366 x 768 Bildpunkten ist es aber etwas größer. Auf dem rechten Displayrand befinden sich die wichtigsten Navigationsflächen, die mit dem Daumen bedient werden. Damit kann man über die Oberfläche scrollen, laufende Anwendungen aufrufen und die virtuelle Tastatur aktivieren. Mit dem Daumen und den Fingern der linken Hand navigiert man innerhalb der einzelnen Anwendungen.

Die Technik

iPad: Als Hintergrundbeleuchtung kommen wie bei neueren Flachbild-TVs LED-Lampen zum Einsatz, was dem Bild eine hohe Brillanz verleiht. Dank einer speziellen Displaytechnik ist die Darstellung auch aus extremen Betrachtungswinkeln von der Seite gut zu erkennen. Der Arbeitsspeicher ist mit 256 MByte sehr knapp bemessen, was sich unter anderem bei Spielen bemerkt macht. Der Akku hält ersten Tests zufolge auch bei intensivem Gebrauch mehr als zehn Stunden durch - ein exzellenter Wert. Um eine Verbindung mit dem Internet herstellen zu können, ist ein WLAN-Zugang erforderlich.

WePad: Das Konkurrenzmodell bringt es auf das Vierfache des Arbeitsspeichers. Damit ist laut Hersteller "echtes Multitasking" möglich. Das vom PC gewohnte Betreiben mehrerer Anwendungen zur gleichen Zeit - etwa das Offenhalten mehrerer Browserfenster, während man Mails schreibt und ein Office-Dokument bearbeitet - sollte also kein Problem sein. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber dem iPad, vor allem, wenn man den mobilen Begleiter zum Arbeiten einsetzen möchte. Die Akku-Laufzeit ist mit sechs Stunden allerdings deutlich geringer.

Die Stärken

iPad: Das iPad ist sehr handlich und dank seiner langen Akku-Laufzeit ein idealer Begleiter für unterwegs. Viele der unzähligen Mini-Programme für das iPhone, die sogenannten Apps, kommen erst auf dem großen Bildschirm richtig zur Geltung. Zudem werden künftig immer mehr Apps speziell für das iPad entwickelt. Zur Präsentation von Fotos, die sich per Finger auf dem Bildschirm anordnen lassen, ist das iPad ideal. Braucht man es gerade für nichts anderes, kann man es als digitalen Bilderrahmen verwenden. Eigene Videos muss man über eine entsprechende App erst umwandeln. Musik hören sollte man über Kopfhörer, denn das iPad selbst verfügt nur über einen Lautsprecher an der Seite. Als E-Reader soll man mit dem iPad künftig die Zeitungen, Magazine und Bücher der Zukunft lesen können. Erste Angebote beeindrucken mit eingebundenen Videos, animierten Tabellen und rotierbaren 3D-Bildern.

WePad: Anders als das iPad lässt sich das WePad auch über SD-Karten oder USB-Sticks mit Fotos, Videos, Musik und Dokumenten aller Art bestücken. An die beiden USB-Ports können Tastatur, Maus oder Speichersticks angeschlossen werden. Als Betriebssystem ist auf dem WePad Linux installiert, es sollen darauf aber auch Anwendungen laufen, die für Android-Smartphones wie das Google-Handy oder in anderen Programmiersprachen wie etwa Java programmiert wurden. Der scheinbar uneinholbare Vorsprung von Apple mit seinen iPhone-Apps könnte sich in Wahrheit als großer Pluspunkt für das WePad erweisen. Um Anwendungen zu installieren, sind Nutzer nämlich nicht auf einen einzelnen App-Store angewiesen und können auch auf die Software freier Entwickler zurückgreifen. Insgesamt wird den WePad-Nutzern ein deutlich größerer Freiraum bei der individuellen Nutzung der Hardware eingeräumt als bei Apple.

Die Schwächen

iPad: Das iPad wurde von Kritikern als "goldener Käfig" bezeichnet, und das ganz zu recht. Es verfügt weder über eine USB-Schnittstelle noch über einen Speicherkarten-Slot. Beim Verwalten von Musik, Videos, Apps und E-Books ist man vollkommen auf Apples iTunes angewiesen. Um Daten weiterzugeben, muss man das iPad durch ein ausschließlich dazu verwendbares USB-Kabel mit einem PC verbinden. Alternativ lassen sie sich per Mail verschicken. Zwar lassen sich innerhalb von Dritthersteller-Apps neue Dateien anlegen, dann aber auch nur innerhalb dieser Anwendung benutzen. Ein direkter Zugriff darauf, wie etwa am PC über den Windows Explorer, ist nicht möglich. Der Web-Zugang per Mobilfunk (UMTS) wird erst mit späteren iPad-Versionen möglich sein.

WePad: Das WePad ist ein technisch ausgesprochen anspruchsvolles Gerät, das seine Praxistauglichkeit erst noch unter Beweis stellen muss. Bislang existieren nur wenige Vorserienmodelle, bei denen es hier und da noch etwas hakt. Experten zweifeln daran, dass das Gerät tatsächlich im Sommer serienreif sein wird. In Sachen Benutzerfreundlichkeit macht derzeit niemand Apple etwas vor. Das iPhone hat hier Maßstäbe gesetzt, hinter denen auch das iPad nicht zurückfallen wird. Dem müssen die Hersteller des WePad erst einmal etwas entgegensetzen. Gerade durch ihre Beschränkungen wird die Apple-Welt für unerfahrene Nutzer überschaubar. Das WePad bietet zwar deutlich mehr Freiräume, birgt damit aber auch das Risiko, sich innerhalb der Vielzahl an Möglichkeiten zu verlaufen.

Fazit

Man wolle keinen iPad-Killer auf den Markt bringen, versichert die "WePad GmbH". Es wäre wohl auch etwas vermessen, dem Giganten Apple als gerade erst gegründetes Unternehmen offen den Kampf anzusagen. Sollte das WePad im Sommer tatsächlich in Serie gehen, dürfte es aber eine interessante Alternative zum iPad sein. Dem Kult-Faktor des Apple-Geräts stünden höhere Flexibilität und Vielseitigkeit gegenüber. Als Zielgruppe kämen vor allem ambitionierte Nutzer in Betracht, die sich von Apples restriktiver Geschäftspolitik schon lange eingeschränkt fühlen. Alle anderen werden ohnehin wieder zu Steve Jobs neuestem Wunderwerk greifen.