Im Abendblatt-Forum diskutierten Klimaforscher Mojib Latif und der designierte Vattenfall-Chef Pieter Wasmuth über die Klimaziele der Hansestadt.

Hamburg. Wie ist es im Jahr 2050 um den Klimaschutz in Hamburg bestellt, was kann schon jetzt getan werden, damit die Hansestadt den Titel "Umwelthauptstadt" nicht nur im Jahr 2011, sondern auch in Zukunft tragen wird? Der renommierte Klimaforscher Mojib Latif , 56, lieferte sich auf dem Abendblatt-Forum ein Wortgefecht mit dem designierten Chef des Energiekonzerns Vattenfall Hamburg, Pieter Wasmuth . Gemeinsam diskutierten sie im Rahmen der Hamburger Klimawoche am Donnerstagabend im Bechstein-Saal der Europa-Passage, moderiert wurde die Veranstaltung von Abendblatt-Redakteurin Angelika Hillmer.

+++ Umwelthauptstadt 2011: Hamburg will Maßstäbe für Europa setzen +++

"In Hamburg besteht viel Nachholbedarf beim Klimaschutz. Wir müssen an die großen Sachen heran. Musste Moorburg so gebaut werden?", fragte Latif, der in Kiel eine Professur für Meteorologie innehat. Damit setzte er einen der großen Streitpunkte des Abends: Ist es mit dem Steinkohlekraftwerk an der Süderelbe, das nach Hochrechnungen neun Millionen Tonnen mehr CO2 pro Jahr in die Atmosphäre stoßen wird, überhaupt möglich die ambitionierten Klimaziele zu erfüllen. Wassmuth entgegnet gelassen: "Das ist eine Frage, wie man die Berechnung anstellt." Schließlich ersetze das neue Kraftwerk ein altes Kohlekraftwerk in Wedel, das eine halbe Million Tonnen CO2 mehr ausstößt. Die Investitionsentscheidung, sagt der Vattenfall-Mann in spe, sei damals von einer politischen Mehrheit getragen worden, die Moorburg als notwendig erachtete. "Bei jeder Investition gibt es einen Punkt, ab dem man nicht mehr umkehren kann. Diesen Punkt haben wir in diesem Fall überschritten als die Diskussion entfacht ist."

Klimaforscher Latif ging daraufhin in die Offensive: "Ich habe das Gefühl, dass gerade die großen Konzerne einen sehr, sehr guten Draht zu der Politik haben, auch parteiübergreifend. Ich glaube, deshalb entsteht in der Bevölkerung die Frage: Wer bestimmt hier eigentlich?" Und setzte nach: "Können Sie Herr Wasmuth, soviel Druck auf die Politik ausüben, dass diese Ihrem Willen folgt?"

Während die Diskutanten bei der Energiepolitik weit auseinanderlagen, waren sie einig, dass viel mehr Energie gespart werden muss. Für Hamburg könne er sich einen "autofreien Innenstadtring vorstellen, ganz wie in London", sagte Latif. In der Diskussion um den Wärmeschutz von Gebäuden müsse man einen Kompromiss finden, der weder Mieter noch Vermieter zu stark belaste. Der zukünftige Vattenfall-Chef Wasmuth sprach von einer City-Maut, die man einführen könne. Ausserdem starte sein Unternehmen im kommenden Jahr, nach dem Vorbild Berlins, einen Feldversuch mit 50 Elektrokleinwagen in Hamburg.