Kommentar

Krebs - der blinde Passagier der Evolution" - folgt man der Theorie des Londoner Krebsforschers Mel Greaves, ist der Krebs ein Unfall bei der Zellteilung. Täglich erneuern sich Hunderttausende von Zellen in unserem Körper - jedes Mal besteht das Risiko, dass eine Zelle aus dem normalen Programm ausschert, sich übermäßig oft zu teilen beginnt und in andere Gewebe einwandert. Somit ist Krebs zum großen Teil Schicksal.

Doch Worte wie "schicksalhaft", "Schicksalsschlag" oder sich "dem Schicksal ergeben" zeigen auch die Bedrohung, die mit diesem Wort verbunden sind. Schicksal bedeutet, keine Möglichkeit zu haben, durch eigene Handlungen einen Zustand abzuwenden, bedeutet Ausgeliefertsein. Und das macht Angst. Haben wir doch alle das Bedürfnis, für jede Krankheit eine Ursache zu finden und uns selbst zu trösten, dass damit auch schon eine Lösung des Problems am Horizont erscheint, sei es durch ärztliche Behandlungsmaßnahmen oder durch Änderung der eigenen Lebensweise.

Und was das angeht, ist auch Krebs nicht immer nur Schicksal. Zwar können wir den Unfall bei der Zellteilung nicht beeinflussen, aber es hat sich ja herausgestellt, dass Krebsarten wie Lungenkrebs oder bösartige Tumoren des Darmes und der Prostata durchaus auch etwas mit unserer Lebensweise zu tun haben. Daraus ergibt sich auch die Handlungsmöglichkeit, durch eine gesunde Lebensweise zumindest das Risiko für einige Krebsarten zu senken. Die zweite Möglichkeit, die wir bis zu einem gewissen Punkt selbst in der Hand haben, ist die Früherkennung. Indem wir auf unseren Körper achten, ihn gelegentlich mit kritischen Augen genau betrachten und indem wir regelmäßig an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen, lassen sich einige bösartige Tumoren schon so früh aufspüren, dass sie bei rechtzeitiger Behandlung dem Körper nichts mehr antun können.

Konsequente Früherkennung, die Entwicklung immer feinerer Diagnosemethoden und neue Therapieverfahren haben wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Heilungsrate bei einigen Tumoren in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verbessert hat und Krebs an Schrecken verloren hat.

Trotzdem ist der Krebs auch heute immer noch die zweithäufigste Todesursache in der Bundesrepublik. Für viele Menschen ist es ein Schicksal, unter dem sie schwer zu leiden haben und letztendlich sterben müssen. Doch die vielen Möglichkeiten, die die moderne Medizin heutzutage bietet, um diesem Leiden etwas entgegenzusetzen, kann allen Menschen, die an Krebs erkranken, Mut machen, den Kampf gegen den Tumor aufzunehmen, die Hoffnung zu bewahren und sich dem Schicksal zu widersetzen.