Auf der Binnenalster findet am Sonnabend das Finale des E.ON Hanse Alstercup statt. Höhepunkt ist der Auftritt des Deutschland-Achters. Das Paradeboot ist auf der Alster bisher noch unbesiegt.

Hamburg. Wie schwer es die Ruder-Bundesliga (RBL) am Anfang bei seinem RC Favorite Hammonia hatte, daran kann sich Gert-Rüdiger Wüstney noch lebhaft erinnern: „Ich war damals in unserem Traditionsclub der einzige Fan.“ Ein Jahr lang warb er für den neuen Wettbewerb, bis sich der Club dazu durchrang, mit einem eigenen Achter in der Zweiten Bundesliga anzutreten.

Fünf Jahre später braucht die RBL in der Szene nicht mehr um Anerkennung zu kämpfen. Im sechsten Jahr ihres Bestehens hat sich die Veranstaltungsserie nicht nur etabliert, das Format ist schon zum Vorbild für andere Sportarten, etwa das Segeln, geworden. Und der RC Favorite Hammonia ist mit seinem Dole-Achter längst in der Ersten Bundesliga angekommen. Beim Saisonfinale auf der heimischen Binnenalster ist an diesem Sonnabend sogar noch ein Treppchenplatz möglich.

Aber davon wird es nicht abhängen, ob dieser dritte E.ON Hanse Alstercup ein Erfolg wird. In den beiden Vorjahren wohnten jeweils mehr als 20.000 Zuschauer den Rennen entlang des Neuen Jungfernstiegs bei. Viele, kurz aufeinanderfolgende 270-Meter-Sprints Boot gegen Boot, allesamt in der Königsklasse Achter; eine vollständig einsehbare Regattastrecke; der K.-o.-Modus; eine Auf- und Abstiegsregelung wie im Fußball; und das alles nicht irgendwo draußen auf dem Land, sondern mitten in der Stadt vor der prächtigen Kulisse des Fairmont Hotels Vier Jahreszeiten: All das kommt offenbar gut an beim Hamburger Publikum.

Zwar rümpfen in der großen Ruderfamilie noch immer einige die Nase über ihre Sprintkollegen. Für die Traditionalisten beginnt das richtige Rudern erst bei der olympischen Mitteldistanz von 2000 Metern. „Es sind ganz andere körperliche Voraussetzungen gefragt, der Ausdaueranteil ist auf einer Kurzstrecke untergeordnet“, sagt Olympiasieger Eric Johannesen, 26, vom RC Bergedorf. Doch vor einer Kulisse wie an der Binnenalster beim internationalen Einlagerennen kann sich auch der Hamburger mit dem Deutschland-Achter an den klassischen Regattastrecken selten in Szene setzen.

Das Paradeboot ist auf der Alster noch unbesiegt. Ein dritter Erfolg würde die unglückliche Niederlage bei der Weltmeisterschaft in Amsterdam Ende August zwar nicht ganz aufwiegen. Aber immerhin kommt es beim E.ON Hanse Alstercup auch in diesem Jahr zum Kräftemessen mit der Weltelite. Von den ersten fünf Booten der WM sind vier am Start: neben Deutschland noch Polen, die USA und Frankreich sowie der WM-Achte Niederlande. Einzig Großbritannien fehlt, der Weltmeister startet parallel bei der Universitäts-WM in Gravelines (Frankreich). Verstärkt wird der Deutschland-Achter wieder von Doppelvierer-Olympiasieger Lauritz Schoof aus Rendsburg.

Nach der erfolgreichen Premiere im Vorjahr ist auch das internationale Einerrennen wieder im Programm. Titelverteidiger Marcel Hacker aus Magdeburg bekommt es dabei mit dem WM-Dritten Ángel Fournier aus Kuba, dem Niederländer Roel Braas sowie Lokalmatador Tim Ole Naske zu tun. Der 18 Jahre alte Juniorenweltmeister von der RG Hansa erhielt nach seinem Triumph bei den Olympischen Jugendspielen kurzfristig eine Einladung.

„Das Konzept von nationalem und internationalem Sprint-Spitzensport hat sich bewährt, und der E.ON Hanse Alstercup ist in dieser Konstellation sicherlich einzigartig“, sagt Nils Budde, der die RBL 2009 zusammen mit Renko Schmidt und Arne Simann aus der Taufe hob. Er hofft darauf, dass die Sprints wie schon bei den Kanuten Aufnahme ins olympische Programm finden.

Der Weg scheint vorgezeichnet. Nur eine Woche nach dem Bundesligafinale auf der Alster erreicht das Sprintrudern die nächste Evolutionsstufe. Dann erlebt Berlin die Premiere der Ruder-Champions-League. Nach dem Vorbild der Bundesliga treten die besten deutschen Vereine auf Höhe der East Side Gallery gegen Club- und Universitätsmannschaften aus neun weiteren Nationen über 350 Meter gegeneinander an. „Dass wir international so viel Resonanz mit diesem Format finden, hätten wir nicht erwartet“, sagt Organisator Rolf Warnke, „es zeigt, dass der Rudersport nicht so konservativ eingestellt ist, wie manche vielleicht glauben.“ Aus der Bundesliga sind die ersten drei Männer- sowie die beiden besten Frauenteams qualifiziert, dazu der Erste und Zweite der Zweiten Männer-Bundesliga. Das sollte Anreiz genug sein, sich in Hamburg noch einmal richtig in die Riemen zu legen.

Programm des E.ON Hanse Alstercups

Freitag, 12. September

15.30: Betriebssport, Firmen-6er-Cup, Qualifikationsläufe zum Bundesfinale; 19.00: Siegerehrung.

Sonnabend, 13. September

9.00: Ruder-Bundesliga (RBL), Vor- und Zwischenläufe; 13.00: Sprintrennen der Ruder-Achter und -Einer mit Zeitläufen, Halbfinals und Endläufen; 14.10: Siegerehrungen Achter, Einer; 14.35: VIP- und Medien-Achter; 14.55: Bundesfinale Firmen-Cup, Vorläufe; 16.00: RBL-Endläufe, 2. Liga Männer; 16.30: RBL-Endläufe, 1. Liga Frauen; 17.35: Bundesfinale Firmen-Cup; 17.50: Siegerehrung; 18.20: RBL-Endläufe, 1. Liga Herren; 19.30: Siegerehrung.

Sonntag, 14. September

11.00: Kanu-Polo, Vorrunde; 13.00: Kanu-Rennsport (Einer-Canadier und Einer-Kajak), Deutschland-Cup, Vorläufe; 13.40: Kanu-Polo, Vorrunde; 14.30:Kanu, Deutschland-Cup, B-Finals; 15.10: Kanu-Polo, Endspiele; 15.50: Kanu, Deutschland-Cup, Finale; 16.30: Siegerehrungen.