Sucht- und Drogenhilfe erfordert Einfühlungsvermögen, viel Geduld und praktisches Know-how.

Es ist kalt draußen. Umso mehr lockt der frische Kaffeeduft im M.A.E.X. Sieben Männer - und ein großer, freundlicher Hund - sind zum Freitagsfrühstück gekommen. Käse, Aufschnitt und Marmelade werden herumgereicht, der eben noch gut gefüllte Brötchenkorb leert sich rasch. Für einen Nachzügler ist nur noch ein halbes Brötchen übrig. "Du bist spät dran", hört er zur Begrüßung. "Macht nix, aber Kaffee ist doch noch da, oder?" Klar gibt es noch Kaffee, und es ist auch nicht in erster Linie das Frühstück, das die Männer hier herzieht, "obwohl gerade zum Monatsende hin das Geld knapp wird", wie Hermann Hellmann beobachtet hat, der seit drei Jahren bei der Einrichtung in Hamm-Mitte tätig ist. Vor allem aber ist es das Gespräch, das die Besucher lockt.

Das M.A.E.X., getragen wird es von der Therapiehilfe e.V., ist eine suchtmittelübergreifende Beratungsstelle für Jugendliche und Erwachsene mit den Schwerpunkten Psychosoziale Betreuung von Substituierten und Externe Drogenberatung in Hamburger Haftanstalten. Diejenigen, die sich in der Substitutionsbetreuung befinden, haben bereits den Teufelskreis aus Sucht, Beschaffungskriminalität und oftmals Gefängnis hinter sich gelassen. Hilfestellung benötigen sie aber noch immer, etwa beim Umgang mit Ämtern, bei Problemen mit der Justiz, Gläubigern oder Vermietern. "Wir leisten hier Sozialarbeit von A bis Z", erklärt Achim Weyermann, der bereits seit zehn Jahren dabei ist. Ein erheblicher Teil seiner Arbeit betreffe ganz banale lebenspraktische Dinge. Denn Suchtkranken falle es schwer, sich um Miete, regelmäßige Ernährung oder eine vom Gericht verfügte Schuldentilgung zu kümmern.

Diplom-Pädagoge Hellmann hatte schon früh die Arbeit mit Suchtkranken im Blick. Bereits während seines Studiums arbeitete er in einer Übernachtungsstätte für Drogenabhängige. "Das hieß, jede Stunde die Atmung der Klienten überprüfen und aufpassen, dass sie am Leben bleiben", erzählt er, "denn Heroin führt zu einer Betäubung der Atmung."

Da es in Hamburg in der Vergangenheit weder an der Universität noch an einer Fachhochschule den Studiengang "Sozialarbeit" gab, sind vor allem Absolventen verwandter Studiengänge wie Erziehungswissenschaft oder Sozialpädagogik in den verschiedenen Einrichtungen tätig. Ein Großteil der Kollegen im M.A.E.X. hat zudem eine "Suchttherapeutische Zusatzausbildung". Neben Fachkompetenz zählt für Weyermann vor allem die Bereitschaft, die Problemlage der Klienten zu akzeptieren und dabei "im Hinterkopf zu haben: Sucht ist eine Krankheit, keine Charakterschwäche". Es geht darum, mit den Klienten Probleme gemeinsam zu lösen. "Und das funktioniert nicht, indem wir ihnen unsere Wert- und Moralvorstellungen überstülpen, sondern in Einzelgesprächen herausfinden, wie sie ihre Situation selbst in den Griff bekommen können." Gerade unter Suchtkranken seien Minderwertigkeitsgefühle weit verbreitet. "Wenn wir ihnen alles abnehmen, ändern wir nichts daran. Wenn sie Probleme selbst lösen, ist das ein erster Schritt hin zu mehr Selbstbewusstsein", erklärt der 40-Jährige. Hellmann nennt als eine wesentliche Voraussetzung "Sympathie für die Außenseiter". Zu seinen Aufgaben gehört auch die Betreuung drogenkranker Gefangener. In den einstündigen Gesprächen berichten die Gefangenen einerseits von ihrem Alltag hinter Gittern, andererseits geht es darum, was nach dem Knast kommt. Sich vorzustellen, dann einen festen Job zu haben und ein normales Familienleben zu führen, fällt vielen schwer.

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