Moderner, schöner, exklusiver - das Abendblatt verändert sich und bleibt sich doch treu

Wer nicht mit der Zeit geht, wird irgendwann von ihr überholt. Das gilt für Menschen, für Unternehmen, für Städte und Länder - es gilt aber vor allem auch für Zeitungen. Denn sie sind ein Spiegelbild der Zeit, der Gesellschaft und der Region, in der sie erscheinen, und sie müssen sich deshalb zwangsläufig verändern und modernisieren. Das Hamburger Abendblatt hat das in seiner mehr als 60 Jahre dauernden Geschichte immer wieder getan - und sich mit der Metropolregion gewandelt. Zuletzt vor wenigen Wochen.

Wem dient eine Redaktion? Die Frage klingt altmodisch, und doch ist die Antwort entscheidend für den Erfolg einer Zeitung in der Zukunft. Sie ist ebenso einfach wie aufregend: Wir dienen den Lesern. Aus diesem Grund hat die Redaktion des Hamburger Abendblatts bei den Veränderungen der Zeitung vor allem ihren Lesern zugehört. Mehr als ein Jahr lang sammelten wir Ihre Anregungen. Wir haben diskutiert, argumentiert, gestritten - aber vor allem haben wir daraus gelernt, wie sich die Leser ihr Abendblatt wünschen.

Gemeinsam haben wir das Gorch-Fock-Motto "Mit der Heimat im Herzen die Welt umfassen" neu interpretiert, das der Verleger Axel Springer auf die Titelseite des Abendblatts gebracht hat. Gemeinsam haben wir die Zeitung der Zukunft erschaffen - ein Blatt, das zur Metropolregion und ihren Menschen passt: weltoffen und heimatverbunden, klug, aber nicht besserwisserisch, elegant im Aussehen und klar im Kopf.

Im Abendblatt hat jetzt alles seinen festen Platz: Es ist ein für alle Mal Schluss mit dem Suchen nach Wetter, Wissen oder der Terminseite. Hinzu kommen eine Meinungsseite, ein größerer und herausnehmbarer Kulturteil und einiges mehr. Wir verstehen uns verstärkt als Tagesmagazin, das nicht nur die Nachrichten liefert, sondern auch Hintergründe aufzeigt und Geschehenes einordnet. Unsere gedruckte Antwort auf TV, Rundfunk, Online und Mobile lautet: Wenn die anderen schneller sind, müssen wir besser sein.

Wir haben das Lokale vertieft, bauen das Regionale aus und haben unsere überregionale Bedeutung gestärkt. Als erste Regionalzeitung bringen wir auf der zweiten Seite einen ausführlichen Meinungs- und Analyseteil. Auch die Meinung unserer Leser steht prominent an dieser Stelle. Weiter vorne im Blatt als alle anderen Zeitungen präsentieren wir unsere Leserbriefe.

Sähe das Abendblatt heute noch so aus wie an jenem 14. Oktober 1948, dem ersten Tag seines Erscheinens, es hätte keine Überlebenschance am Markt. Damals hatte es nur acht Seiten, auf denen es kaum Fotos gab. Das erste Abendblatt hatte - wie heute wieder - einen sechsspaltigen Umbruch, wirkte stark textlastig; nur auf der letzten Seite ("Die Bilderseite") sprangen viele schwarz-weiße Nachrichtenfotos ins Auge. Vorn gab es die große Politik, dann folgten die "Meinungsseite" und die "Hamburg-Seite", eineinhalb Anzeigenseiten und nur eine halbe Seite Sport. Nicht besser ging es dem Feuilleton, das sich eine Seite mit der Unterhaltung teilte. "Volkswirtschaft/Weltwirtschaft" hieß der einseitige Wirtschaftsteil vor dem bebilderten Abschluss.

Die Form ist von gestern. Die Philosophie des Verlegers Springer hingegen ist heute aktueller denn je. Sein Erfolgsrezept: Er wollte und machte eine Zeitung, die die Menschen menschlich ansprach, sie in ihrer privaten Sphäre verstand. Mit Nachrichten, die den Leser angingen. Das war das Revolutionäre am Abendblatt - die ständige Frage: Was bedeutet diese Nachricht für die Menschen? Was bewegt unsere Leser?

Im Lauf der Jahre probierte das Hamburger Abendblatt immer wieder Neues aus. Schon 1961 hatte es als erste Zeitung auf dem europäischen Kontinent ein Farbfoto auf der Titelseite gedruckt, 1964 das erste gefunkte aktuelle Farbfoto. Thematische Seiten für Hochschule, Umwelt, Medizin wurden neu entwickelt - heute zusammengefasst auf der täglichen Seite "Wissen". Ein farbiges Wochenend-Journal entstand - heute heißt es magazin, 1995 erfand die Redaktion "Hamburg LIVE", Veranstaltungskalender und Stadtmagazin für eine ganze Woche. Und 1984 ging das Abendblatt online, zuerst zaghaft als "Bildschirmtext", im Oktober 1996 dann mit abendblatt.de, dem mehrmals täglich aktualisierten Internetangebot.

In den vergangenen Jahren haben sich Aussehen und Inhalt von Zeitungen und Zeitschriften unter dem Einfluss des Internets stark verändert. Die Erkenntnis hat sich inzwischen durchgesetzt, dass sie in puncto Aktualität nicht mit den schnellen Online-Angeboten konkurrieren können. Stattdessen müssen Zeitungen ihren Lesern vor allem Hintergründe und Analysen bieten. Der Journalist muss zum JournANALYST werden und die Blätter von Tageszeitungen zu Tages-Nachrichtenmagazinen, die neben exklusiven Nachrichten auf Einordnungen, Kommentare und Analysen setzen.

Diesem neuen Anforderungsprofil entspricht ein eher ruhiges, unaufgeregtes Zeitungslayout. Nach dieser Maxime richtet sich das neue Hamburger Abendblatt. Wir wünschen Ihnen damit viel Vergnügen.

Ihre Hamburger-Abendblatt-Redaktion