Tanken ist so teuer wie nie zuvor: Der Liter Superbenzin hat die Rekordmarke von 1,60 Euro überschritten. Hier sind die Gründe für den Anstieg.

Hamburg. Der Preis für Superbenzin ist an den Tankstellen in Deutschland erstmals über 1,60 Euro gestiegen - und ist damit höher als je zuvor in der Geschichte des Automobils .

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Hintergrund:

Worauf sind die hohen Preise zurückzuführen?

Benzin wird aus Rohöl hergestellt, das sich seit Beginn des Jahres ungefähr von 90 auf 125 Dollar je Barrel verteuert hat. Dazu gibt es einen eigenen Markt für Ölprodukte, wie Benzin, Heizöl oder Kerosin.

Hier sind die Preise noch stärker gestiegen; allein seit Mitte April von rund 900 auf fast 1200 US-Dollar je Tonne für Superbenzin. Dieser Anstieg schlägt sich unmittelbar an den Tankstellen nieder.

Wer bestimmt die Großhandelspreise?

Am europäischen Ölmarkt sind eine Vielzahl von Anbietern und Nachfragern aktiv. Dazu zählen die Ölgesellschaften und die Raffinerien, unabhängige Ölhändler und Industrieunternehmen. Europäisches Benzin wird auch in die USA verkauft, die seit etwa zehn Jahren regelmäßig Ende April/Anfang Mai größere Mengen abnehmen.

Die europäischen Raffinerien produzieren tendenziell ausreichend oder sogar zu viel Benzin. Die Überschüsse werden exportiert. Die Nachfrage in Europa ist im Sommer etwa 20 Prozent höher als im Winter.

Wer profitiert am meisten von den hohen Benzinpreisen?

Zunächst profitieren von den hohen Rohstoffpreisen die Besitzer und Verkäufer von Rohöl. Das sind oft staatliche Gesellschaften im Nahen Osten, Afrika, Venezuela oder Russland. Auch die großen Ölfirmen wie Shell, BP und ExxonMobil verfügen über eigene Vorkommen oder Förderrechte und weisen deshalb enorme Gewinne aus.

Auf der nächsten Verarbeitungsstufe, bei den Raffinerien, sind die Gewinne deutlich kleiner und schwanken stark. Nach Angaben des Hamburger Energie-Informationsdienstes EID waren die europäischen Raffinerien zu Beginn des Jahres nur in 9 von 15 Wochen profitabel. Etliche Raffinerien stehen zum Verkauf.

Und die Tankstellen?

Die haben am wenigsten von den hohen Preisen, obwohl sie am stärksten in der Kritik stehen. Der Benzinpreis besteht zu mehr als 95 Prozent aus Steuern und Einkaufskosten. Als Gewinn beim Benzinverkauf streben die Ölgesellschaften einen Cent je Liter an.

Auch der Pächter einer Tankstelle lebt nicht in erster Linie vom Benzinverkauf, sondern eher von Zigaretten, Süßigkeiten, Getränken und Zeitungen. In Deutschland gibt es rund 14 400 Tankstellen; davon gehören 8000 zu den sechs größten Tankstellenketten Aral, Shell, Esso, Total, Avia und Jet.