Der ADAC ist empört: Der Preis für Rohöl sinkt weiter deutlich. Autofahrer müssen trotzdem Rekordpreise für Benzin bezahlen.

Berlin. Der Preisrutsch an den Rohstoffmärkten hat sich am Freitag fortgesetzt. Der Ölpreis fiel in London bis auf 105,15 Dollar und in New York bis auf 94,63 Dollar pro Barrel (159 Liter).

Trotz des Verfalls der Rohölpreise müssen die deutschen Autofahrer für Benzin weiterhin Rekordpreise zahlen. Der ADAC reagierte empört: „Die Preise für Super sind um mindestens 6 Cent je Liter überhöht“, sagte der Benzinpreisexperte des Clubs, Jürgen Albrecht.

„Wenn es umgekehrt wäre, hätten wir an den Tankstellen einen riesigen Sprung nach oben“, sagte Albrecht. Aber nach einer ausführlichen Marktbeobachtung des ADAC kassierten die Tankstellen für Super E10 am Freitagmorgen unverändert 1,61 Euro.

Beim Mineralölwirtschaftsverband hieß es, der maßgebliche Benzinpreis in Rotterdam sei von 59 Cent je Liter am 1. Mai auf etwa 54 Cent am Freitagvormittag gefallen. Wie schnell das bei den Autofahrern ankomme, werde der Wettbewerb zwischen den Tankstellen entscheiden.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, begrüßte den Rückgang des Ölpreises. Ein Rückgang von Rohstoffpreisen sei grundsätzlich zu begrüßen, weil er helfe, den Prozess der Konjunkturerholung zu festigen, sagte Trichet dem Fernsehsender CNB.

Am Vortag hatten schwache US-Arbeitsmarktdaten und moderate Töne der EZB zur Inflationsentwicklung zu einem massiven Ölpreisverfall geführt, nachdem am Tag zuvor bereits der wöchentliche Bericht zu den US-Ölvorräten für Druck gesorgt hatte. Auch die Preise für Silber, Kupfer und andere Rohstoffe gaben nach.

Analysten wiesen darauf hin, dass sich die Fundamentaldaten zuletzt schwächer zu entwickeln schienen, nachdem die Ölpreise zuvor großteils von Konjunkturoptimismus und Liquiditätszuflüssen profitiert hätten.

Trichet hatte am Donnerstag eine Pause der Zinserhöhungspolitik der EZB angedeutet. Ein Ölanalyst sagte dazu, die Märkte seien davon ausgegangen, dass die EZB an der Zinsschraube dreht, während die US-Notenbank an der Nullzinspolitik festhält. Mit der veränderten Sicht sei eine Menge Druck von den Rohstoffmärkten abgelassen worden.