Nach 96 Jahren ist die "Albanische Frage" trotz Unabhängigkeit des Kosovo immer noch unbeantwortet. Nach der Niederlage des Osmanischen Reiches im ersten Balkankrieg (1912) entstand erstmals ein albanischer Nationalstaat, in dem damals wie heute jedoch nur etwa die Hälfte aller Albaner lebten. Dennoch erhoben schon bei seiner Gründung Griechenland, Serbien und Montenegro wegen großer albanischer Minderheiten Ansprüche auf große Teile des Staates.

Mit rund sechs Millionen Menschen gehören die Albaner zu den größeren Völkern auf der Balkanhalbinsel. Die Zersplitterung ihrer Siedlungsgebiete und die Aufspaltung in Clans und Sippen hat die Ausbildung eines gemeinsamen ethnischen Bewusstseins verzögert. Die Historiker sprechen von einer "verspäteten Nationswerdung". So wurde erst 1887 die erste Schule mit Albanisch als Unterrichtssprache in Korca in der heutigen Republik Albanien gegründet.

Die meisten Albaner, 3,1 Millionen, leben heute in Albanien. Knapp zwei Millionen Albaner sind im Kosovo zu Hause, das eine gemeinsame Grenze mit der "Mutterrepublik" besitzt. In Mazedonien leben 600 000 Albaner.