Angela Merkels neues Sprachrohr kommt stotternd ins Amt. Die Hauptstadtjournalisten hatten kein Erbarmen mit ihrem Ex-Kollegen.

Berlin. Für Regierungssprecher gibt es keine Schonfrist. Das musste Steffen Seibert (50) bei seinem ersten Auftritt in der Bundespressekonferenz gestern ziemlich schnell begreifen. Hatte er anfangs mit einer vorgeblichen Unsicherheit kokettiert – „Ich bin echt nervös, wie beim Abi und bei der Führerscheinprüfung zusammen…“ –, so wirkte er nach anderthalb Stunden sichtlich geschlaucht.

Kein Wunder. Kaum hatte Seibert erklärt, dass er den Job vor allem deshalb angenommen habe, weil er die Ziele der Bundesregierung für richtig halte, da musste er sich schon die scharfe Frage gefallen lassen: „Was finden Sie so gut? Die Hotelsteuer?“ Da wirkte er schon etwas perplex. Aber danach dauerte es trotzdem noch ein bisschen, bis ihm aufging, dass das keine freundliche Plauderei werden würde.

Das begriff Seibert dann beim Energie-Thema. Auf die Frage, ob die vier großen Energiekonzerne tatsächlich versucht hätten, die Bundesregierung mit Drohgebärden einzuschüchtern, darf ein Regierungssprecher eben nicht antworten: „Es ist nicht hilfreich, wenn die nach außen dringen.“ Tut er’s doch, wird nachgebohrt. Nach dem Motto: „Also hat es sie gegeben?“ Oder: „Und was gedenkt die Bundesregierung in diesem Fall zu tun?“ So gerät man als Regierungssprecher schnell in Teufels Küche.

Die Sprecher der Ministerien haben diesem Treiben gestern übrigens erst einmal erstaunlich ungerührt zugesehen. Spät, ziemlich spät haben sie Seibert etwas unter die Arme gegriffen. Das war, nachdem Seibert – es ging immer noch um Energie, speziell um die Gewinne beziehungsweise den Zugriff auf die Gewinne, die sich aus verlängerten AKW-Laufzeiten ergeben könnten – angestrengt lächelnd in die Runde geschaut und gemeint hatte: „Vielleicht kann auch das Ressort ein bisschen helfen?“

So leicht ist es also nicht, die Seite zu wechseln. Zumal es in der Bundespressekonferenz jederzeit um jedes politische Thema gehen kann. So wollte ein tschechischer Kollege von Seibert erfahren, ob es am Donnerstag, wenn die Bundeskanzlerin den tschechischen Ministerpräsidenten in Berlin empfange, auch um das Gebäude der Deutschen Botschaft in Prag gehen werde. „Wow!“ entfuhr es da dem neuen Regierungssprecher entgeistert, dem da wohl erst die ganze Dimension seiner neuen Arbeit aufgegangen ist.