Die Eröffnung des Hauptstadtflughafens wurde erneut verschoben - auf Oktober 2013. Nun geben auch Platzeck und Schwarz Fehler zu.

Berlin. Angesichts des Desasters um den Bau des neuen Hauptstadtflughafens haben sich Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und Flughafenchef Rainer Schwarz selbstkritisch gezeigt. Platzeck bezog dabei indirekt auch Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ein. Der Aufsichtsrat der Berliner Flughafengesellschaft hätte gegenüber Berichten über den Baufortschritt misstrauischer sein müssen, sagte Platzeck der "Märkischen Allgemeinen“ (Montag). Wowereit ist Vorsitzender des Aufsichtsrats, Platzeck sein Stellvertreter.

Viele Informationen über den Bau seien nicht bis zur Geschäftsführung der Flughafengesellschaft und daher auch nicht zum Aufsichtsrat gelangt, sagte Platzeck. Er verteidigte zugleich den Flughafenchef Rainer Schwarz, der wegen der dritten Verschiebung des Eröffnungstermins in der Kritik steht. Schwarz sei weniger für die konkrete Bauplanung als für das laufende Fluggeschäft verantwortlich gewesen.

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Schwarz musste am Montag vor dem Hauptausschuss des Brandenburger Landtags Rede und Antwort stehen. In den letzten Monaten vor dem Eröffnungstermin am 3. Juni seien technische Unzulänglichkeiten ausgeblendet worden, sagte er in Potsdam. Alles sei darauf ausgerichtet gewesen, dieses Datum zu halten. "In den letzten Monaten war zu viel Hoffnung als Realitätssinn da. Das muss ich mir anrechnen lassen“, sagte Schwarz.

Schwarz wies nochmals darauf hin, dass die beiden Geschäftsführungsbereiche strikt voneinander getrennt waren. Der entlassene Manfred Körtgen habe als Chefplaner den technischen Bereich allein zu verantworten gehabt. "Wir haben uns lediglich einmal in der Woche auf einer Sitzung abgestimmt“, sagte Schwarz, der Sprecher der Geschäftsführung und für den kaufmännischen Bereich zuständig ist.

Der Bund der Steuerzahler hatte gefordert, das hohe Gehalt von Schwarz deutlich zu senken. Unter den Chefs der Berliner Landesunternehmen lag Schwarz im vergangenen Jahr mit einem Jahresgehalt von 555.000 Euro an zweiter Stelle. Im Arbeitsvertrag von Schwarz steht, der Aufsichtsrat könne dessen Bezahlung kürzen, falls die Geschäfte der Flughafengesellschaft schlechter laufen sollten, wie die "Bild“-Zeitung (Montag) berichtete.

Am Freitag hatte der Aufsichtsrat angekündigt, der Flughafen werde erst am 27. Oktober 2013 eröffnet. Grund für die erneute Verschiebung um sieben Monate ist die mangelhafte Brandschutzanlage des Terminals. An diesem Dienstag will der Berliner Senat einen Nachtragshaushalt über die zusätzlichen Kosten beschließen. Berlin trägt wie Brandenburg entsprechend seinem Anteil von 37 Prozent an der Flughafengesellschaft 444 Millionen Euro der Mehrkosten von 1,2 Milliarden Euro. Auf den Bund entfallen 312 Millionen Euro. (dpa)