Berliner Flughafenstart verschiebt sich wohl weiter - Platzeck: Technikchef wird dies auf Aufsichtsratssitzung vorschlagen - Zeitung: Neuer Termin wird der 20. oder 27. Oktober 2013 - Lufthansa-Sprecher: Benötigen verlässlichen Termin

Berlin. Die Eröffnung des Berliner Großflughafens (BER) verzögert sich offenbar ein weiteres Mal. Auf der Aufsichtsratsitzung am Freitag werde der neue Technikchef Horst Amann einen entsprechenden Vorschlag machen, sagte der Sprecher von Brandenburgs Ministerpräsident und BER-Aufsichtsratsmitglied, Matthias Platzeck, am Dienstag. Es gehe um eine Verschiebung auf den Herbst kommenden Jahres. Ein Sprecher des Großflughafens wie auch ein Sprecher des Berliner Bürgermeisters und Aufsichtsratschef, Klaus Wowereit, wollten sich dazu nicht äußern. Die Eröffnung ist bereits mehrfach verschoben worden, zuletzt kurzfristig von Juni dieses Jahres auf den 17. März 2013 unter anderem wegen Problemen mit der Brandschutzanlage. Seither sollen die Bauarbeiten nahezu stillstehen. Die internationale Flugschau ILA findet vom 11. bis zum 16. September nahe dem unfertigen Hauptstadtflughafen statt.

Der neue Chefplaner Amann werde voraussichtlich den 20. oder 27. Oktober 2013 als neuen Termin nennen, berichtete die „Berliner Morgenpost“ unter Berufung auf Aufsichtsratskreise. Der 17. März 2013 sei nicht zu halten, zu groß seien die technischen Probleme. Amann wolle erst alle Planungen für das Milliardenprojekt aktualisieren, um weiteres Chaos auf der Baustelle zu vermeiden. Erst dann solle weitergebaut werden, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Regierungskreise. Aus Kreisen der Flughafengesellschafter Berlin, Brandenburg und Bund hieß es zuletzt, Amann plädiere für einen mindestens halbjährigen Probebetrieb des Flughafens mit Testpassagieren, bei dem alle Funktionen ausgiebig getestet werden müssten. Erst dann könne der reguläre Betrieb aufgenommen werden.

Dies befürwortet auch die Lufthansa. „Wir benötigen einen verlässlichen Eröffnungstermin“, sagte ein Unternehmenssprecher. Dazu gehöre, dass die Bauarbeiten endgültig beendet seien und eine ausreichend lange Probephase absolviert sowie eine Pufferzeit vorgesehen sei. Bezüglich der zusätzlichen Kosten, die durch eine erneute Verschiebung entstünden, sagte der Sprecher lediglich, diese würden dadurch nicht geringer. Die genaue Rechnung werde erst aufgemacht, wenn der Umzug anstehe. Zugleich versicherte der Lufthansa-Sprecher, dass derzeit der von Tegel laufende Flugverkehr reibungslos laufe. Der Winter werde allerdings mehr Herausforderungen bieten. Konkurrent Air Berlin wollte sich zunächst nicht äußern. „Wir warten erstmal ab, was der Aufsichtsrat am Freitag entscheidet“, sagte ein Airline-Sprecher. Die Sitzung soll am Vormittag beginnen.

Kritik kam aus der Politik. Die Berliner Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop sagte, die erneute Verschiebung sei eine „schlechte Nachricht für den Steuerzahler, jeder Monat Verschiebung kostet Millionen“. Der Aufsichtsrat müsse ein ehrliches Finanzkonzept vorlegen. Der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Oliver Luksic, sprach von einer „Blamage erster Klasse“. Haupteigentümer des neuen Großflughafens Berlin-Brandenburg sind die beiden Bundesländer. Der Bund hält 26 Prozent.

Der steinige Weg zum Hauptstadtflughafen

Dezember 1991: Gründung der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF). Gesellschafter sind die Länder Berlin und Brandenburg.

Januar 1992: Beginn der Planungen für den Flughafen mit dem Projektnamen Berlin Brandenburg International, BBI.

Juni 1996: Der Ausbau des Flughafens Schönefeld sowie die Schließung der Flughäfen Tegel und Tempelhof werden beschlossen.

August 2004: Das Genehmigungsverfahren für den BBI wird mit dem Planfeststellungsbeschluss abgeschlossen.

April 2005: Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig verhängt im Eilverfahren einen weitgehenden Baustopp. Bis zum Urteil sind nur Bauvorbereitungen gestattet.

März 2006: Das Gericht genehmigt in letzter Instanz den Bau des BBI unter verschärften Lärmschutzauflagen.

Juli 2008: Erster Spatenstich für das Flughafen-Terminal.

Oktober 2008: Nach 85 Jahren schließt der Flughafen Tempelhof.

Oktober 2009: Das Brandenburger Verkehrsministerium erlässt eine neue Nachtflugregelung: Keine Starts und Landungen von Mitternacht bis 5.00 Uhr, Ausnahme Post- und Regierungsmaschinen, Notfälle. In den Randzeiten davor und danach ist die Zahl begrenzt.

Juni 2010: Unter anderem wegen der Pleite einer Planungsfirma wird die Eröffnung von Ende Oktober 2011 auf den 3. Juni 2012 verschoben.

September 2010: Die Deutsche Flugsicherung legt einen ersten Flugrouten-Vorschlag vor. Tausende Betroffene gehen dagegen auf die Straße. Es gibt neue Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss.

Oktober 2011: Das Bundesverwaltungsgericht gibt grünes Licht für nächtliche Flüge in den Randzeiten. Der Airport kann ohne weitere Einschränkungen an den Start gehen.

Januar 2012: Das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung legt die Flugrouten fest und folgt im wesentlichen einem Vorschlag der Fluglärmkommission aus Gemeinde- und Airline-Vertretern.

Mai 2012: Vier Wochen vor dem Termin wird wegen Problemen mit der Brandschutzanlage die Eröffnung des Flughafens erneut abgesagt. Später wird Chef-Planer Manfred Körtgen entlassen.

Juni 2012: Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg spricht den Anwohnern das Recht auf besseren Schallschutz zu.

22. Juni 2012: Der Aufsichtsrat entscheidet, den neuen Starttermin 17. März erneut zu überprüfen und am 16. August darüber zu entscheiden.

31. Juli 2012: Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig weist die Klage von Anwohnern ab, das Genehmigungsverfahren für den neuen Hauptstadtflughafen neu aufzurollen. Jetzt steht der Eröffnung des Airports zumindest juristisch nichts mehr im Weg.

16. August 2012: Der Aufsichtsrat lässt – anders als geplant – weiter offen, ob der BER wirklich am 17. März 2013 eröffnet werden kann, und verschiebt die Entscheidung auf den 14. September. Eine Finanzspritze soll den Flughafen vor der Zahlungsunfähigkeit retten.

7. September 2012: Auf Vorschlag von Technikchef Horst Amann wird der Aufsichtsrat in einer vorgezogenen Sitzung voraussichtlich entscheiden, die derzeit für März 2013 geplante Eröffnung noch einmal zu verschieben. Im Gespräch ist nun ein Termin Ende Oktober 2013.

Mit Material von dpa, dapd und reuters