Spitzenpolitiker, allen voran EU-Kommissar Günter Verheugen, fordern Erhalt des Traditionsunternehmens.

Hamburg/Brüssel. In einem dramatischen Appell haben sich Spitzenpolitiker an Kanzlerin Angela Merkel gewandt, um den Autobauer Opel mit 25 000 Mitarbeitern in Deutschland zu retten . "Wir dürfen Opel nicht verlieren", sagte der Vizepräsident der EU-Kommission, Günter Verheugen, im Interview mit dem Abendblatt. "Worum es heute geht, ist die Bewältigung einer Krise, in die ein europäischer Hersteller trotz großer Investitionen in umweltfreundliche Autos, trotz innovativer Produkte geraten ist." Verheugen sagte, der Staat müsse sich "darum kümmern, dass Produkte bezahlbar bleiben und dass Menschen genügend in der Tasche haben, um auch konsumieren zu können".

Der ehemalige Arbeitsminister Norbert Blüm, der in Rüsselsheim geboren und bei Opel zum Werkzeugmacher ausgebildet wurde, forderte: "Lasst Opel nicht absaufen. Rüsselsheim ist nicht durch Erfolgosigkeit in die Krise geraten, sondern durch General Motors. Die haben denen reingeredet, die haben eine Modellpolitik des vorigen Jahrhunderts gemacht. Opel in Rüsselsheim hat immer ein volksnahes Auto gebaut."

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers sagte "Bild am Sonntag": "Wir lassen Opel nicht untergehen." Sein Land sowie Hessen, Rheinland-Pfalz und Thüringen würden gemeinsam mit dem Bund Bürgschaften gewähren. Die Kanzlerin trifft sich heute mit der Führung des Autobauers, der um staatliche Bürgschaften von einer Milliarde Euro bittet. Opel droht von der angeschlagenen US-Mutter General Motors in den Abgrund gerissen zu werden. Merkel trifft zunächst den Europachef von General Motors, Carl-Peter Forster, Opel-Chef Hans Demant sowie den Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Klaus Franz. Die Kanzlerin sagte, man werde sich "Schritt für Schritt mit der Situation vertraut machen und nach Lösungsmöglichkeiten suchen".

SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier lud derweil Betriebsräte von Autobauern ins Außenministerium ein, was in der Union massiven Widerspruch auslöste. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla kritisierte, das Treffen eines SPD-Kanzlerkandidaten mit Betriebsräten habe im Auswärtigen Amt "nichts verloren". Das Ministerium entgegnete, die Autoindustrie sei international so stark verflochten wie keine andere Branche.

Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) warnte, auch andere Branchen könnten nach Staatshilfen rufen, wenn die Regierung jetzt einem Autohersteller helfe. Industriekommissar Verheugen entgegnete im Abendblatt, er sehe "nirgendwo eine Branche, die nach Subventionen schreit". Europas Industriepolitik sei auch nicht auf Subventionen ausgerichtet.

Die staatliche Bürgschaft muss nach Ansicht der Opel-Betriebsräte an Zusagen für Werke, Stellen und Investitionen geknüpft werden. "Die Politik muss sicherstellen, dass die Gelder nicht aus dem Opel-Verbund abfließen können", sagte Gesamtbetriebsratsvorsitzender Franz.