Grüne bekommen Post von der Partei. 60 000 Mitglieder sollen über Spitzenkandidaten entscheiden, wenn Sonderparteitag Ja sagt.

Berlin. Die Grünen hoffen durch die geplante Urwahl ihres Spitzen-Duos für die Bundestagswahl auf neuen Schwung und die Mobilisierung ihrer Mitglieder. „Meine Einschätzung ist, dass ungelöste Führungsfragen und ungelöste Struktur- und Machtfragen lähmen“, sagte Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke am Donnerstag in Berlin. Sie rechnet damit, dass etwa zwei Drittel der 60 000 Parteimitglieder mitmachen – und damit im Hinblick auf das Wahljahr 2013 auch grüne Inhalte stärker debattiert werden.

Die Delegierten eines kleinen Sonderparteitags sollen das Verfahren am Wochenende in Gang setzen. „Ich gehe davon aus, dass die Partei sich kommenden Sonntag für diesen Weg entscheidet“, sagte Lemke. Der Weg dahin sei „durchaus steinig“ gewesen, räumte sie ein. In der Partei hatte es auch kritische Stimmen zur Frage eines Mitgliederentscheids gegeben.

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Bisher haben sechs Politiker ihre Kandidatur für das Spitzen-Duo angekündigt: die Fraktionsvorsitzenden Renate Künast (56) und Jürgen Trittin (58), Parteichefin Claudia Roth (57), Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (46) sowie zwei weitgehend unbekannte Basis-Vertreter. Lemke betonte, den Kandidaten gehe es ausschließlich um einen inhaltlichen Diskurs.

Die Urabstimmung dauert bis 31. Oktober und soll zwischen 90 000 und 100 000 Euro kosten. Mitmachen können alle rund 60 000 Mitglieder. Das Ergebnis soll eine Woche vor dem nächsten Parteitag Mitte November in Hannover vorliegen. „Das Ergebnis der Urwahl gilt“, sagte Lemke.

Zur Frage, ob die erfolgreichen Bewerber bei einer möglichen Regierungsbeteiligung für ein Ministeramt gesetzt sind, äußerte sich Lemke zurückhaltend: Wenn die Partei Kandidaten wähle, nehme sie auch an, dass beide ein Ministerium führen könnten. Bei mehreren Veranstaltungen in den Ländern sollen sich die Parteimitglieder ein Bild von den Bewerbern machen können.

Mit Material von dpa