Durch die Energiewende werden um bis zu 30 Prozent höhere Stromkosten erwartet. Die Verantwortung dafür geben die Konzerne dem Staat.

Berlin. Die Stromkonzerne rechnen im Zuge der Energiewende mit deutlich höheren Preisen und machen dafür den Staat verantwortlich. "Ich gehe davon aus, dass die Rechnung für Privatkunden bis 2020 um bis zu 30 Prozent steigen könnte", sagte der Europa-Chef von Vattenfall, Tuomo Hatakka, der "Süddeutschen Zeitung". Die Kosten für Wind- und Solarparks, neue Leitungen und Kraftwerke beliefen sich in den kommenden zehn Jahren auf 150 Milliarden Euro. Ein Großteil davon werde auf die Stromrechnung umgelegt. "Die Preise für Verbraucher steigen vor allem wegen steigender Umlagen für erneuerbare Energien und für Stromnetze." Die Energiewende werde auch länger dauern als bislang geplant.

Verbraucherschützer werfen dagegen den großen Versorgern E.on, RWE, Vattenfall und EnBW seit Jahren Preistreiberei vor. In den vergangenen Tagen sind erneut Vorwürfe laut geworden, die Konzerne gäben den gefallenen Börsenpreis für Strom nicht an die Kunden weiter, während gestiegenen Kosten stets umgehend auf der Rechnung der Verbraucher auftauchten. Die Unternehmen weisen dies unter anderem mit dem Hinweis zurück, ihren Strom auf Jahre im Voraus zu verkaufen. Die jetzigen Preise hätten ihren Ursprung in den Marktbedingungen vergangener Jahre, als die Preise höher waren. Derzeit liegt der Börsenpreis für Strom mit rund 50 Euro je Megawattstunde fast auf dem tiefsten Stand seit zwei Jahren.

+++ Altmaier will nicht über Strompreise spekulieren +++

Es wird erwartet, dass die Umlage zur Förderung des Ökostroms wegen des massiven Ausbaus von Solar- und Windenergie 2013 von derzeit 3,5 Cent je Kilowattstunde auf etwa fünf Cent steigen wird. Der Strompreis für Haushaltskunden liegt derzeit bei etwa 25 Cent je Kilowattstunde. Die Ökostrom-Lobby kritisiert, dass weite Teile der Industrie aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit die Abgabe zur Förderung der erneuerbaren Energie kaum oder gar nicht zahlen müssten - das ginge zu Lasten der Haushaltkunden.

Um die Entwicklung bei den Kosten der Energiewende geht es auch bei einem Treffen von Regierung, Arbeitgebern und Gewerkschaften heute im Kanzleramt. In Regierungskreisen wurde aber dementiert, dass es sich dabei um einen "Strompreisgipfel" handelt. Teilnehmen werden Kanzleramtschef Ronald Pofalla (CDU), Umweltminister Peter Altmaier (CDU), Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sowie Vertreter von BDI und DGB.