Die Kernenergie-Anlagen in Norddeutschland sind durch die Elbeflut nicht gefährdet. "In Gorleben kann gar nichts passieren", sagte Jutta Kremer-Heye vom niedersächsischen Umweltministerium. Das Zwischenlager mit Atommüll und die Erkundungs-Schächte für ein Endlager im Landkreis Lüchow-Dannenberg seien zwar nur zwei Kilometer von der Elbe entfernt, lägen aber gut einen Meter oberhalb der Deichlinie. Die Flut könne den Komplex im Gartower Forst deshalb nicht erreichen. Auch vom steigenden Grundwasser gehe kein Risiko aus. Für das Kernkraftwerk Krümmel und weitere Atomanlagen bei Geesthacht (Schleswig-Holstein) gibt es ebenfalls Entwarnung. "Wir haben genügend Luft", sagte Schleswig-Holsteins Energieminister Claus Möller (SPD). Im Ernstfall könne das Kraftwerk alle Schotten dichtmachen. Zudem würden vor einer Überflutung des Kraftwerks eher die Deiche auf der gegenüberliegenden Elbseite in Niedersachsen überlaufen. Theoretisch sei auch denkbar, die Deiche zu sprengen. Einen Krisenfall schloss Möller aus. Nach der Flutprognose soll die Elbe bei Geesthacht auf allenfalls 7,80 Meter steigen. Der Reaktor liegt direkt hinter der Elbstraße (8,50 Meter) und ist durch eine Betonmauer (1,20 Meter) geschützt. Die Türen zum Herzstück des Kraftwerks (Reaktorgebäude und Kühlsysteme) können zudem zugeschweißt werden. Krümmel könnte so einer Zehn-Meter-Flut trotzen. Die Elbdeiche gegenüber messen dagegen höchstens 9,50 Meter. Absolut flutsicher sind die beiden anderen Atomanlagen in Geesthacht. Die Landessammelstelle für schwach radioaktive Abfälle liegt 20 Meter, der Forschungsreaktor der GKSS sogar 50 Meter über der Elbe. Weil die Flutwelle sich hinter Geesthacht verläuft, besteht für die drei Kernkraftwerke stromabwärts in Stade, Brokdorf und Brunsbüttel keine Gefahr. Der Reaktor in Krümmel soll nach Flutende unter die Lupe genommen werden. Möller will Bodenproben ziehen und sicherstellen, dass wirklich keine Radioaktivität nach außen gedrungen ist. Der Meiler ist derzeit zur Jahresrevision abgeschaltet. Er erzeugt aber Nachzerfallswärme. Theoretisch könnte eine Überflutung eine Kettenreaktion in Gang setzen und bei Ausfall der Kühlung und weiterer Systeme zum GAU führen.