Die Botschaften der Trauer und des Abschieds von den Opfern des Amokläufers. Wird die Schule in Winnenden später abgerissen?

Winnenden. Kerzen, Stofftiere, Abschiedsbriefe - nach dem Schock über den Amoklauf mit 16 Toten äußern die Menschen in Winnenden ihre Trauer an der Albertville-Realschule in vielerlei Form. "Der 11. März ist unser 11. September", steht - unter Anspielung auf die Terroranschläge von 2001 in den USA - auf einer der handgeschrieben Botschaften, die mit Kerzen und Blumen vor dem Schulgebäude abgelegt oder an der Kirche auf ein Brett geheftet wurden.

In einer gegenüberliegenden Stadthalle werden immer noch Schüler betreut. Manche wollten reden, manche wollten nur still dasitzen und in den Arm genommen werden, berichtet Annette Kull vom Deutschen Roten Kreuz. Manche wollten am liebsten sofort wieder zum Unterricht gehen, andere wollten das Schulgebäude, in dem der Amokläufer Tim K. zwölf Menschen erschoss, nie wieder betreten.

Die Albertville-Realschule ist von der Polizei abgesperrt, die meisten Klassenzimmer sind dunkel. Die drei vor der Schule aufgestellten Fahnen wehen auf Halbmast. Ein Lkw bringt Umzugskartons. Auch nächste Woche wird nach Auskunft der Schulleiterin Astrid Hahn der Unterricht noch nicht wieder aufgenommen, und auch danach wird er nicht in dem Gebäude stattfinden. Was aus der Schule wird, ob sie umgebaut wird wie das Gutenberg-Gymnasium in Erfurt nach dem Amoklauf 2002 oder gar abgerissen, ist nach Angaben der Stadt noch nicht entschieden.

Auch in der Innenstadt von Winnenden kann von Alltag keine Rede sein. In den Cafes und Supermärkten drehen sich die Gespräche fast ausschließlich um die Tat. Es scheint, als kenne jeder jemanden, der direkt oder indirekt betroffen ist. Als am Freitagnachmittag ein Polizeiauto mit Sirene durch die Fußgängerzone rast, blicken ihm die Passanten erschrocken nach, einige laufen entsetzt aus den Geschäften, um zu sehen, was passiert ist. Diesmal war es ein Schwelbrand in einem Supermarkt.