Tim K. war psychisch krank, hasste die Welt und hatte das auch seinen Eltern gesagt. Dennoch konnten die Eltern den Amoklauf nicht verhindern. Der Vater von Tim K. muss sich demnächst vor Gericht verantworten: Die Anklage wirft ihm fahrlässige Tötung von 15 Menschen vor.

Denn der Vater von Tim K. bewahrte die Tatwaffe, eine Sportpistole Beretta, entgegen allen Vorschriften im Kleiderschrank seines Schlafzimmers auf. Er war begeisterter Sportschütze, zeigte dem Sohn auf einem Schießstand den Umgang mit der Waffe. Am Morgen des 11. März 2009 betritt der 17-Jährige mit Waffe und Munition seine ehemalige Schule, die Albertville-Realschule in Winnenden. Wortlos erschießt er neun Schüler und drei Lehrerinnen, flüchtet vor den eintreffenden Polizisten. In der Gartenanlage der benachbarten Psychiatrie erschießt er einen Monteur, auf dem Parkplatz der Klinik nimmt er einen Mann als Geisel. Zweieinhalb Stunden dauert die Irrfahrt, bei einer Autobahnausfahrt bei Wendlingen kann die Geisel fliehen. K. stürmt in ein Industriegebiet, betritt den Verkaufsraum eines Autohauses, tötet einen Verkäufer und einen Kunden. Im Hof des Autohauses, als er von den Einsatzkräften umzingelt ist, tötet sich Tim K. selbst.

Zwar wurde infolge des Amoklaufs das Waffenrecht verschärft, aber in der Praxis habe sich diese Maßnahme nicht bewährt, sagte Konrad Freiberg, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei: "Theoretisch haben die Behörden jetzt zwar die Möglichkeit, unangemeldet Kontrollen bei Waffenbesitzern durchzuführen, aber praktisch fehlt ihnen das Personal. Das ist der Widerspruch, den wir ein Jahr nach Winnenden erkennen müssen."