Vattenfall-Chef räumt weiteren Schaden in dem Reaktor ein und will heute die Anlage öffnen lassen. SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier fordert Stilllegung.

Berlin. Es war ein spürbar angespannter Tuomo Hattaka, der sich gestern in der Berliner Vattenfall-Zentrale der Öffentlichkeit stellte. Kein leichter Gang für den Vorstandschef von Vattenfall Europe: Er wollte und sollte erklären, wie es zu dem Kurzschluss im Atomkraftwerk Krümmel gekommen war, der am Wochenende ein Chaos in Teilen Hamburgs verursacht hatte.

Doch Hattaka hatte keine Begründung dafür mitgebracht, warum jene Überwachungseinrichtung, die den Kurzschluss vielleicht hätte verhindern können, nicht eingebaut worden war. Und damit nicht genug: Der Strom-Manager musste auch noch eine weitere Panne einräumen. Demnach wurde inzwischen festgestellt, dass mindestens ein Brennelement in dem Kernkraftwerk defekt ist.

Zwar seien solche Schäden nichts Ungewöhnliches. Aber trotzdem will Vattenfall schon heute den Reaktordeckel der Anlage öffnen, um herauszufinden, welcher Brennstab betroffen ist. Der Schaden gehe eventuell auf ein Problem bei der Filterung im Wasserkreislauf zurück. Dies habe nach ersten Erkenntnissen nichts direkt mit dem Trafo-Kurzschluss vom Wochenende zu tun. Alles Weitere soll ein Sonderermittler herausfinden, über dessen Erkenntnisse der Konzern die Öffentlichkeit regelmäßig auf dem Laufenden halten will.

"Jetzt stehen alle Prozesse, technisch und organisatorisch, auf dem Prüfstand", sagte Hatakka zur Begründung. Ziel sei es, die höchste Sicherheit in den Kernkraftwerken zu erreichen. Die Versäumnisse seines Unternehmens in Zusammenhang mit dem Kurzschluss im Atomkraftwerk Krümmel seien ein "herber Rückschlag für alle Anstrengungen, die wir in den vergangenen zwei Jahren bezüglich unserer Sicherheitskultur unternommen haben".

Er wolle allerdings eines unmissverständlich klarstellen: "Zu keinem Zeitpunkt haben wir Informationen zurückgehalten. 18 Minuten nach der Reaktorschnellabschaltung, um 12.20 Uhr, haben wir offiziell telefonisch die Polizei über das Ereignis informiert." Allerdings sei das Unternehmen dem "eigenen Anspruch" nicht gerecht geworden, "dass die atomrechtliche Aufsichtsbehörde zuerst von uns" informiert werde. Man habe sich zunächst ein genaues Bild von der Lage verschaffen und dann dort anrufen wollen.

SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier zeigte sich von den Ausführungen unbeeindruckt. Er verlangte, die Anlage in Krümmel endgültig zu schließen. "Die wiederholten Pannen in Krümmel haben das Vertrauen vieler Menschen in die Atomenergie weiter erschüttert", sagte der Außenminister. Vattenfall habe seine "Bewährungsprobe" nicht genutzt. Die Grünen verlangten eine Sondersitzung des Bundestagsumweltausschusses wegen der Krümmel-Pannen.

Vattenfall lädt für Sonnabend, 11. Juli, 10 Uhr, zu einer Informationsveranstaltung im Kernkraftwerk (Elbuferstraße 82) ein. Der Geschäftsführer der Nuklearsparte, Ernst Michael Züfle, beantwortet Fragen.