Hessens Ministerpräsident Roland Koch macht sich für Atomkraftwerke stark und nennt Umweltminister Sigmar Gabriel einen erfolglosen „Showpolitiker“.

Hamburg. Nach dem Störfall im Atomkraftwerk Krümmel hat der stellvertretende CDU-Vorsitzende Roland Koch die Energiekonzerne ungewöhnlich scharf angegriffen. „Die Dummheit der Energiekonzerne in ihrer Kommunikation ist kaum noch beschreibbar“, sagte Koch im Interview des Hamburger Abendblatts (Sonnabend-Ausgabe). Betreiber, die sich verhielten wie Vattenfall in Krümmel, würden „unfreiwillig selbst zu den größten Gegnern der Kernkraft“. Es mache ihn fassungslos, dass Energiekonzerne „es nicht so wichtig nehmen, wann sie etwas melden – vor allem in Krümmel, wo der Betreiber nach dem letzten Störfall zwei Jahre Zeit hatte, um zu üben“.



Koch forderte zugleich, sichere Atomkraftwerke unbegrenzt laufen zu lassen. „Wir wollen alle politischen Laufzeitbeschränkungen aufheben“, kündigte Hessens Ministerpräsident für die Zeit nach der Bundestagswahl an. „Die Frage, wie lange ein Kernkraftwerk sicher ist, soll nach dem Stand von Wissenschaft und Technik entschieden werden – der TÜV und nicht Herr Gabriel soll das bestimmen.“ Wann der Ausstieg aus der Atomkraft tatsächlich erfolge, hänge von der Entwicklung erneuerbarer Energien ab. „Bis Mitte des Jahrhunderts wollen wir in der Lage sein, voll auf erneuerbare Energien zu bauen.“


Koch attackierte auch Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) und bezeichnete ihn als „Showpolitiker, der in der Umweltpolitik über Jahre keinen einzigen Erfolg gelandet hat und nun drei Monate vor der Wahl versucht, sich als Anti-Kernkraft-Mann zu profilieren“. Das zeige auch seine Reise nach Tschernobyl. Die Forderung Gabriels, den Bundesländern die Atomaufsicht zu entziehen, wies Koch zurück: „Eine Aufsicht durch den Bund würde nichts verbessern. Es gibt keinen Anlass zu unterstellen, dass etwa die schleswig-holsteinische SPD-Ministerin Trauernicht unfähiger wäre als Herr Gabriel.“